Die Engellehre anhand der Schriften
der großen Theologen und des kirchlichen Lehramtes

Hl. Thomas von Aquin: Summa Theologiae

Hl. Thomas von Aquin: Summa Contra Gentiles

Die Gesamtheit der Theologie des Hl. Thomas besteht aus mehren Bänden. In der Wirklichkeit sind es fünf  Bände. In der Logik aber hat es der große Theologe in drei unterteilt:
1. Teil: Gottes Schöpfung und sein Wirken in der Schöpfung
2. Teil: Das menschliche Handeln: Dieser Teil ist wiederum unterteilt in 2 Unterteilen:
"1.Teil des 2.Teiles" : Das Wesen des Handelns an sich und
"2. Teil des 2 Teiles" : Die Tugenden, Urquelle des menschlichen Handelns
3. Teil: Gottes Handeln im einst menschlichen Christus und im verklärten Christus, der durch seine Sakramente wirkt. Dieser Teil ist ebenfalls unterteilt in
"3. Teil" und "Ergänzung"

 

 


Seine ganze Theologie hat der Theologe im Stil der einzelnen Fragestellung aufgebaut. Zuerst wird die Frage gestellt, dann  mit Gründen dagegen (1. 2. 3) beantwortet, darauf mit einem weiteren Grund dafür oder dagegen beantwortet (Anderseits), und schließlich mit einer Erörterung, der definiten ANTWORT, behandelt. Danach folgt noch die Entkräftung der nach der Fragestellung gegebenen negativen  Gründe (Zu 1. zu 2. zu 3. ...)

Die Engel finden sich in den  Fragen in der rechten Spalte:

