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Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817),

 

Gottes Boten zu den Menschen

Jung-Stilling-Gesellschaft, Siegen

 

Eine höchlichst belangreiche nachtodliche Belehrung von

Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817),

der Weltweisheit und Arzneikunde Doktor
Kurpfälzischer Hofrat
weiland Professor für ökonomische Wissenschaften fürerst in Kaiserslautern, alsdann in Heidelberg und schliesslich in Marburg,
ehedem Gründungsmitglied der Geschlossenen Lesegesellschaft zu Elberfeld; der Kurpfälzischen Ökonomischen Gesellschaft in Heidelberg, der Kurfürstlichen Deutschen Gesellschaft in Mannheim, der Gesellschaft des Ackerbaues und der Künste zu Kassel sowie
der Leipziger ökonomischen Sozietät Mitglied

 

Hernachmals in Gemässheit des Auftrags mit aller Geflissenheit unter freundlicher Handbietung des Engels Siona ohne Verweilung mit behöriger Genauigkeit niedergeschrieben und andurch gemeinen Nutzens zu gut dienstfertig ergeben ins Internet gestellt von
Achtnicht Ihrenhohn
in Salen, Grafschaft Leisenburg

Die gewerbliche Nutzung des Textes bedarf der schriftlichen Einwilligung der

Jung-Stilling-Gesellschaft, Postfach 10 04 33, 57004 Siegen (Deutschland)

mailto: merk@vwl.wiwi.uni-siegen.de

Spenden für die Arbeit der Jung-Stilling-Gesellschaft sind erbeten auf das KontoNr. 1186 485 bei der Sparkasse Siegen (BLZ 460 500 01). Siehe die Internet-Seite über Johann Heinrich Jung-Stilling und die dortigen downloads! (http://www.uni-siegen.de/~stilling/downloads.htm.)

Siehe auch das Gedicht Stillings VOM HANDELN IM DIESSEITS UND VON WESEN IM JENSEITS
Siehe auch das dritte Gedicht: Stillings Wunder im Münster zu Konstanz
Siehe auch das vierte Gedicht Stillings Von der Wirkkraft der Geister

 

Gottes Boten zu den Menschen

Ein Freund schwer krank lag im Spital
Mit Lungen-Krebs zu Wuppertal.
Seit Jahren rauchte er in Ketten
Pro Tag um sechzig Zigaretten.
Jetzt lag er da in Atemnot:
Laut röchelnd, sichtbar nah dem Tod.
Sein Körper – früher wohl genährt –
Bot dar sich völlig ausgezehrt.

Ich war von dem Besuch beklommen;
Er bat mich, bald erneut zu kommen.
Indes war mir im Grund wohl klar,
Dass dies das letzte Treffen war.

Von Trübsinn ziemlich angetan,
Schritt ich zum Halt der Schwebebahn,1
Die mich zum Bahnhof bringen sollte;
Von dort per Zug nach Haus ich wollte.

Just stand ich vor dem Abfahrts-Plan,
Zu sehn, wann fährt die nächste Bahn,
Als jemand trat von hinten nah;
Mich wendend, Hofrat Jung2 ich sah!

"Herr Achtnicht", sprach er gleich mich an,
"Hier leider niemand helfen kann.
Ihr saht den Freund dort im Spital
Auf dieser Welt zum letzten Mal.
Doch wenn euch bald der Tod erscheint,
Seid wieder ihr mit ihm vereint." —

"Herr Hofrat3 Jung", nahm ich das Wort,

"Sie sind ja längst im Himmel dort
Und weilen trotzdem hier auf Erden:
Wie könnte das gedeutet werden?
Noch eine Frage wollt ich stellen:
Von welcher Art sind denn die Quellen,
Woraus sie in die Zukunft sehen,
Den Freund erblicken auferstehen?"

Jung-Stilling sah mich freundlich an.
Er lächelte und sagte dann:
"Zur ersten Frage ich bekunde
Sehr viel in meiner 'Geister-Kunde'.4
Auch sind davon an Einsicht reich
Die 'Szenen aus dem Geisterreich'.5

Wie kommt ein Mensch zu Gott?

