Die Engellehre anhand der Schriften
der großen Theologen und des kirchlichen Lehramtes
Von der Zeit zwischen der
Völkerwanderung
und dem Frühen Mittelalter
Man spricht gern im Westen über die Engel, wobei man der schon gefestigten Lehre der Kirche in etwa treu bleibt. Im Osten wurde die Erleuchtung der Engel in ihrer liturgischen Stellung und Aufgabe genauer betrachtet. Die Kirche im Westen entschied über Kraft, Erlösung und Gerichtsaufgabe der Engel. Ebenso welche Engel mit Namen verehrt werden dürfen.
Die lateinischen Kirchenväter
Der Stand der Engellehre: Die Kirchenlehrer dieser Zeit wiederholen, was vor ihnen formuliert wurde. Damit aber gaben sie den Schatz der Engellehre weiter an die großen Theologen des Mittelalters.
Wichtige Schreiber dieser Zeit: Leo der Große, Johannes Cassian, Gregor der Große, Isidor von Sevilla, Gregor von Tuors, Beda Venerabilis
Besonderheiten und nötige Wertungen: Johannes Cassian (370-450) sieht die
Engel etwas Körperlich, denn nur Gott hält er für total unkörperlich; jedem Menschen
ist ein guter und ein schlechter Engel beigegeben. Von den gefallenen Engeln schildert
phantastische Erscheinungsgeschichten, die die Frömmigkeit im Mittelalter nährten.
Nach Gregor den Großen (Papst von 590-604) sind die Engel ungleichlich
vertrauter mit Gott, als die Menschen es sind, denn sie betrachten die Quelle der Weisheit
selbst. Auch er schildert die Engel als ein Wesen, das nicht körperlich ist wie wir
Menschen, aber auch nicht geistig wie Gott. Also unkörperlich geistig, und doch nicht
rein geistig. Daher sieht er sie in ihrem Raum begrenzt. Er unterteilt den Engelchor in in
einer Zweiergruppe, die Seraphim und die Cherubim, welche schauend und lobpreisend Gott
umkreisen, und eine Fünfergruppe, Engel, welche in Welt und Kosmos wirken, und wieder
eine Zweiergruppe, Erzengel und Engel, welche sich an den Menschen wenden.
Isidor von Sevilla (+636) kennt neben den drei Erzengeln auch noch den Erzengel
Uriel. Nach ihm kann nur der Chor der Seraphim Gott schauen. Die anderen Engel herrschen
über Menschen und Orte. Für ihn sind die Engel rein geistig, im Gegensatz zum Neschen,
der auch lieblich ist.
Die östlichen Kirchenväter
Der Stand der Engellehre: Die Engellehre der Vorgänger wird auch hier wiederholt, doch beschreiben die östlichen Theologen die Engel mit einer Liebe zu ihnen wie wenn sie über Vertraute etwas darlegen wollten.
Einige wichtige Schreiber dieser Zeit: Kosmas Indikopleustes, Isaak von Ninive, Johannes von Damaskus, Theodor Studita.
Das Wesen der Engel in dieser Zeit gesehen: Körperlos im Vergleich zum Menschen, aber körperhaft im Vergleich zu Gott. Die genaue Natur ist nur dem Schöpfer bekannt. Sie wurden vor der Erschaffung des Kosmos geschaffen, noch am ersten Schöpfungstag vor dem Licht. Sie erkennen alles durch Gott, auch das Zukünftige.
Die Aufgabe der Engel in dieser Zeit gesehen: Sie schauen Gott an, erkennen ihn und beten ihn mit Lobpreis an.
Besonderheiten und nötige Wertungen: Die Engel überragen vorbehaltlos die Menschen in ihrer Würde, Natur und Gnade. Sie sind also im Erlösungsplan weit den Menschen überragend. Doch wird in dieser Zeit Maria, die Gottesgebärerin, als die Engel überragende erkannt.
Synthese der Lehre des Johannes von Damaskus (+750):
In seiner "Quelle der Erkenntnis"sind die Engel aus dem Nichts
geschaffen. Sie sind körperlos im Vergleich zum Menschen, aber nicht im Vergleich zu
Gott. Ihre genaue Natur ist nur dem Schöpfer bekannt. Begrenzt, sind sie der Veränderung
unterworfen Sie können deshalb sündigen, obwohl dies auf ihrer Seite einer Anstrengung
bedarf. Sie sind von Natur aus sterblich. Sie sind an einen bestimmten Ort, wenngleich
nicht im Raum: da sie nicht, wie der Mensch, dreidimensional sind, ist die Örtlichkeit
für sie ein geistiges Phänomen .Die Engel sind dort, wo sie handeln.
Da sie durch den Logos geschaffen und durch den Geist geheiligt wurden, sind die Engel aus
Gnade unsterblich. Sie schauen Gott durch seine eigene, ihnen geschenkte Erleuchtung.