1. Teil:
50. - 64. FRAGE: Die Engelwelt
50. FRAGE: Vom Wesen der Engel überhaupt
51. FRAGE: Das Verhältnis der Engel zu den Körpern
52.  FRAGE: Vom Verhältnis der Engel zum Ort
53.  FRAGE: Von der Ortsbewegung der Engel
54.  FRAGE: Von der Erkenntnis der Engel
55.  FRAGE: Von dem Erkenntnismittel der Engel
56.  FRAGE: Über die Erkenntnis der Engel im Bereich der unstofflichen Dinge
57.  FRAGE: Von der Erkenntnis der Engel hinsichtlich der stofflichen Dinge
58.  FRAGE: Von der Weise des Erkennens der Engel
59.  FRAGE: Vom Willen der Engel
60.  FRAGE: Von der Liebe oder Zuneigung der Engel
61.  FRAGE: Von der Hervorbringung der Engel zum Sein der Natur
62.  FRAGE: Von der Vollendung der Engel im Sein der Gnade und Herrlichkeit
63.  FRAGE: Von der Schlechtheit der Engel in bezug auf ihre Schuld
64.  FRAGE: Von der Strafe der bösen Geister
65. FRAGE, Artikel 3: Sind d. Körperdinge  unter Vermittlung d. Engel hervorgebracht?
65. FRAGE, Artikel  4 :Sind die Wesensformen der Körper von den Engeln?
75. FRAGE, Artikel 7: Ist die Seele von der selben Art wie der Engel?
88. FRAGE, Artikel 1: Kann die menschliche Seele d.  Stofflose durch diese selbst erkennen?
88. FRAGE, Artikel 2: Kann unser Verstand durch Stoffliches das Stofflose  erkennen?
90. FRAGE, Artikel 3: Ob die Vernunftseele unmittelbar von Gott hervorgebracht wurde
93. FRAGE, Artikel 3: Ob d. Engel vollkommener ein Ebenbild Gottes ist als d. Mensch
94. FRAGE, Artikel 2: Ob Adam im Unschuldsstande die Engel in ihrem Wesen geschaut hat
106-114 Von den Engeln in Wirkung auf die Schöpfung
106.  FRAGE: Wie ein Geschöpf das andere bewegt
107.  FRAGE: Von der Sprache der Engel
108.  FRAGE: Von den Stufen der Engel nach Rangfolgen und Chöre
109.  FRAGE: Von den Stufenordnungen der bösen Engel
110.  FRAGE: Das Walten der Engel über die körperliche Schöpfung
111.  FRAGE: Von der Einwirkung der Engel auf den Mensch
112.  FRAGE: Von der Sendung der Engel
113.  FRAGE: Vom Beschützeramt der guten Engel
114.  FRAGE: Von der Anfechtung der bösen Engel
2. Teil
Einzelaspekte der Engel in 1. Teil des 2. Teiles
3. FRAGE,  Artikel 7: Ob uns die Erkenntnis der Engel glücklich macht?
89. FRAGE,  Artikel 4: Ob ein guter oder schlechte Engel leicht sündigen kann?
98. FRAGE,  Artikel 3: Wurde das Alte Gesetz durch Engel gegeben?
Einzelaspekte der Engel in 2. Teil des 2. Teiles
5. FRAGE,  Artikel 1: Hatten Engel und Mensch in ihrer ursprünglichen Seinsweise Glauben?
5. FRAGE,  Artikel 2: Ist in den gefallenen Engeln (noch) Glaube?
25. FRAGE,  Artikel 10: Müssen wir die Engel aus der heiligen Liebe lieben?
25. FRAGE,  Artikel 11: Müssen wir die Dämonen aus heiliger Liebe lieben?
172. FRAGE,  Artikel 2: Ergeht die prophetische Offenbarung durch Engel?
3. Teil
Einzelaspekte der Engel in 3. Teil
8. FRAGE,  Artikel 4: Ist Christus als Mensch das Haupt der Engel?
11. FRAGE,  Artikel 4: War das eingegossene Wissen Christi geringer als das der Engel?
12 FRAGE,  Artikel 4: Hat Christus von den Engeln Wissen empfangen?
30. FRAGE,  Artikel 2: Musste der Maria die Botschaft durch einen Engel gebracht werden?
30. FRAGE,  Artikel 3: Musste der Engel bei der Verkündigung an Maria  sichtbar erscheinen?
36. FRAGE,  Artikel 5: Musste die Geburt Christi durch den Engel und den Stern verkündet w.?
59. FRAGE,  Artikel 5: Erstreckt sich die richterliche Gewalt Christi auf die Engel?
64. FRAGE,  Artikel 7: Können die Engel Sakramente spenden?
80. FRAGE,  Artikel 2: Kann nur der Mensch oder können auch die Engel dieses Sakrament geistig empfangen?
Einzelaspekte der Engel in  Ergänzung
16. FRAGE,  Artikel 3: Ist der Engel, der gute oder böse, für die Buße empfänglich?
76. FRAGE,  Artikel 2: Werden die Engel auf irgendeine Weise zur Auferstehung beitragen?
89. FRAGE,  Artikel 3: Müssen die Engel richten?
89. FRAGE,  Artikel 4: Vollstrecken die Dämonen ihr  Gerichtsurteil an den Verdammten?
95. FRAGE,  Artikel 4: Besitzen die Engel Brautgaben?
96. FRAGE,  Artikel 9: Gebührt den Engeln ein Siegeszeichen?
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aller Fragen: Sum. Theol.

ZWEITER TEIL, ERSTER PART

3. FRAGE:
WAS IST GLÜCK?

7. ARTIKEL

Ob das Glück im Wissen getrennter Substanzen besteht, namentlich der Engel besteht?

1. Es sagt nämlich Gregor in einer Predigt: "Es nutzt nichts, um an den Festen von Männern teilzunehmen, wenn wir nicht an den Festen von Engeln teilnehmen"; durch das er letztes Glück bezeichnet. Aber wir können an den Festen der Engel durch deren Betrachtung teilnehmen. Deshalb scheint es, das letzte Glück des Menschen besteht im Betrachten der Engel.

2. Die letzte Vollendung jeder Sache ist, seinem Prinzip verbunden zu werden; darum wird ein Kreis eine perfekte Figur genannt, weil sein Anfang und Ende zusammenfallen. Aber der Anfang menschlicher Erkenntnis ist von den Engeln, durch welche die Menschen erleuchtet werden, wie Dionysius sagt. Deshalb besteht die Vollendung des menschlichen Intellektes in der Betrachtung der Engel.

3. Jede Natur ist, wenn mit einer höheren Natur verbunden, perfekt; ebenso wie die letzte Vollendung eines Körpers die Verbindung zu seiner geistigen Natur ist. Aber in der Ordnung der Natur sind über dem menschlichen Intellekt die Engel. Darum ist die letzte Vollendung des menschlichen Intellektes, mit den Engeln durch Betrachtung verbunden zu werden.

