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Die Engellehre anhand der Schriften
der großen Theologen und des kirchlichen Lehramtes

Engellehrdarlegungen im Mittelalter

Das Mittelalter ist die Zeit der genauesten Beschreibung der Natur und Aufgaben der Engel. Große Schreiber sind:  Hildegard von Bingen, Bonaventura und Thomas von Aquin, säter speculieren manche Schreiber noch kleine Aspekte, und zum Ausgang dieser Epoche setzt Suárez einen großen, gefüllten Schlußakkord. Die Kirche legt dar, dass die Engel und die Heiligen im Himmel die seeligende Gottesschau erleben.

Der Stand der Engellehre: Im 13. Jahrhundert war das Jahrhundert, in dem eine vollständige Synthese der Engellehre möglich und daher auch geboten war. Die Überbewertung der Engel war durch das Laterankonzil eingedämmt worden, Dionysius wurde von allen Studenten gelesen und kommentiert, ebenso die philosophische Schrift "Quelle der Erkenntnis" des heiligen Johannes von Damaskus. So schrieben viele Theologen kleinere Werke, in denen die ganze Engellehre dargelegt wurde, wobei die Angelologie betreffenden Fragen in Gruppen zusammengefasst wurden. Griechische und arabische Philosophie, welche jetzt wieder bekannt wurde, ließ viel genauer beantworten, welchen Wesens die Engel sind und wie sie erkennen. So verbanden die Schreiber philosophisches Wissen mit theologischem, um die Engel zu erklären.

Wichtige Schreiber dieser Zeit, welche über die Engel schrieben:
Kommentar über Dionysius: Thomas Gallus, Robert Grosseteste in Oxford, Albert der Große (drei Dominikanermönche)
kleinerere Schriften: Robert Pulleyn, Alexander von Hales, Wilhelm von Auvergne, Odo Rigaldus

große sytematische Darlegungen über die Engellehre: Bonaventura und St. Thomas von Aquin und in späterer Zeit Dun Scotus und Suárez.

Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen (1089-1179) hat eine Gesamtschau von Gott und Mensch, das ist den ganzen Kosmos beschrieben. Darin schaut und beschreibt sie auch in kurzer Form die Neun Chöre der Hl. Engel.  Sie hat aber für die folgenden Jahrhunderte kaum einen Einfluss auf die Theologie ausgeübt.

Bonaventura, der "seraphische Lehrer"

Bonaventura (1217 -1274), ein Franziskanermönch (zeitweise Franszikanergeneral) und Professor in Paris, der der "seraphische Lehrer" genannt wurde, sagt, dass die Engel von Gott "aus dem Nichts", also ohne Einwirkung irgendeines von Gott geschaffenen Wesens erschaffen wurde. Alle Engel bilden nur eine Spezie, d.i. eine einzige Art. So ist der Engel als Spezie (wie das Menschengeschlecht) als auch der einzelne Engel Gott "sehr ähnlich". So ist der Engel einfach in seinem Sein, nur zahlenmäßig unterscheiden sich die Engel; ihre geistigen Tätigkeiten (körperliche haben sie nicht!) bestehen aus Erinnern, Denken und Wollen. Sie können sich für Gut und Böse entscheiden, die gute Entscheidung ermöglicht ihnen die Einigung mit Gott in ihrem Streben.
Weil die Engel einfach sind, gibt es bei ihnen keine Verzögerung, liegt ihre Personalität in ihren Aufgaben, die sie zu erfüllen haben, haben sie sichere Wahrnehmungen in ihrem Denken.
Weil sie Einfachheit und Scharfsinn in sich vereinen, ist ihr Verstand gottähnlich, und sind ihre getroffenen Entscheidungen unabänderlich.

Die Engel sind in Chöre unterteilt, weil sie den Dreifaltigen Gott schauen und nachahmen, je nach dem sie sich mehr dem Vater, dem Sohn, oder dem Heiligen Geist widmen.
Ebenso schaut der Mensch auch den dreifaltigen Gott, und seine Seele geht den Weg der "Reinigung, Erleuchtung und Vollendung". Beide, Mensch und Engel werden ein Spiegel des göttlichen Lebens, der Mensch dazu ein Spiegel der Engel, und der Engel ein Spiegel der von Gott geläuterten Menschen. So bewegt Bonaventura vor allem deswegen ein Interesse am Engel, weil er die christliche Mystik als eine Teilnahme am Leben der Engel sieht.
Somit eröffnet diese Angelologie Bonaventuras eine überraschende Sicht der Beziehung zwischen Engel und Mensch. Immer wieder begegnet die Seele auf dem Weg zum Dreifaltigen Gott den Engeln. Die Engel sind in dieser Begegnung nicht Betrachtungsobjekte, sondern transparentes Medium, durch das die Seele des Menschen Gott erreicht. Allerdings helfen alle Engel uns Menschen nur in der niedersten Chorstufe, im Chor der Engel.