Diese Anschauung ist ihre Nahrung. Johannes von Damaskus weiß nicht, ob sich die Engel
einzeln voneinander unterscheiden. Sicher erfreuen sich nicht alle der gleichen Grade des
Lichtes und desselben Ranges, doch welcher Grad des Ranges oder des Lichtes
den anderen determiniert, bleibt ein dunkler Punkt. Die "Quelle der Erkenntnis"
oder gr."Pägä Gnoseos" zählt die neun Chöre auf und bezieht sich dabei
ausdrücklich auf Dionysius. Ihr Werk im Himmel ist der Lobpreis Gottes; auf Erden haben
sie ihm zu dienen und vor allem seine Mysterien zu offenbaren. Doch die Kenntnis des
Zukünftigen kommt einzig durch die Offenbarung Gottes zu ihnen. Über die Zeit der
Erschaffung der Engel äußert Johannes verschiedene Ansichten; alle geben zu, dass sie
vor den Menschen existierten; nach einigen fand ihre Erschaffung nach der des ersten
Himmels statt; der Damaszener jedoch begünstigt die Idee, dass die Engel vor dem Kosmos
geschaffen wurden.
Der Teufel war früher nicht der höchste Engel. Er war nur der höchste jener, denen die
Erde anvertraut war. Der Teufel wählte das Böse frei und verleugnete so seine eigene
Natur. Eine unbegrenzte Vielzahl von Engeln folgten ihm in die Auflehnung. Diese
Auflehnung und der folgende Fall konnten nicht mehr bereut werden. Alle Böse und alle
bösen Leidenschaften leiten sich von ihnen ab. Doch haben die Dämonen nur so weit Gewalt
zum Bösen, als Gott dies zulässt. Sie haben keine Erkenntnis des Zukünftigen.
In verschiedenen seiner Briefe verband Theodor Studita (um
820) die Anrufung der Gottesgebärerin Maria mit jener unserer Schutzengel. Nach
Theodor ist es ein Glaubensartikel, "die Engel zu bekennen, die mit großer Macht
für alle Menschen beten; die Schar der Dämonen ist für immer aus ihrer Gemeinschaft
ausgeschlossen, sie wurde durch ihren Abfall aus ihrer Wohnstätte ausgestoßen und wird
von Gott zu einer gerechten Strafe verdammt...; zu bekennen die heiligen Ikonen unseres
Herrn Jesus Christus, seiner Mutter, der Engel... und sie ehrfurchtsvoll zu
verehren".
Der Sermo Theodors über die heiligen Engel geht einen Schritt weiter: die Engel sind
jetzt erfüllt mit göttlichen "Kräften". Sie sind unkörperliche Kräfte, vor
dem Kosmos geschaffen. Ihre Chöre sind zu zweien und zweien eingeteilt entsprechend ihrer
Aufgabe. Unter den Engeln gibt es solche, die den Hymnus singen, und solche, die über die
Himmel wachen; es gibt innere und äußere, höhere und niedrigere, sendende und gesandte,
solche, die einweihen, und eingeweihte. Sie schützen die Menschen vor den "Geistern
der Luft". Menschen und Nationen haben Engel. Diese offenbaren die Mysterien,
schützen die Quellen, hüten die Reliquien, die Altäre, die Kirchen, sie tragen die
Gebete zum Himmel Theodor gibt eine lange Übersicht über die Engelerscheinungen des AT
und NT und widmet den Engeln, die über die menschliche Natur Christi wachten, längere
Abschnitte. Nach seiner Ansicht standen die Grabesengel zu Häupten oder zu Füßen
entsprechend ihrer Einweihung in die höheren oder niedrigeren Geheimnisse. Nicht alle
erfreuen sich deshalb derselben Erkenntnis oder Macht, doch offenbaren die Namen, die den
Hierarchien zugewiesen werden, nicht ihr Wesen: sie wurden nur von den Theologen ihrer
tiefen Bedeutung wegen ausgeteilt. Es gibt neun solcher Ordnungen, die zehnte ist jene der
Menschen". Unser Platz am unteren Ende der Engelskala macht uns aufnahmefähig für
die "Kräfte" der Engel und sollte unsere Verehrung für sie anregen.
Die klärenden Weisungen der Konzilien
Die "Ständige Synode" von Konstantinopel (543)
Christus ist kein Engel unter Engeln und
die Engel sind keine Himmelskräfte. Die Engel können nicht mehr erlöst werden.
Die Kirchenversammlung zu Braga (Portugal) (561)
Der Teufel ist gut erschaffen worden und wurde böse.
Das Glaubensbekenntnis der XI. Kirchenversammlung zu Toledo (675)
Die Heiligen Engel werden mit Christus kommen, wenn er zum Gericht kommen wird.