Zuvörderst, Achtnicht: es ist wahr,
Was lehrt die Bibel klipp und klar:
Allein bloss durch den Herren Christ
Zu Gott den Menschen Zugang ist.6
Kein Heilger, Engel oder Geist,
Wie immer er sich nennt und heisst,
Bezahlen kann je eure Schuld,
Vermitteln Gottes Gunst und Huld!7

Drum ist es falsch und abgeschmackt,
Wenn sucht zu Geistern man Kontakt,
Ruft diese um Erlösung an,
Wo Jesus doch nur heilen kann,
Der alle Tage bei uns ist8
Und nie die Seinen je vergisst.9

Vom Menschen hin zu Gottes Thron
Der Weg allein führt durch den Sohn;10
Genuss des Glückes kann allein
Auf diese Weise möglich sein.

Ganz anders nun die Frage ist:
Wie schickt Gott an jeden Christ,
Dass dieser nieden Rechtes tu,
Die Gaben Seiner Gnade zu?11

Hier gibt es keine strenge Norm;
Gewiss wirkt Gott in vieler Form:
Durch Menschen unsrer Lebens-Welt,
Durch Engel, die uns zugesellt,
Jedoch für uns meist unsichtbar,
Wie uns die Schrift legt klärlich dar.12

Dass auch Verstorbne Boten werden,
Vollziehen Befehle hier auf Erden,
Gewiss bleibt eine Seltenheit,
Die Gott sehr spärlich nur verleiht.13
Dass Menschen, die im Leib noch hier
Dies sehen können – wie jetzt ihr –
Normalem Ablauf ist sonst fern;
Es sichtig ward beim Tod des Herrn.14

Man hat nun, Achtnicht, mich beschuldigt,
Ich hätte Schein und Trug gehuldigt,
Gespenster-Mären rings verbreitet,
Dem Blendwerk dreist den Weg bereitet.15
Ich sei verdeckter Okkultist,16
Der sich entfernt von Jesu Christ
Wie überhaupt von Gottes Wort
Und dessen einzig wahrem Hort:
Der reformierten Christenheit,
Die derlei Wahn hat jederzeit
Als bibelwidrig abgetan;
Ich sei ganz klar ein Scharlatan.

Kritik der Art – und gar noch offen! –
Hat äusserst schmerzlich mich getroffen;17
Weit mehr als Schimpf, der unverhehlt
Mich zu den Geisteskranken zählt,
Mir Hoffart vorwirft, Eigensinn:
Verhehlte Lust auf Macht-Gewinn.18

Zu wehren solcher Lästerung
Schritt drum ich zur Verteidigung,19
Die schroff man abtat als Gefasel
Bei denen, die mir feind zu Basel.20

Dort findet wiederholt sich klar,
Was ich zuvor schon legte dar.21
Von uns zu Gott ein Weg nur ist:
In unsrem Heiland Jesu Christ.
Kein andrer Mittler, gar nichts, nie
Vermag zu retten uns von hie!
Er-lösen uns, von Schuld befrein,
Kann Jesus Christus bloss allein.

Der Sohn zur Rechten Gottes sitzt;
Gemeinschaft doch mit uns besitzt
Durch Seinen Geist, der bei uns wohnt,
Gleichwie ER auch im Himmel thront;
Der Menschen so mit Gott verbindet,
Dass jeder Christ zum Himmel findet.22

Wo immer auch versammelt sind
Im Namen Jesu fromm gesinnt
Geschwister, die Ihm folgsam dienen,
Ist Jesus mitten unter ihnen.23
Gemeinde drum ist stets umkreist
Von Gott in Jesu durch den Geist.

Bestimmt ist Christus jedes Mal,
Wo feiert man das Abendmahl.
Versucht ich habe zu vertiefen
Sein Wesen in den Sulzer-Briefen.24
Nun weise mir doch einer nach,
Wo ich von falschen Wegen sprach!
Betonte ich doch stetsfort wieder,
Dass es dem Heilsplan stracks zuwider,
Wenn jemand einen Geist ruft an,
Im Glauben, dass er retten kann.25
Von uns zu Gott ein Pfad nur ist:
Das ist der Heiland Jesu Christ.