Die Engel vermitteln uns die belebende Wärme und das geistige Licht. Die Schutzengel wachen über uns Menschen in 12facher Weise: Sie rügen uns wegen unserer Vergehen, helfen uns zur Sündenvergebung, beschützen uns, vertreiben Dämonen, belehren, offenbaren die Geheimnisse Gottes, trösten, sind Weggefährten, unterwerfen unsere Feinde, mäßigen die Versuchungen, beten und tragen unsere Gebete vor Gott.

Thomas von Aquin, der "Doktor Angelicus"

Thomas von Aquin (1226 - 1274), Dominikanermönch und Professor in Paris, Rom und Neapel. Er wollte die Botschaft der Offenbarung Gottes in einer systematisch geordneten Gesamttheologie seinen Zeitgenossen darlegen. Daher wird er der  "Doctor Angelicus" genannt. So schrieb er unter seinen zahlreichen Werken die große "Summa Theologiae" und die nur etwas kleinere "Summa contra Gentiles" (Zusammenfassung für die Heidenvölker).

Für St. Thomas ist die Existenz der Engel aus Gründen der natürlichen Vernunft einsichtig: Da der menschliche Intellekt aus den leiblichen Sinneswahrnehmungen gespeist wird und es unterhalb des Menschen Lebewesen ohne Intellekt gibt, muss es auch oberhalb des Menschen intellektuelle Wesen ohne Leib geben, da die Unvollkommenheit in einer Art stets auf ein Vollkommeneres verweist.

Thomas sieht in jedem einzelnen Engel eine eigene Spezie, weil der Engel keine Materie hat. Die Engel haben von Gott Sein und Geist erhalten.

Untersucht hat Thomas die Engel vor allem im Hinblick auf ihre Wiederspiegelung von Gottes Wesen. So empfingen die Engel als seine Geschöpfe wunderbare Gaben Gottes, ja sind sie selbst "geschaffene Weisheit" Gottes.

Neben der herkömmlichen Engellehre hat St. Thomas einige einzelne, etwas eigen geprägte Momente:
Die Engel sind geistige Wesen: Sie sind erschaffene, jedoch rein geistige Wesen, ohne jede Körperlichkeit und Zusammensetzung aus Materie. Weil sie ohne zerfallende und ohne individuumsformende Materie gemacht sind, sind sie auch unsterblich und noch eigengeprägter als Individuen es sind.
Die Engel sind geistige Formen: ihre Fähigkeiten sind rein geistig: Verstand und Wille. Der Verstand der Engel ist auf das immaterielle Sein hingeordnet. So erkennen die Engel nicht wie wir Menschen in logischen Schlussfolgerungen, sondern durch Erleuchtungen mittels stellvertretende Bilder der Dinge oder Offenbarungen Gottes.

Die Engel haben einen geistigen Willen: da der Wille von Natur als unbegrenzt ist, fähig ist, Gott über alles zu lieben, hat der Engel mit all seinem Wissen und Wollen sich bei seiner ersten Wahl für gut oder böse entschieden. Daher gibt es bei ihm auch keine lässliche Sünde, sondern nur eine erste Entscheidung zum Guten oder zum Bösen, welche für alle Ewigkeit festgelegt ist. Die Ursünde der Engel war damit der Hochmut.
Für St. Thomas sind Engel und Mensch grundlegend verschieden im Sein und in der Erkenntnis. Daher ist auch die Beziehung zwischen Mensch und Engel auf ein Minimum eingeschränkt.