ANDERSEITS. Es ist bei Jer 9,24 geschrieben: "Wer sich rühmen will, rühme sich dessen, dass er Einsicht hat und mich erkennt." So besteht der letzte Ruhm des Menschen oder sein Glück nur in der Erkenntnis Gottes.

ANTWORT: Wie oben angegeben, ist zu sagen, dass das perfekte Glück des Menschen nicht in dem besteht, was die Vollkommenheit des Intellektes ist gemäß irgendeiner Teilnahme, sondern in dem, was durch sein Wesen als solches ist. Es ist aber offensichtlich, dass was immer die Vollendung einer Macht ist, ist es insoweit, wie der eigentliche formelle Gegenstand zu dieser Macht gehört. Nun ist der eigentliche Gegenstand des Intellektes die Wahrheit. Deshalb vervollkommnet die Betrachtung von dem, was auch immer an der Wahrheit teilgenommen hat, den Intellekt nicht mit seiner letzten Vollendung. So ist die Ordnung der Dinge das Gleiche im Sein und in der Wahrheit; was immer seiend ist durch Teilnahme, ist durch Teilnahme wahr. Nun haben die Engel Sein durch Teilnahme: weil in Gott allein sein Seiendes sein Wesen ist, wie im ersten Teil gezeigt wurde, [Frage 44, Artikel 1]. Daraus folgt, dass Betrachtung von Ihm [Gott] den Menschen vollkommen froh macht. Aber es gibt keinen Grund, warum wir kein bestimmtes unvollkommenes Glück in der Betrachtung der Engel zugeben sollten; sie ist tatsächlich höher als in der Überlegung spekulativer Wissenschaft.

Zu 1. Wir werden an den Festen der Engel teilnehmen, durch das Betrachten nicht nur von Engeln, sondern zusammen mit ihnen auch von Gott selbst.

Zu 2. Gemäß jenen, die meinen, menschliche Seelen seinen von den Engeln geschaffen worden, scheint es zu passen, dass das Glück des Menschen in der Betrachtung der Engel bestünde, in der Einheit, wie es einst war, des Menschen zu seinem Prinzip. Aber dies ist falsch, wie in Ersten Teil angegeben wurde [Frage 90, Artikel 3]. Daher ist die letzte Vollendung des menschlichen Intellektes durch Einheit mit Gott, der das erste Prinzip ist, sowohl bei der Schaffung der Seele wie bei seiner Erleuchtung. Hingegen erleuchtet der Engel wie ein Diener, wie im Ersten Teil angegeben ist [Frage 111, Artikel 2, Zu 2]. Infolgedessen durch seine Hilfeleistung hilft er dem Menschen das Glück zu erlangen; aber er ist nicht der Gegenstand vom menschlichen Glück.

Zu 3. Die niedere Natur erreicht das höhere auf zwei Weisen. *Zuerst, gemäß dem Grad der teilnehmenden Macht: und so wird die letzte Vollendung des Menschen in seinem Erlangen einer Betrachtung wie das von den Engeln bestehen. *Zweitens, wie das Objekt von der Macht erfasst ist: und so ist die letzte Vollendung jeder Macht, zu erlangen das, in dem die Fülle seines formellen Gegenstandes gefunden wird.

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89. FRAGE:
DIE LÄSSLICHE SÜNDE AN SICH

4. ARTIKEL

Ob ein guter oder ein böser Engel lässlich sündigen kann?

1. Es scheint, dass ein guter oder böser Engel lässlich sündigen kann. Weil der Mensch mit den Engeln im höheren Teil von seiner Seele, die der Verstand genannt wird, übereinkommt, sagt Gregor: "Der Mensch versteht mit den Engeln". Aber der Mensch kann eine lässliche Sünde im höheren Teil seiner Seele begehen. Deshalb kann ein Engel auch eine verzeihliche Sünde begehen.

2. Derjenige, der mehr machen kann, kann weniger tun. Aber ein Engel konnte ein geschaffenes Gut mehr als Gott lieben, und er machte es, und so sündigte er tödlich. So konnte er auch eine Kreatur unmäßig weniger als Gott lieben, indem er lässlich sündigte.