Bloss weil getreulich ich gesichtet,
Was oft die Bibel hat berichtet
Vom Weg, den Gott hat eingeschlagen,
Um Menschen etwas zuzutragen:
Wie Gott an Menschen trat heran,
Durch wen er sich hat kundgetan,
Schalt aufgebracht man mich Papist,
Gespenster-Seher, Spiritist.

Wie teilt sich Gott den Menschen mit?

Genug davon! Zur Frage zwei:
Was denn für mich die Quelle sei,
Dass sehe Dinge ich voraus?
Die Antwort sei euch frei heraus:
Nur Gott allein die Zukunft sieht;
Bloss ER weiss, was dereinst geschieht!26

Wenn nun ein Engel oder Geist,
Was nächstens eintritt hier verheisst
(So wie der Engel Gabriel27
Maria, dass sie Israel
Den Heiland werde bald gebären)28,
Dann können diese nur erklären,
Was Gott zuvor sie wissen liess
Und nun zu künden ihnen hiess.

Jung-Stilling entschwindet

Doch nun genug! Entschuldigt mich:
Inzwischen schon viel Zeit verstrich.
Ich muss nach Marburg an der Lahn;
Dort kommt schon eure Schwebebahn!
Erfreut bin ich, dass ich euch sah;
In allem sei euch Gott stets nah!"

Da Stilling diese Worte spricht,
Entzieht er langsam sich der Sicht.
Er wirkt auf einmal bleich-verschwommen:
Konturen scheinen weggenommen;
Wenngleich ich noch erkennen kann,
Wie er mich milde lächelt an.

Der Schwund an Umriss wird nun krasser,
Dazu auch Stilling immer blasser,
Was dann alsgleich zur Folge hat,
Dass bloß ein Schatten schummrig-matt
Erkennbar ist, wo Stilling eben
Ins Geisterreich ist am Entschweben.
Zuletzt zeigt kurz sich noch ein Strahl:
Erst farbig, darauf milchig-fahl.

lm Zug nach Salen schrieb ich auf
Der Rede Aufbau und Verlauf.
Als schlaflos ich in einer Nacht,
In Reim ich habe sie gebracht,
Stand Siona29 mich dienend bei:
Gedankt dafür dem Engel sei!

Anmerkungen

1 Schwebebahn (Hängebahn) ist eine Eisenbahn zur Beförderung von Personen. Die Waggons hängen im Gegensatz zu denen der Standbahnen an den Fahrgestellen, die auf einem Geleis fahren. Die von Barmen nach Vohwinkel über Elberfeld verkehrende Bahn wurde zwischen 1898 und 1903 erbaut. Sie ist für Wuppertal kennzeichnend. Durch einen fahrlässig herbeigeführten schweren Unfall im April 1999 geriet die Schwebebahn weltweit in die Schlagzeilen.

2 Geheimer Hofrat Professor Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817), der Weltweisheit (Philosophie [Universität Heidelberg, ehrenhalber 1786]) und Arzneikunde (Medizin [Universität Strassburg, Promotion 1772]) Doktor. Dieser wurde in der letzten Zeit wiederholt auf Erden gesehen.

Siehe zum Wiedereintritt Verstorbener in diese Welt Johann Heinrich Jung-Stilling: Theorie der Geister=Kunde, in einer Natur= Vernunft= und Bibelmäsigen (so) Beantwortung der Frage: Was von Ahnungen, Gesichten und Geistererscheinungen geglaubt und nicht geglaubt werden müße (so, also mit Eszett). Nürnberg (Raw'sche Buchhandlung) 1808 (Reprint Leipzig [Zentralantiquariat der DDR] 1987), S. 220 ff.

Vgl. zu diesem Themenkreis auch Johann Heinrich Jung-Stilling: Geister, Gespenster und Hades. Wahre und falsche Ansichten, hrsg. und eingel. von Gerhard Merk. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1993 (Jung-Stilling-Studien, Bd. 2). sowie Martin Landmann: Ahnungen, Visionen und Geistererscheinungen nach Jung-Stilling. Eine ausdeutende Untersuchung. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1995.