Die Engel sind begnadete Wesen: Die Engel stehen in einer Wechselbeziehung zu Christus. Sie haben schon bei ihrer Erschaffung von der Menschwerdung Jesu erfahren. Doch die Menschwerdung Jesu gab den Engeln dann die Gnade, als Diener für den mystischen Leib Christi zu wirken.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die historische Bedeutung des Thomas von Aquin in der Angelologie darin bestand, dass er die überlieferte Lehre gegen den Angriff philosophischer Meinungen verteidigte. Er sorgte dafür, dass die christlichen Engel nicht schlechthin in den ,,getrennten Substanzen« des Averroes und seiner mittelalterlichen Nachfolger aufgingen. Deshalb bestimmte Thomas die Unterordnung der Engel unter Gott und ihren Abstand vom Menschen auf dem Gebiet des Seins und des Erkennens so adäquat, als es ihm nur möglich war. Diese Bemühung des Thomas fand allerdings auf dem Grenzgebiet zwischen Philosophie und Theologie statt. In der eigentlich theologischen Spekulation begnügte sich der Doctor Angelicus mit der Wiedergabe der allgemeinen Ansichten seiner Vorgänger. Er war lediglich bemüht, so weit dafür Veranlassung war, sie den weiteren Prinzipien seiner eigenen theologischen Synthese anzupassen.

Das Spätmittelalter

In dieser Zeit wurde die Engellehre wieder der vielen philosophischen Elemente, welche Spekulation begünstigte, entkleidet. Aber dennoch wurden die Engel kritisch-philosophisch hinterfragt.

Ein typischer Vertreter dieser kritischen-philosophischen Hinterfragung ist Dun Scotus (1265 - 1308), Franziskanermönch und Professor in Paris und Köln, der scharfsinnige, kritische Methode und christozentrische und marianische Spekulation pflegte.
Die Engel des Duns Scotus stehen den Menschen viel näher als jene des hl. Thomas. Scotus sieht keinen grundlegenden Unterschied zwischen der menschlichen Geistigkeit und jener der Engel. Zugegebenermaßen steht dem Verstand des Engels eine Fülle von geistigen Abbildern (species) zur Verfügung, die in ihn von Gott hineingelegt wurden; wie der Mensch jedoch erwirbt er auch Erkenntnisse von den äußeren Gegenständen, die er betrachtet. Für Duns Scotus ist der Verstand eine Fähigkeit, konkrete einzelne Objekte in ihrer wahren Einzigartigkeit festzuhalten". Die Erkenntnis der Engel ist deshalb fortschreitend. Sie benutzt ihre Wahrnehmungen als Ausgangspunkt einer Schlussfolgerung. Deshalb kann zwischen den Engeln und den Seelen bezüglich der Art ihrer geistigen Fähigkeiten kein spezifischer Unterschied festgestellt werden. Der wirkliche Unterschied liegt anderswo: Die Seele benötigt ihren Leib, um eine vollständige Substanz zu bilden, während der Engel in diesem Punkt sich selbst genügt.
Die Engel können verborgene Gedanken anderer aufdecken, sogar gegen ihren Willen. Ihr Reden ist nichts anderes als ein wechselseitiger Austausch der Gedanken, sobald sie zustimmen, dass die anderen in ihrem Geist lesen. Diese Sprache wird zu einer ,,Erleuchtung«, wenn das auf solche Weise Geoffenbarte für den Engel, der es empfängt, einen Fortschritt in der Vollkommenheit bedeutet. Duns Scotus sieht keinen Grund, warum ein niedriger Engel nicht auf solche Weise einen höheren erleuchten könnte ,,Aber die Engel erleuchten nicht die Menschen. Sie können lediglich in einem angenommenen Leib erscheinen und dann in menschlicher Sprache reden. Unter diesen Voraussetzungen ist die Beschützeraufgabe der Engel für die Menschen natürlich eher negativ: sie beschützen uns, indem sie die Dämonen abhalten".
Da die Engelerkenntnis fortschreitet, kann die Zeit der Prüfung der Engel nicht wie im Thomismus bestimmt werden; sie kann nicht auf eine einzige, freie, unwiederholbare Handlung zurückgeführt werden; vielmehr wurden die Engel in einer Reihe von aufeinanderfolgenden Entscheidungen geprüft, wobei keine davon ihre natürliche Entscheidungsfreiheit beeinträchtigte. Die gefallenen Engel ließen sich einfach durch eine Reihe von Entscheidungen, die mehr und mehr böse wurden, vom Guten abtreiben; doch wurden sie durch keine von ihnen für immer determiniert. Sogar jetzt, nachdem ihre Prüfungszeit beendet ist, behalten die Engel ihre natürliche Fähigkeit zur Reue. Doch setzte Gott am Anfang eine Zeit der Gnade fest. Nach einer bestimmten Zeit sollte seine Gnade den Engeln bei ihrer Entscheidung nicht mehr länger beistehen. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Dämonen verdammt. Ohne Gnade können sie nicht bereuen, und die Gnade ist ihnen nicht länger zugesagt. Bei dieser Ansicht kann man nicht mit Sicherheit feststellen, ob die Engel mit oder ohne Gnade geschaffen wurden; Scotus huldigt eher einer Erschaffung im Stand der Gnade, doch ist er sich nicht ganz sicher.
Die Sünde der Engel bestand nicht im Hochmut. Duns Scotus begreift sie als eine geistige Form der Lust: einige Engel begehrten in ungeziemender Weise Glückseligkeit; so ging Luzifers Streben auf nichts weniger als auf eine Gleichheit mit Gott.