Das Konzil von Rom unter Papst Zacharias (745)
Es dürfen nur Gabriel, Raphael und Michael als Engel verehrt werden.
Die Allgemeine II. Kirchenversammlung zu Nizäa (787)
Über die Verehrung der heiligen Bilder, einschließlich der Engel.
Die Lehre der Konzilien
Die
"ständige Synode" von Konstantinopel (543)
Can 4 Wer behauptet, dass der Logos Gottes allen
himmlischen Hierarchien ähnlich wurde, ein Cherub unter den Cherubim, ein Seraph unter
den Seraphim, und einfachhin ähnlich allen himmlischen Gewalten, der sei ausgeschlossen.
Can 6 Wer behauptet, dass der Himmel, die Sonne, der Mond, die Sterne und die Wasser über
den Himmeln belebte materielle Kräfte, das ist eine Art niederer Engel, seien, der sei
ausgeschlossen.
Can 7 Es ist falsch zu behaupten, dass im nächsten Äon Christus für die Dämonen
gekreuzigt werden würde, wie er jetzt für die Menschen gekreuzigt wurde.
Can 9 Falsch ist die Ansicht, dass die Dämonen nur für eine bestimmte Zeit bestraft
werden und am Ende in der Apokatasis wiederversöhnt werden.
Die
Kirchenversammlung zu Braga (Portugal), (561)
Can 5 Wer sagt, die Engel sind aus der Substanz Gottes, der sei ausgeschlossen.
Can 7 Wer sagt, der Teufel sei anfangs nicht als guter Engel von Gott erschaffen
worden und sei seiner Natur nach nicht ein Werk Gottes, sondern behauptet, er sei aus der
Finsternis aufgetaucht und habe keinen Schöpfer, sondern sei selbst das Prinzip und
die Substanz des Bösen, wie es manichäische und priscilianische Lehre ist, der sei
ausgeschlossen. [D237 = DS457; NR 289]
Das
Glaubensbekenntnis der XI. Kirchenversammlung zu Toledo (675)
Von dort wird er mit den heiligen Engeln und Menschen kommen zum Gericht, um
jedem seinen verdienten Lohn zu erstatten, je nachdem er zu Lebzeiten Gutes oder Böses
getan hat. (Vgl. 2 Kor 5,10)
Wir glauben: Die heilige katholische Kirche, die er sich um den Preis seines Blutes
erworben hat, wird mit ihm in Ewigkeit herrschen. [D287 = DS540; NR 892+893]
Das Konzil von Rom unter Papst Zacharias (745)
Die Allgemeine II. Kirchenversammlung zu Nizäa (787)
(Definition). ... Wir, die wir auf dem richtigen Weg fortfahren, und den
göttlich inspirierten Eingebungen unserer heiligen Väter und der Tradition der
katholischen Kirche folgen, von der wir wissen, dass diese vom Heiligen Geist, der sicher
in ihr wohnt, stammt, definieren in aller Gewissheit und Gewissenhaftigkeit, dass sowohl
die Figur des geehrten und lebensspendenden Kreuzes, als auch die
verehrungswürdigen und heiligen Bilder, welche von bemaltem Material und von Marmor wie
auch von anderem Material erstellt sind, geeignet sein müssen in Kirchen Gottes
sowie auf heiligen Gefäßen und Kleidungen, als auch auf Wänden und auf Altären, zu
Hause und auf der Straße angebracht zu werden, namentlich solche Bilder von unserem Herrn
Jesus Christus, dem Gott und Retter und von unserer Unbefleckten Jungfrau, der heiligen
Mutter Gottes, und von den ehrwürdigen Engeln, und von allen
Heiligen und zugleich ehrwürdigen Menschen.
Denn, je häufiger durch diese bildliche Gestalt sie gesehen werden, umso schneller werden
die, welche diese betrachten, erhoben zum Gedächtnis und zur Sehnsucht nach dem Urbild
derselben, zum Kuss und zur ehrfürchtigen Verehrung, die ihnen zu erweisen ist,
jedoch nicht, um die wahre Anbetung, welche gemäß unserem Glauben nur der göttlichen
Natur eigen ist, ihm teil werden zu lassen: Aber gerade wie jenen Ehre gegeben wird,
so wird auch der Figur des ehrwürdigen und Lebenspendenen Kreuzes und den heiligen
Evangelien und den anderen heiligen Denkmälern, durch die Gabe des Weihrauchs und der
Lichter Ehre erwiesen, wie es den Alten eine fromme Gewohnheit war. "Denn die Ehre
der Bilder geht über in die Ehre des Originals": * und der, der dem Bild
Ehrfurcht erweist, gibt die Verehrung dem Wesen, das in ihm gemalt ist". [D302
= DS600+601]
und wenn Sie ohne Linkrahmen die Seite sehen: Home