Siehe die entsprechenden Erlebnis-Berichte (soweit diese im Druck erschienen bzw. veröffentlicht sind) bei TreuGott Stillingsfreund: Erscheinungen im Siegerland. Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1987, S. 12 (zu Siegen, wo Jung-Stilling als junger Mann bei dortigen Unterbehörden mehrfach zu tun hatte), S. 18 (zu Frankfurt am Main, wo Jung-Stilling zu Lebzeiten öfters weilte und dort Augenkranke operierte), S. 34 (zu Marburg an der Lahn, wo Jung-Stilling von 1787 bis 1803 als Lehrer für Ökonomik wirkte, daneben aber auch ophthalmologische Lehrveranstaltungen an der medizinischen Fakultät abhielt), S. 41 (zu Hilchenbach-Müsen im Kreis Siegen-Wittgenstein; Jung-Stilling besuchte in Hilchenbach die Lateinschule), S. 48 (im Zentrum der Stadt Siegen), S. 88 (zu Rom in recht verzweifelter und äusserst beschämender Lage).

Weitere Nachrichten finden sich bei · Gotthold Untermschloß: Begegnungen mit Johann Heinrich Jung-Stilling. Siegen (Kalliope Verlag) 1988, S. 9 (zu Wuppertal, wo Jung-Stilling zu Lebzeiten sieben Jahre als Arzt, Geburtshelfer und Augenarzt praktizierte), S. 16 (zu Heidelberg, allwo Jung-Stilling von 1784 bis 1787 als Professor an der Universität lehrte, und wo er später noch einmal von 1803 bis 1806 wohnte), S. 22 (zu Braunschweig, wo Jung-Stilling zu seiner Zeit hienieden 1801 weilte und mehrere Augen-Operationen vornahm), S. 31 (zu Lausanne am Genfer See), S. 40 (zu Salzburg), S. 50 (zu Lahr), S. 56 (zu Burgdorf im Kanton Bern, wo Jung-Stilling auf drei Reisen Starblinde operierte), S. 79 (zu Mannheim, wo Jung-Stilling zu seiner irdischen Zeit den regierenden Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern, den Statthalter der Kurpfalz Franz Albert von Oberndorff und einige einflussreiche Hofbeamte persönlich kannte, und wo er Mitglied der [literarischen] "Teutschen Gesellschaft" war), S. 90 (im Herzen von Wien), S. 101 (zu Stuttgart, wo Jung-Stilling zu Lebzeiten 1801 und 1802 Augenkranke operierte und zahlreiche Freunde hatte), S. 113 (zu Hamburg), S. 125 (im Alten Botanischen Garten zu München) sowie bei ¸ Glaubrecht Andersieg: Allerhand vom Siegerland. Siegen (Höpner Verlag) 1989, S. 41 (auf einem Wanderweg im Siegerland), S. 188 (zu Neunkirchen/Siegerland).

Erscheinungs-Berichte sind fernerhin aufgezeichnet bei ¹ Christlieb Himmelfroh: Jung-Stilling belehrt. Kirchhundem (AK-Verlag) 1991, S 11 (zu Siegen), S. 75 (zu Kreuztal-Krombach am Grabe von Jung-Stillings Patenonkel, dem fürstlich-oranischen Oberbergmeister Johann Heinrich Jung [1711-1786], der prägend auf ihn einwirkte), S. 100 (an einem Autobahn-Rastplatz), S. 117 (zu Berlin), S. 134 (zu Essen), S. 146 (zu Wien) und S. 158 (zu Marburg an der Lahn) sowie bei º Haltaus Unverzagt: Hat Jung-Stilling Recht? Protokolle nachtodlicher Belehrungen. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1993 (Jung-Stilling-Schriften, Bd. 2), S. 7 (im Hochgebirge), S. 47 (zu Leipzig, wo Jung-Stilling zu Lebzeiten 1803 und 1804 auf Operationsreisen weilte), S. 91 (im Schnellzug).