Im 14. Jahrhundert schrieb Dante Alighieri (1265-1321) seine "Divina Comendia". Er legt in dieser lyrischen Dichtung, einem langem Epos, eine Beschreibung der Engel dar.

Das Ende der Theologie des Mittelalters, der Scholastik

Das Ende der Scholastik war geprägt von der Reformation. Jetzt galt es für die katholischen Theologen, die Verehrung und das Gebet zu den Engeln zu verteidigen. Damit wurde keine große Untersuchung mehr geboten, wie das Wesen und die Erkenntnis der Engel sei. Natürlich war dies kein Hintergrund, aus dem in der Engellehre neue Gesichtspunkte zum Vorschein kamen. Auf evangelischer Seite war nur noch die Verehrung Christi erlaubt, und daher gab es kein Interesse mehr, über die Engel zu schreiben, außer im biblischen Rahmen.

So schrieben im 16. Jahrhundert Michael Vehe eine Rechtfertigung der Verehrung der Engel, Robert Parson eine liturgie-theologische Darlegung, warum die Engel um den Altar bei der Eucharistiefeier stehen.

Eine neue Idee bezüglich der Ursünde der Engel wurde aufgegriffen: Luzifer war enttäuscht, dass Jesus die Menschheit, die Erniedrigung in die Menschheit annahm, und nicht in die Reihen der Engel niederstieg, um die Welt zu erlösen. Seine Engel waren also enttäuscht, dass sich Jesu Zuwendung zur Welt zunächst unter den Menschen ereignen sollte und nicht unter Engeln, dass ein menschlicher Christus vollbringen würde, was sie für ihre eigene Mitwirkung in einer substantiellen Vereinigung mit dem Wort Gottes erträumten.

Als erster schrieb diesen Gedanken Dionysius der Karthäuser (15. Jhd), der Dominikaner Ambrosius Catharinus (16. Jhd) und der Jesuit Suárez.

Die letzte große Synthese einer Engellehre schulden wir gerade dem Jesuitentheologen Franz Suárez (1548—1617). Sein Werk über die Engel ist nicht nur das längste, das je geschrieben wurde, es bietet auch den Vorteil, dass es eine Art vergleichender Untersuchung des thomistischen und scotistischen Systems enthält. Da er einer Philosophie huldigte, die in gewissem Sinn auf halbem Weg zwischen Thomismus und Scotismus steht, unterscheidet sich Suárez von beiden in vielen Punkten bei seiner Analyse der Engelnatur; in vielen anderen Punkten stimmte er jeweils mit einem von ihnen oder mit beiden überein. Dennoch liegt, aufs ganze gesehen, seine Schau der Engel eher auf der scotistischen Linie.
Nach Suárez vermögen die Engel Gedanken zu verknüpfen und Dinge zu durchdenken. Wie der Mensch sind sie Missverständnissen und Irrtümern ausgesetzt. Die Engel wurden im Stand der heiligmachenden Gnade erschaffen. Sie waren für kurze Zeit ,,Pilger", wie der Mensch selbst. Während sie im Glauben lebten, wurden sie für eine eventuelle Versuchung und für die endgültige Entscheidung, die ihr ewiges Schicksal besiegeln sollte, vorbereitet . Die bösen Engel waren für kurze Zeit gläubig, dann wandten sie sich allmählich zum Bösen. Ihre endgültige Versuchung fand statt, nachdem sich die Wege der Engel schon getrennt hatten. Gott offenbarte ihnen das Geheimnis der Inkarnation, und die Engel nahmen für oder gegen Christus Stellung. Das war für alle von ihnen, für die guten wie für die bösen, ein Punkt, von dem aus es keine Rückkehr gab. Durch diese Sünde wurden die bösen Engel in die Hölle hinabgeschleudert. Es gab eine kurze Periode zwischen Sünde und Verdammung, die jetzt aber zu Ende ist. Das Gericht über Satan wurde nach Suárez nicht auf den Jüngsten Tag verschoben.
An einem Punkt geht Suárez weit über seine Vorgänger hinaus. Die Existenz mehrerer Engelhierarchien ist nach ihm Gegenstand des Glaubens, nicht nur eine allgemeine theologische Lehrmeinung. Die unangetastete allgemeine Anerkennung dieser Meinung ist so eindrucksvoll, dass Suárez darin die Autorität der Kirche beteiligt sieht. Doch mildert Suárez seine Meinung, da er hinzufügt, dass die Namen der neun Chöre möglicherweise nur verschiedene Aspekte derselben Engel beschreiben. Den Schutzengeln schreibt er eine positive Rolle zu, die sich eher von Bonaventura herleitet als von Thomas oder Duns Scotus. Hingegen werden die ,,Erleuchtungen" der Engel durch andere auf ein Minimum eingeschränkt. Die Engel sprechen durch Mitteilung stellvertretender Bilder, von ,,species intelligibiles". Aber dies ist keine Erleuchtung. Von Erleuchtung kann man nur sprechen, wenn von Gott selbst ein neues Licht ausgeht. Gott ist in jedem Fall der ursprüngliche Erleuchter.