3. Böse Engel scheinen, Sachen zu machen, die allgemein verzeihliche Sünden sind, durch das Anstiften von Menschen zu Gelächter, und andere ähnliche Schwächen. Aber der Umstand der Person macht keine sterbliche Sünde, die lässlich ist, wie oben angegeben [Artikel 3], außer wenn es ein besonderes Verbot gibt, das nicht der Fall ist. Deshalb kann ein Engel verzeihlich sündigen.

Anderseits Die Vollendung eines Engels ist größer als jene, die der Mensch am Anfang hatte. Aber der Mensch konnte im ursprünglichen Zustand nicht lässlich sündigen, und deshalb kann es auch viel weniger ein Engel.

ANTWORT: Der Intellekt eines Engels, wie oben im Ersten Teil angegeben [Frage 58, Artikel u. Frage 79, Artikel 8], ist nicht diskursiv, d.h. es geht nicht von Prinzipien zu Schlüssen, so wie beides getrennt zu verstehen ist, wie wir Menschen es tun. Folglich, wenn immer der engelhafte Intellekt einen Schluss zieht, muss er nötiger weise es in seinen Prinzipien betrachten. Nun sind in Sachen des Appetits, wie wir oft angegeben haben, die Enden wie Prinzipien, während die Mittel wie Schlüsse sind. Deshalb wird der Verstand eines Engels nicht durch die Mittel geleitet, außer wenn sie unter der Ordnung zum Ziele hin stehen. Folglich können sie wegen ihrer genauen Natur keine Unordnung in Beziehung zu den Mitteln habe, wenn sie nicht gleichzeitig eine Unordnung in Beziehung auf das Ziel haben, und dies wäre eine Todsünde. Nun werden die guten Engel nicht zu den Mitteln hinbewegt, außer in der Unterordnung zum pflichtgemäßen Ende, das Gott ist: deswegen sind all ihre Taten Taten der Liebe, so dass keine verzeihliche Sünde in ihnen sein kann. Andererseits werden böse Engel zu nichts hinbewegt außer in Unterordnung zum dem Ende, das ihre Sünde von Stolz ist. Deshalb sündigen sie tödlich in allem, was sie aus ihrem eigenen Willen tun. Dies lässt sich nicht auf den Appetit auf das natürliche Gut anwenden, welches, wie oben aufgezeigt wurde[Erster Teil, Frage 63, Artikel 4; Frage 64, Artikel 2, Zu 5.], in ihnen ist.

Zu 1. Der Mensch stimmt tatsächlich im Verstand oder im Intellekt den Engeln überein, aber er unterscheidet sich in seiner Weise des Verstehens, wie oben angegeben.

Zu 2. Ein Engel könnte keine Kreatur weniger als Gott lieben, ohne, zur gleichen Zeit, es auf Gott zu beziehen, als das letzte Ende, oder auf irgendein ungeordnetes Ende, wegen des Grundes, der oben gegeben wurde.

Zu 3. Die Dämonen hetzen den Menschen zu allen solchen Sachen auf, die lässlich scheinen, dass sie sich an diese gewöhnt würden, um sie zur sterblicher Sünde zu führen. Folglich sündigen sie in allen solchen Dingen tödlich, wegen des Endes, das sie im Ziel haben.

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98. FRAGE:
DAS ALTE GESETZ

3. ARTIKEL

Wurde das Alte Gesetz durch Engel gegeben?

1. Das Alte Gesetz wurde nicht durch Engel, sondern unmittelbar von Gott gegeben. Denn Engel besagt ,,Bote"; mithin bedeutet der Name des Engels ein Dienstamt, nicht eine Herrschaft, nach Ps 103 (102), 20: ,,Lobpreist den Herrn, all seine Engel, ihr seine Diener." Es wird aber bezeugt, dass das Gesetz vorn Herrn mitgeteilt wurde; es heißt nämlich: ,,Und der Herr sprach diese Worte" (Ex 20, 1); und weiter: ,,Ich bin der Herr, dein Gott" (20, 2). Die gleiche Ausdrucksweise wiederholt sich häufig im Buche Exodus sowie in den folgenden Gesetzesbüchern. Also wurde das Gesetz unmittelbar von Gott gegeben.