Weitere veröffentlichte Niederschriften von neueren Gesprächen mit Jung-Stilling kann man unter anderem lesen bei » Gotthold Untermschloß: Von Leistung, Mühe und Entgelt in dieser unsrer Arbeitswelt. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1993, bei Frommherz Siegmann: Das Herzstück richtiger Wirtschaftslehre. Eine nachtodliche Unterweisung von Johann Heinrich Jung-Stilling. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1994, bei ¼ Glaubrecht Andersieg: Vom Sinn des Leides. Eine nachtodliche Belehrung von Johann Heinrich Jung-Stilling. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1995 (Erscheinung im Zug von Basel nach Frankfurt am Main).

Schliesslich sei hingewiesen auf ½ TreuGott Stillingsfreund: Zur Verschuldung der Entwicklungsländer. Ein Gespräch zwischen Johann Heinrich Jung-Stilling und TreuGott Stillingsfreund vom Frühjahr 1987, 2. Aufl. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1995 (Begegnung im Zug von Köln nach Trier; Broschüre, nicht im Buchhandel; als Download-File unter der Adresse <www.uni-siegen.de/~stilling> abrufbar), ¾ Freimund Biederwacker: Springflut der Lügengeister? Illic (Siona-Verlag 1991 (an der Autobahn nahe Siegen; Broschüre, nicht im Buchhandel) TreuGott Stillingsfreund: Teuflisches Wirken heute. Zur Definition der Ungüter. Zwei nachtodliche Gespräche mit Hofrat Johann Heinrich Jung-Stilling. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1995 (Zusammentreffen in Olpe/Biggesee und in der Altstadt von Bern; Broschüre, nicht im Buchhandel) sowie ¿ Frommherz Siegmann: Von der Liebe der Stadt Siegen zu Jung-Stilling. Illic (Siona-Verlag) o. J. [1991] (nächst der Kirche Sankt Nikolai in Siegen; Broschüre, nicht im Buchhandel).

Neuerdings erschien aus der Feder von Freimund Biederwacker: Vom folgenschweren Autowahn. Protokoll einer nachtodlichen Belehrung von Johann Heinrich Jung-Stilling. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1996. Dieses Protokoll (sowie einige weitere Erscheinungs-Berichte) sind auch als Download-Files abrufbar unter der Adresse <www.uni-siegen.de/~stilling> Ferner erschien 1999 die Nachschrift einer nachtodlichen Begegnung mit Jung-Stilling, bei welcher Gelegenheit sich dieser zum Agnostizismus äussert; auch diese Privatoffenbarung ist unter dem angegebenen URL downloadbar.

 2 Es wird sich wohl handeln um Otto W. Hahn: Johann Heinrich Jung-Stilling. Wuppertal und Zürich (R. Brockhaus) 1990 (Brockhaus Taschenbuch Bd. 1108) oder um Gerhard Merk: Jung-Stilling. Ein Umriß seines Lebens. Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1989. — Während die Biographie von Otto W. Hahn den Schwerpunkt auf die innere Reifung Jung-Stillings legt, geht Gerhard Merk mehr auf die Stationen seines äusseren Lebensweges ein.

Neben diesen gleichermassen empfehlenswerten Büchern sei hingewiesen auf das Standardwerk schlechthin, nämlich Johann Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte. Vollständige Ausgabe, mit Anmerkungen hrsg. von Gustav Adolf Benrath, 3. Aufl. Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 1992. — Sämtliche anderen Editionen der "Lebensgeschichte" sind dieser Ausgabe (reich versehen mit in jeder Hinsicht sach=kundigen Anmerkungen und Beigaben, mit wichtigen Literaturhinweisen sowie mit verlässlichem Register) unterlegen.