Mit Suárez war die letzte Angelologie geschrieben, welche die Engellehre weiter ausbildete. Danach folgten nur noch historische Untersuchungen wie das dogmatische Werk von Denis Petau SJ (+1652) oder Kommentare zu den großen Scholastikern wie von Billuart (+1757), Johannes a S. Thoma (+1644) oder Salmanticenses oder M. Ferchius.

 

Die Entscheidungen der Konzilien

Lehrentscheid Papst Benedikts XII  über die beseeligende Gottesschau und die Letzten Dinge (1336)

Die Engel und die Heiligen sind mit Christus zusammen im Himmel.

Der Römische Katechismus, herausgegeben 1566, aufgrund des Konzils von Trient

Die Engel sind aus nichts erschaffen. Sie sind stets mit gutem Willen und gehorchen Gott.
Die Engel sind zu verehren und anzurufen, sie schützen den Menschen.


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Die Entscheidungen der Konzilien

Lehrentscheid Papst Benedikts XII
über die beseeligende Gottesschau und die Letzten Dinge (1336)
Mit apostolischer Vollmacht bestimmen Wir in diesem für immer geltenden Lehrentscheid:
Nach allgemeiner Anordnung Gottes waren, sind und werden sein im Himmel, im Himmelreich und im himmlischen Paradies mit Christus, in Gemeinschaft mit den heiligen Engeln:
Die Seelen aller Heiligen, die aus dieser Welt vor dem Leiden unseres Herrn Jesus Christus hinweggegangen sind, und (die Seelen) der heiligen Apostel, Märtyrer, Bekenner, Jungfrauen und der anderen Gläubigen, die nach Empfang der heiligen Taufe Christi gestorben sind und in denen beim Tode nichts zu reinigen war oder nichts zu reinigen sein wird oder die nach dem Tode gereinigt worden sind, wenn etwas in ihnen damals zu reinigen war oder in Zukunft sein wird, und die Seelen der Kinder, die durch dieselbe Taufe Christi schon wiedergeboren sind oder die jemals getauft werden, wenn sie nach der Taufe vor dem Gebrauch des freien Willens sterben: (diese also) waren, sind und werden sein im Himmel und im Paradies sofort nach ihrem Tod oder nach der Reinigung — wie oben gesagt — bei jenen, die einer solchen Reinigung bedurften, und zwar auch vor der Wiedervereinigung mit ihrem Leib und vor dem allgemeinen Gericht, nach der Auffahrt unseres Heilandes Jesus Christus, unseres Herrn, in den Himmel.
Und nach dem Leiden und dem Tod unseres Herrn Jesus Christus schauten und schauen sie die göttliche Wesenheit in unmittelbarer Schau und auch von Angesicht zu Angesicht, ohne Vermittlung eines Geschöpfes, das dabei irgendwie Gegenstand der Schau wäre. Ohne Vermittlung zeigt sich ihnen vielmehr die göttliche Wesenheit unverhüllt, klar und offen.
In dieser Schau sind sie erfüllt von dem Genuss der göttlichen Wesenheit. Und durch diese Schau und durch diesen Genuss sind die Seelen der schon Verstorbenen wahrhaft glücklich im Besitze des Lebens und der ewigen Ruhe. Auch die Seelen der in Zukunft Sterbenden werden vor dem allgemeinen Gericht dieselbe göttliche Wesenheit schauen und genießen.
Eine solche Schau der göttlichen Wesenheit und ihr Genuss lassen in ihnen die Akte des G1aubens und der Hoffnung schwinden, insofern Glaube und Hoffnung eigentliche theologische Tugenden sind.
Hat aber einmal diese unmittelbare Schau von Angesicht zu Angesicht und dieser Genuss in ihnen begonnen oder werden sie beginnen, so besteht diese Schau und dieser Genuss fort ohne Unterbrechung oder Minderung dieses Schauens und Genießens und wird fortdauern bis zum Endgericht und von da bis in Ewigkeit.
Ferner bestimmen Wir: Wie Gott allgemein angeordnet hat, steigen die Seelen derer, die in einer tatsächlichen schweren Sünde verschieden, sofort in die Hölle hinab, wo sie von höllischen Qualen gepeinigt werden. Aber trotzdem werden am Tage des Gerichtes alle Menschen vor dem Richterstuhl Christi in ihrem Leibe erscheinen und Rechenschaft geben über ihre eigenen Taten, »damit ein jeder sein Entgelt empfange für das, was er bei Lebzeiten getan hat« (2 Kor 5, 10).[D530-531 = DS1000 - 1002; NR 901-905]