2. Es heißt in Joh 1,17: ,,Das Gesetz ward durch Moses gegeben." Moses wiederum empfing es unmittelbar von Gott, wie es heißt: ,,Der Herr redete mit Moses von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mensch mit seinem Freunde zu sprechen pflegt" (Ex 33,11). Also ist das Alte Gesetz unmittelbar von Gott gegeben.

3. Ein Gesetz zu erlassen steht allein dem Herrscher zu (90,3). Nur Gott aber ist Herrscher über das Heil der Seelen. Die Engel hingegen sind ,,dienende Geister" (Hebr 1,14). Also muss das Gesetz, da es hingeordnet war auf das Heil der Seelen, nicht durch Engel gegeben werden.

ANDERSEITS sagt der Apostel Gal 3,10: ,,Das Gesetz kam durch Engel in eines Mittlers Hand." Und Stephanus sagt (Apg 7,53): ,,Ihr habt das Gesetz auf Anordnung von Engeln empfangen."

ANTWORT: Das Gesetz wurde von Gott mittels der Engel gegeben. Neben dem allgemeinen Grund, den Dionysius nennt: das Göttliche müsse den Menschen durch Vermittlung der Engel überbracht werden, ist ein besonderer Grund vorhanden, weswegen das Alte Gesetz durch die Engel erlassen werden musste. Das Alte Gesetz war nämlich unvollkommen; aber es richtete aus auf das vollkommene Heil des Menschengeschlechtes, das durch Christus kommen würde (Art. 1. 2). In allen geordneten Gewalten und Künsten scheint aber zu gelten: Der Übergeordnete vollbringt den hauptsächlichen und vollendeten Akt durch sich selber; was dagegen nur zur letzten Vollendung vorbereitet, vollbringt er durch seine Gehilfen; der Schiffsbaumeister z. B. fügt das Schiff zusammen, während er die Bestandteile für den Bau durch die untergeordneten Handwerker herrichtet. Es war daher angemessen, dass das vollkommene Gesetz des Neuen Bundes unmittelbar durch den menschgewordenen Gott selbst, das Alte Gesetz aber durch Gottes Diener, d. h. durch Engel, den Menschen gegeben wurde. Dem gemäß beweist darum auch der Apostel in Hebr 1,2 den Vorrang des Neuen Gesetzes vor dem Alten Gesetz; denn im Neuen Bunde ,,sprach Gott zu uns in Seinem Sohne", im Alten Bunde dagegen ,,wurde das Wort durch die Engel verkündet" (ebd. 2,2).

Zu 1. Gregor der Große sagt: ,,Der Engel, der nach dem Bericht dem Moses erschienen ist, wird bald als Engel, bald als der Herr gedeutet. Engel heißt er, weil er mit vernehmbaren Worten zu Diensten war; Herr hingegen, weil er zuinnerst gegenwärtig war und dem Worte Wirksamkeit verlieh." Deshalb sprach auch der Engel gleichsam aus der Person des Herrn.

Zu 2. In Ex 33,11 heißt es: ,,Der Herr redete mit Moses von Angesicht zu Angesicht"; kurz darauf heißt es weiter: ,,Lass mich Deine Herrlichkeit schauen" (V. 18). Dazu bemerkt Augustinus: ,,Er [Moses] ward also inne, was er sah; und was er nicht sah, danach verlangte ihn." Mithin schaute er nicht Gottes Wesen selbst; und darum wurde er nicht unmittelbar von Gott unterwiesen. Wenn es daher lautet der Herr redete zu ihm ,,von Angesicht zu Angesicht", so drückt sich die Schrift der Meinung des Volkes entsprechend aus; das Volk glaubte, Moses spreche mit Gott von Mund zu Mund; tatsächlich aber sprach und erschien ihm der Herr durch untergeordnete Geschöpfe: nämlich durch einen Engel bzw. in einer Wolke [Ex 20,18f.; Dtn 5,22f] —Oder unter der Schau des Antlitzes ist ein wundersames und ganz vertrautes Innewerden zu verstehen, das aber nicht an die Schau des göttlichen Wesens heranreicht.

Zu 3. Allein dem Herrscher steht es zu, kraft eigener Machtvollkommenheit ein Gesetz zu erlassen; mitunter jedoch veröffentlicht er das erlassene Gesetz durch andere. So hat Gott kraft Seiner Oberhoheit das Gesetz aufgestellt, aber durch die Engel bekannt gegeben.

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