 3 Jung-Stilling erhielt als Professor für ökonomische Wissenschaften an der Universität Heidelberg durch Erlass des Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern vom 31. März 1785 die Ernennung zum "Kurpfälzischen Hofrat"; siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte (Anm. 2), S. 427. – Jung-Stilling hatte dem Wittelsbacher Kurfürsten 1772 seine medizinische Doktorarbeit gewidmet. Diese trägt die Aufschrift "Specimen de Historia Martis Nassovico-Siegenensis"; sie beschäftigt sich mit der Geschichte des Eisenerzeugung im Fürstentum Nassau-Siegen. – Mars = hier: ferrum, quia romanis olim ferreus mars fuit; siehe zur älteren Metall-Lehre übersichtlich, in drei Thesen geordnet Anton Lütgens: Metallorum Naturam et Differentias explicans Dissertatio Physica. Kiel (Barthold Reuther) 1707.

Das mit dem Hofrats-Titel verbundene gesellschaftliche Ansehen war zu jener Zeit beträchtlich. Es gewährte dem Träger manche Bevorzugungen, so auch (was Jung-Stilling als reisenden Augenarzt besonders zum Vorteil gereichte) an Wegschranken, Posten, Schildwachen, Stadttoren, Fähren, Brücken sowie an Maut- und Grenzstationen.

Der Friedensvertrag von Campo Formio (7 km südwestlich von Udine in Venetien) vom 17. Oktober 1797 zwischen Napoléon und Kaiser Franz II., bestimmte in Artikel 20 den Rhein als die Staatsgrenze zwischen Frankreich und Deutschland. Dies wurde im Frieden von Lunéville (südöstlich von Nancy gelegen; ehem. Residenz der Herzöge von Lothringen) am 9. Februar 1801 bestätigt. In Artikel 6 heisst es genauer: "S.M. l'Empereur et Roi, tant en Son nom qu'en celui de l'Empire Germanique, consent à ce que la République française possède désormais (= von nun an) en toute souveraineté et propriété, les pays et domaines situés à la rive gauche du Rhin, … le Thalweg (= Fahrtrinne für die Schiffart) du Rhin soit désormais la limite entre la République française et l'Empire Germanique, savoir (= und zwar) depuis l'endroit (= von der Stelle an) où le Rhin quitte le territoire helvétique, jusqu'à celui où il entre dans le territoire batave."

Eine ausserordentliche Reichsdeputation, eingesetzt am 7. November 1801, beriet daraufhin zu Regensburg über die Entschädigung an deutsche Fürsten, die (links der neuen Staatsgrenze zu Frankreich gelegene) Gebiete an Frankreich abtreten mussten.

Durch besondere günstige Umstände (verwandtschaftliche Beziehungen zu Frankreich: sein Enkel Karl [1786/1811–1818] heiratete 1806 Stéphanie de Beauharnais [1789–1860], die Adoptivtochter von Napoléon) vergrösserte der Markgraf von Baden bei dieser Gelegenheit sein Gebiet um ein Mehrfaches. Die pfälzische Kurwürde ging auf ihn über. – Wenige Jahre später rückte er durch den Rheinbundvertrag vom 12. Juli 1806 nach Artikel 5 gar zum Grossherzog mit dem Titel "Königliche Hoheit" auf.

Mit dem Übergang der rechtsrheinischen Gebiete der Kurpfalz (so auch der alten Residenz- und Universitätsstadt Heidelberg, der neuen Residenzstadt Mannheim [mit dem grössten Barockschloss in Deutschland] und Schwetzingen [mit dem kurfürstlichen Lustschloss samt 76 Hektar grossen Schlossgarten, Moschee, Badehaus und Theater]) an das Haus Baden durch den Regensburger Reichsdeputationsschluss vom 25. Februar 1803 wurde gemäss § 59, Abs. 1 ("Unabgekürzter lebenslänglicher Fortgenuß des bisherigen Rangs") der "kurpfälzische" zum "badischen" Hofrat.

Im April des Jahres 1808 wird Jung-Stilling als Berater des Grossherzogs von Baden in Karlsruhe ("ohne mein Suchen und Wünschen", wie er selbst betont) zum "Geheimen Hofrat in Geistlichen Sachen" ernannt.