Der Römische Katechismus,
herausgegeben 1566, aufgrund des Konzils von Trient

Dieser Katechismus wurde nach dem Beschluss des Trienter Konzils (Sess. 24 de ref. C.7; Sess. 25 de ref.) unter dem hl. Papst Pius V.1566 zum Gebrauch für die Pfarrer herausgegeben

I. II. 17. Erschaffung der Geisterhimmel, d h. der Engel

Außerdem hat er eine geistige Natur und unzählige Engel aus nichts geschaffen, damit sie Gott dienten und vor ihm stünden, und hat sie dann mit dem wunderbaren Geschenke seiner Gnade und Macht erhoben und geschmückt. Denn da in der Heiligen Schrift steht (Joh 8,44): der Teufel sei «in der Wahrheit nicht bestanden»; so ist klar, dass er und die übrigen abtrünnigen Engel vom Anfange ihres Entstehens an mit der Gnade begabt waren. Hierüber heißt es bei dem heiligen Augutinus (De civitate Die 12,9): «Mit einem guten Willen, d. h. mit einer keuschen Liebe, womit sie ihm anhangen, hat Gott die Engel geschaffen, indem er zugleich ihre Natur erschuf und die Gnade ihnen verlieh. Man muss daher glauben, dass die heiligen Engel niemals ohne guten Willen, d. h. ohne die göttliche Liebe gewesen seien» Was aber ihre Erkenntnis anlangt, so findet sich darüber jenes Zeugnis der Heiligen Schrift (2 Kön 14,20): «Du Herr, mein König, bist weise, wie der Engel Gottes Weisheit besitzt, so dass du alles verstehst auf der Erde.» Endlich schreibt ihnen der heilige David auch Macht zu mit diesen Worten (Ps 102,20): «Mächtig an Kraft, vollziehend sein Wort.»

Und deshalb werden sie oft in der Heiligen Schrift Mächte und Heerscharen des Herrn genannt (Ps 23,10; 45,8; 58,6; Jes 6,3)Aber obwohl sie alle mit den himmlischen Gaben ausgestattet waren, sind doch sehr viele von ihnen, welche von Gott ihrem Vater und Schöpfer abfielen, von jenen ihren erhabenen Sitzen gestoßen worden und büßen, in dem finstersten Kerker der Erde eingeschlossen, ihren Hochmut durch ewige Strafen, von welchen der Apostelfürst schreibt(2 Petr 2,4): «Er hat der sündigenden Engel nicht geschont, sondern sie mit Ketten der Hölle herabgerissen und dem Abgrund zur Peinigung übergeben, um zum Gerichte aufbewahrt zu werden.»