 4 Siehe Anmerkung 2 zu diesem wichtigen Werk von Johann Heinrich Jung-Stilling. – Diese Arbeit wurde seit ihrem Erstdruck in vielen Ausgaben veröffentlicht und auch ins Englische, Schwedische und Niederländische übersetzt; siehe die Zusammenstellung bei Klaus Pfeifer: Jung-Stilling-Bibliographie Siegen (J. G. Herder-Bibliothek) 1993 (Schriften der J. G. Herder-Bibliothek Siegerland, Bd. 28).

 5 Siehe Heinrich Jung-Stilling: Szenen aus dem Geisterreich, 7. Aufl. Bietigheim (Rohm) 1999. Auch dieses Werk von Jung-Stilling erschien in vielen Ausgaben und Übersetzungen.

6 Siehe Joh 14, 6.

7 Siehe Röm 5, 8 ff.

8 Siehe Mt 28, 20.

9 Siehe Joh 10, 27 f.

10 Siehe Mt 11, 27.

11 Siehe 2 Kor 9, 8; 1Petr 4, 10.

12 Siehe Mt 1, 20; 4, 11; 13, 41; 18, 10, 26, 53; Mk 1, 13; 8, 38; Lk 1, 26; 2, 13; 15, 10; 22, 43; Joh 1, 51; 20, 12; Apg 5, 19; 8, 26 und viele andere mehr.

13 Siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Theorie der Geister=Kunde (Anm. 2), S. 375.

14 Siehe Mt 27, 52 f.

15 Siehe hierzu: Abgefordertes Gutachten einer ehrwürdigen Geistlichkeit der Stadt Basel über Herrn Dr. Jung's genannt Stilling Theorie der Geisterkunde. Basel (Samuel Flick) 1809 sowie Johann Heinrich Jung-Stilling: Geister, Gespenster und Hades. Wahre und fasche Ansichten, hrsg. von Gerhard Merk. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1993 (Jung-Stilling-Studien, Bd. 1).

16 Siehe Anneliese und Waldemar Wittmann: Jung-Stilling, der "cameralische" Okkultist, in: Hans-Heinz Euler et al. (Hrsg.): Medizingeschichte in unserer Zeit. Festgabe für Edith Heischkel-Artelt und Walter Artelt zum 65. Geburtstag. Stuttgart (Enke) 1971, S. 300 ff.

17 Siehe hierzu Johann Heinrich Jung-Stilling: Apologie der Theorie der Geisterkunde veranlaßt durch ein über dieselbe abgefaßtes Gutachten des Hochwürdigen geistlichen Ministeriums zu Basel. Als erster Nachtrag zur Theorie der Geisterkunde. Nürnberg (Raw'sche Buchhandlung) 1809, S. 75 ("Wie viele Stellen des Gutachtens aber für mich tief kränkend gewesen sind, das kann der unpartheyische Leser im ersten Blick erkennen.")

18 Siehe hierzu die Person und Werk Stillings verständnislos und von oben herab beurteilende, unter dem Schein psychologischer "Wissenschaft" auftretende Schrift von Hans R. G. Günther: Jung-Stilling. Ein Beitrag zur Psychologie des Pietismus, 2. Aufl. München Feldmann) 1948 (Ernst Reinhardt Bücherreihe). Vgl. dazu Bleibfest Stillingtreu: Wundersame Begegnung an der Sal. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 200o, S. 68 ff.

19 Siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Apologie der Theorie der Geisterkunde (Anm. 17), S. 10, S. 60 f. ; Alexander Vömel: Briefe Jung=Stillings an seine Freunde, 2. Aufl. Berlin (Wiegandt & Grieben) 1924, S. 75 f., S. 81, S. 86, S. 87, S. 110 sowie Johann Heinrich Jung Stilling (so, also ohne Bindestrich!): Briefe an die St. Gallerin Helene Schlattter-Bernet. St. Galen (Zollikofer) 1964, S. 52 f.

20 Siehe hierzu Arnold von Salis: Jung Stilling (so, also ohne Bindestrich) in Basel verboten. Kirchengeschichtliche Mitteilung, in: Basler Jahrbuch, Bd. 15 (1894), S. 79 ff.