III. II. 9. Wie sich aus der Schrift beweisen lässt, dass man die heiligen Engel verehren darf

Denn der Heilige Geist, welcher sagt: «Gott allein die Ehre und der Ruhm», hat auch befohlen, dass wir die Eltern und bejahrteren Personen ehren sollen. Zudem «beteten» heilige Männer, welche den einen Gott verehrten, dennoch, wie es in den göttlichen Schriften heißt, «die Könige an», d. h. verehrten sie kniefällig. Wenn nun die Könige, vermittelst welcher Gott die Welt regiert, solche Ehre empfangen, werden wir dann den englischen Geistern, welche Gott zu seinen Dienern bestimmt hat, und deren Tätigkeit er nicht nur zur Regierung seiner Kirche, sondern auch der übrigen Dinge sich bedient, und durch deren Hilfe wir tagtäglich von den größten Gefahren des Leibes und der Seele befreit werden, wenn sie sich uns auch nicht sehen lassen, nicht eine um so größere Ehre erweisen, je mehr jene seligen Geister an Würde selbst die Könige übertreffen? Nimm dazu die Liebe, womit sie uns lieben, und wovon sie angetrieben für die Bereiche, denen sie vorstehen, wie man aus der Schrift leicht ersieht, ihre Gebete ausgießen; wie sie es auch ohne allen Zweifel für jene tun, deren Beschützer sie sind; denn sie bringen unsere Bitten und Tränen Gott dar. Aus diesem Grunde lehrte der Herr im Evangelium: man soll die Kleinen nicht ärgern: «denn ihre Engel im Himmel sehen allzeit das Antlitz des Vaters, der im Himmel ist.» (Mt 18,10)

10. Beweis aus der Schrift, dass die heiligen Engel anzurufen sind

Sie sind also anzurufen, weil sie beständig Gott anschauen und die ihnen vertraute Obsorge für unser Heil aufs bereitwilligste übernehmen. Für diese Anrufung finden sich Zeugnisse in der Heiligen Schrift. Denn Jakob (Gen 32,26) bittet, ja er nötigt den Engel, mit dem er gerungen hatte, dass er ihn segne; denn er erklärt, er werde ihn nicht eher entlassen, bis er den Segen empfangen habe, und dieser werde ihm nicht allein von dem erteilt, den er sah, sondern auch von dem, welchen er gar nicht sah, indem er sprach: «Der Engel, welcher mich aus allen Übeln befreit hat, segne diese Knaben.» (Gen48,16)

II. VIII. 13. Warum Mann und Weil, sich verbünden müssen

Aber nun muss erklärt werden, aus welchen Gründen Mann und Weib sich verbinden müssen. Der erste Grund nun ist eben diese durch einen Trieb der Natur angestrebte Gemeinschaft der verschiedenen Geschlechter, geschlossen in der Hoffnung gegenseitiger Hilfe, dass der eine durch den Beistand des andern unterstützt die Mühseligkeiten des Lebens leichter zu tragen und die Schwächen des Alters auszuhalten vermöge. Der zweite Grund ist das Verlangen nach Fortpflanzung, zwar nicht sowohl deswegen, um Erben für seine Güter und Reichtümer zu hinterlassen, als um Verehrer des wahren Glaubens und der wahren Religion zu erziehen, was, wie aus der Heiligen Schrift zur Genüge erhellt, die Hauptabsicht jener heiligen Patriarchen bei ihren Heiraten war. Als daher der Engel den Tobias aufmerksam machte, wie er die Gewalt des bösen Geistes verscheuchen könne, sprach er: «Ich will dir zeigen, wer die sind, über welche der Teufel Gewalt hat. Die nämlich, welche so in den Ehestand treten, dass sie Gott von sich und von ihrem Herzen ausschließen und ihrer Lust so frönen wie Pferd und Maultier, die keinen Verstand haben: über die hat der Teufel Gewalt» (Tob 6,16f.22) Dann fügte er bei: «Nimm die Jungfrau in der Furcht des Herrn zu dir, mehr aus Liebe zu Kindern als aus Begierlichkeit, damit du den Segen im Samen Abrahams in deinen Kindern erhaltest.» Und dies war auch die einzige Ursache, warum Gott ursprünglich die Ehe anordnete. Daher begehen jene ein sehr schweres Verbrechen, welche im Ehestande durch Arzneimittel entweder die Empfängnis verhindern oder die Frucht abtreiben; denn das muss man für einen gottlosen Anschlag von Mördern erachten.

IV. IX. 4. Durch Gottes Vorsehung ist den Engeln der Auftrag gegeben, das Menschengeschlecht zu beschützen

Durch Gottes Vorsehung ist nämlich den Engeln der Auftrag gegeben, dass sie das menschliche Geschlecht beschützen und den einzelnen Menschen beistehen, damit sie nicht irgend einen bedeutenden Schaden nehmen. Denn wie die Eltern ihren Kindern, wenn diese eine unsichere und gefahrvolle Reise machen müssen, Schützer und Helfer in den Gefahren beigeben: so hat der himmlische Vater auf diesem Wege, auf welchem wir zum himmlischen Vaterlande pilgern, jedem von uns Engel vorgesetzt, durch deren Hilfe und Sorgfalt geschützt wir die von den Feinden bereiteten Schlingen vermeiden und die wider uns gemachten schrecklichen Angriffe zurückschlagen und unter ihrer Führung den rechten Weg einhalten können, damit kein Irrtum, vom trügerischen Widersacher uns bereitet, uns von dem Wege ablenken könne, der zum Himmel führt.

5. Aus welchen Beweisen wir deutlich die Größe des Nutzens einsehen, welcher den Menschen aus dem Schutze der Engel zufließt

Welchen Nutzen aber diese Sorgfalt und ganz besondere Fürsorge Gottes für die Menschen hat, deren Amt und Verwaltung den Engeln anvertraut ist, deren Natur zwischen Gott und den Menschen in der Mitte steht, ist aus den Beispielen klar, wovon die Heilige Schrift eine Menge liefert. Diese bezeugen, wie es durch Gottes Güte oft geschehen ist, dass die Engel vor den Augen der Menschen wunderbare Dinge bewirkten, um uns zu mahnen, dass von den Engeln, den Beschützern unseres Heiles, Unzähliges der Art, das nicht in die Augen fällt, zu unserem Nutzen und Heile bewirkt werde. «Der Engel Raphael» (Tob 6,17; 12,3) der von Gott dem Tobias als Gefährte und Führer auf der Reise beigegeben worden war, führte ihn unversehrt hin und zurück, diente ihm auch zum Beistande, dass er nicht von dem ungeheuren Fische verschlungen wurde, und zeigte ihm, welche Kraft in dieses Fisches Leber, Galle und Herzen sei. Er trieb den Teufel aus, brach und fesselte seine Macht und bewirkte so, dass derselbe dem Tobias nicht schaden konnte. Er lehrte den Jüngling das wahre und gesetzmäßige Recht und den Gebrauch der Ehe. Er gab dem blinden Vater des Tobias das Augenlicht wieder.

6. Von dem Engel, durch den der heilige Petrus aus dem Kerker befreit wurde

Desgleichen wird jener Engel (Apg 5,12f; 12,7-9), der Befreier des Apostelfürsten, einen reichlichen Stoff bieten, um die andächtige Herde über die wunderbare Frucht der Sorge und des Schutzes der Engel zu belehren, indem die Pfarrer zeigen werden, wie der Engel die Finsternis des Kerkers erleuchtete, den Petrus an der Seite berührte und so vom Schlafe aufweckte, die Ketten löste, die Bande zerriss, ihn mahnte, aufzustehen und ihm nach Anlegung der Schuhe und der übrigen Kleidung zu folgen; indem sie lehren werden, dass von demselben Engel Petrus ungehindert durch die Wachen hindurch aus dem Kerker geführt und, nach Öffnung der Tür, in Sicherheit gebracht wurde. Von solchen Beispielen, wie gesagt, ist die Geschichte der heiligen Bücher angefüllt, aus denen wir erkennen, wie zahlreich die Wohltaten sind, welche Gott den Menschen durch die Engel, seine Dolmetscher und Botschafter, erweist, die nicht allein in einem bestimmten und besonderen Auftrage ausgesandt sind, sondern denen von Geburt an unsere Obhut anvertraut ist, und welche zum Schutze des Heiles eines jeden Menschen bestellt sind. Aus der fleißigen Belehrung hierüber wird der Nutzen hervorgehen, dass die Herzen der Zuhörer erhoben und zur Anerkennung und Verehrung der väterlichen Sorge und Vorsehung Gottes für sie aufgemuntert werden.

IV. XII. Wie im Himmel, also auch auf Erden 19. Was dieser Zusatz zu bedeuten hat

Wir bitten auch noch um die Form und Vorschrift dieses Gehorsams; dass er nämlich nach derjenigen Regel eingerichtet werde, welche im Himmel sowohl die seligen Engel beobachten, als auch der übrige Chor der himmlischen Geister befolge, so dass, wie jene aus eigenem Antrieb und mit größter Freude dem göttlichen Wesen gehorchen, so auch wir dem Willen Gottes, wie er es selbst so sehr will, mit aller Bereitwilligkeit nachkommen.


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