21 Siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte (Anm. 2), S. 619 f.

22 Siehe Röm 8, 11.

23 Siehe Mt 18, 20.

24 Siehe zur Bedeutung des Abendmahls Johann Heinrich Jung-Stilling: Antwort durch Wahrheit in Liebe auf die an mich gerichteten Briefe des Herrn Professor Sulzers in Konstanz über Katholicismus und Portestantismus. Nürnberg (Raw'sche Buchhandlung) 1811, S. 175 sowie Gerhard Merk (Hrsg.): Jung-Stilling-Lexikon Religion. Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1988, S. 1.

25 Siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Antwort durch Wahrheit in Liebe (Anm. 24), S. 137 f., S. 194.

26 Siehe Mk 13, 32f.; Apg 1, 7.

27 Siehe Lk 1, 19.

28 Siehe Lk 1, 26 ff.

29 Schutzengel von Johann Heinrich Jung-Stilling. Er zeigte sich diesem zu dessen irdischer Zeit, nahm ihn von dort ins Jenseits mit und schrieb auch für ihn. Siehe Heinrich Jung-Stilling: Szenen aus dem Geisterreich, 7. Aufl. Bietigheim (Karl Rohm Verlag) 1999, S. 220 ff. (S. 279: "Siona hat mir Lavaters Verklärung in die Feder diktiert"). In fast allen der in Anm. 1 aufgezählten Erscheinungs-Berichten hat sich Engel Siona dem in die Welt wiedereingetretenen Jung-Stilling als Begleiter beigesellt.

Der Name Siona bedeutet letztlich "die Himmlische" (siehe die genauere, weitläufige Erklärung dieses Namens bei Philipp Paul Merz: Onomasticon Biblicum. Augsburg [Martin Veith] 1738, S. 1161 ff.); und Jung-Stilling fasst den Engel als weiblich auf.

Er spricht Siona an als Ê "unaussprechlich erhabene Tochter der Ewigkeit" (Szenen aus dem Geisterreich, S. 219), Ë "göttliche Freundin" (ebenda, S. 223), dankt der Ì "erhabenen Dolmetscherin" (ebenda, S. 241), die ihm Í als "Engel" – oft ungesehen – "immer liebvoll zur Seite ist" (Johann Heinrich Jung-Stilling: Chrysäon oder das goldene Zeitalter in vier Gesängen. Nürnberg [Raw'sche Buchhandlung] 1818, 1. Gesang, Versabschnitt 3), Î den Gedankengang leitet (Szenen aus dem Geisterreich, S. 282), aber Ï auch vom Jenseits berichtet (Szenen aus dem Geisterreich, S. 308) und Ð Jung-Stilling (der im Chrysäon Selmar heisst) auf einer "Himmels-Leiter" zum Sehen führt (Chrysäon, Prolog, Versabschnitt 2; siehe auch Versabschnitt 8) sowie Ñ zu seiner verstorbenen Tochter Elisabeth (Lisette, 1786-1802) und zu deren Mutter (Jung-Stillings zweiter Ehefrau Selma von St. George, 1760-1790) geleitet (Chrysäon, 4. Gesang, Versabschnitt 2 ff.), Ò ihn aber auch von himmlischen Höhen "in müdes Weltgewühle" zurückbringt (Chrysäon, 3. Gesang, Versabschnitt 87).

Siehe zum Verständnis der Engel im religiösen Denken von Jung-Stilling auch Jung-Stilling-Lexikon Religion (Anm. 24), S. XX f., S. 30 ff. — Vgl. zum Grundsätzlichen aus neuerer theologischer Sicht Herbert Vorgrimler: Wiederkehr der Engel? Ein altes Thema neu durchdacht, 3. Aufl. Kevelaer (Butzon & Bercker) 1999 (Topos plus Taschebücher).

Sit DEo gloria et lectori bonum, verum, pulchrum.

Siehe auch das Gedicht Stillings VOM HANDELN IM DIESSEITS UND VON WESEN IM JENSEITS
Siehe auch das dritte Gedicht: Stillings Wunder im Münster zu Konstanz
Siehe auch das vierte Gedicht Stillings Von der Wirkkraft der Geister

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