Die Engellehre in der
christlichen Ikonographie
GLIEDERUNG des Textes: I. A. Begriff; B. Quellen; C. Kult; D.
Bildtradition. II. Gestaltikonographie.: A. Gestalttypus; B.
Gewand; C. Farbe; D. Attribute. III. Ikonographie.: A. Engel in
Szenen; B. Engel in kultischer Funktion; C. Engel als Mächte, Genien u. ä. IV. Erzengel V. Erde (Globus) VI. Michael VII. Gabriel
VIII. Raphael IX. Uriel A. Begriff: Hebräisch: "malachim"; griechisch: "Aggelos" =
Boten. Verbindung zwischen Gott und Menschen. Die jüdische und christliche Überlieferung
kennt aber auch ,,Stehende", an Gottes Thron anbetend und lobpreisend. Laut
Augustinuns, Sermo 7, 3, und Gregor I., Homilie in Ev. 34, 8, ist Engel ein Begriff, nicht
eine Wesensbezeichnung; entsprechend stehen auch im Dienst des Teufels Engel.
Engel sind von Gott geschaffene Wesen in nicht leib-gebundener Geistigkeit. Biblische
Berichte von Gottesoffenbarungen werden angekündigt, durchwirkt und beschlossen durch die
Gegenwart von Engeln. Engel befinden sich als Medium der Doxa (Herrlichkeit) Gottes und
Liturgen im himmlischen Kultraum. Ebenso gibt es einen Hofstaat der gefallenen Engel. B. Quellen. 1) AT: Gn 21, 17; 22, II: Engel im Himmel bei Gott; 3 Kg 22, 19;
Job 1, 6-12: bilden dessen Hofstaat; Ex4, 24; 1 Chr2I,I8; Tob3, 17; 2Makk 11,6; Ez 40, 3f;
Dan 14, 33; Zach l, 8-14: Engel erscheinen als Vertreter oder Boten Gottes. C. Kult: Kol 2, 18; Apk 19, 20; 22, 8f: Ablehnung. Jedoch in der gnostischen Lehre
und vor allem im östlichen und koptischen Bereich ist die kultische Verehrung verbreitet.
Auf dem Konzil von Nicaea 325 wird die Engelschöpfung Dogma. Ende des 4. Jh. wird auf dem
Konzil von Laodicea der Kult verboten. Ab Anfang 16. Jh. gibt es in Spanien das
Schutzengelfest, dann in Frankreich., 1608 wird es durch Paul V allgemein. im
römisch-deutschen. Reich eingeführt, 1667 wird von Clemens IX der 1. Septembersonntag
als Festtag bestimmt
D. Bildtradition: Himmlische Boten gab es schon hei den Sumerern, Babyloniern,
Ägyptern, Griechen u. anderen. Die ersten christlichen Engel sind keine Übernahmen des
antiken Victoria-Typus, sie unterscheiden sich von diesem in Geschlecht u. Kleidung:
Victorien sind weiblich u. tragen einen Peplos mit Überschlag, Engel sind männlich u.
tragen eine Tonika mit Pallium. Sie können aber an die Stelle von Victorien treten: im
Zusammenhang mit dem Kaiserkult, z. B. an der Arkadiussäule, 401-421.
II. Gestaltikonographie. A. Gestalttypus. 1) Frühchristentum: Den biblischen Quellen
entsprechend wird der Engel in den ersten Jhh. als Mann dargestellt. Als älteste
Darstellung gilt eine in ihrer Deutung umstrittene Szene in der Priscillakatakombe. (2.
Hälfte des 3. Jh. Der Engel ist ein Mann in Tunika mit Pallium, ungeflügelt und
unbärtig. In einigen Darstellungen sind auch bärtige Engel nachweisbar, z. B. auf einem
Sarkophag in S. Sebastiano, Rom. Zwar werden in der Literatur schon in der Apk 14,6 und
bei Tertullian Apol. cap. 22, geflügelte Engel genannt, doch haben die ersten Engel der
bildenden Kunst keine Flügel: Ein Engel führt eine Verstorbene zum himmlischen Mahl,
Grab von Vincentius und Vibia, Via Appia, frühes 4. Jh. Tobias mit Engel, Katakombe unter
Vigna Massimo, Mitte 4. Jh. Der erste geflügelte Engel im Westen erscheint in der Apsis
von S. Pudenziana, Rom, Ende 4. Jh. (es ist der Engel des Matthäus, und zugleich ist es
der einzige nackte Engel in der frühchristlichen Kunst. Im Osten kommt der erste
geflügelte Engel vor an den Kindersarkophagen von Sarigürzel, Ende 4. Jh. In S. Maria
Maggiore zu Rom, 1. Hälfte 5. Jh., kommen beide Typen vor: in den Langhausmosaiken
sind sie nur durch Nimben ausgezeichnet, am Triumphbogen sind sie geflügelt, in
der Darstellung der Verkündigung ist der erste fliegende Engel überliefert. Nun bleiben
die Engel fast durchgehend geflügelt. Nimben tragen sie im Westen nicht so regelmäßig
wie im Osten.
2) Mittelalter. a) Karolingisch: Die karolingische Kunst greift wieder den
ungeflügelten Typus auf: Elfenbeinarbeiten: Verkündigung, Berlin ehemalige Staatliche
Sammlungen, 9./10. Jh. Daneben wird aber auch der geflügelte Typus gebracht:
Elfbeinarbeiten: Frauen am Grab, 10. Jh.
b) Ottonisch: Die ottonische Malerei schildert den Engel als große, machtvolle
Erscheinung mit weitgespannten Flügeln: Engel mit dem Mühlstein, Apokalypse, Bamberg
Staatsbibliothek, Ms.-Bibl. 140, um 1000; Verkündigung an die Hirten, Perikopenbuch
Heinrichs II.,clm 4452, A. 11. Jh. (Leidinger Perikop). Die Engel treten als bewegte
,,Gebärdefiguren" (Jantzen) auf. Die östliche Kunst bildet Engel, die noch an das
antike Ideal erinnern: Verkündigung an Maria, Daphni, um 1100.
c) Romanisch: In den Fresken in Prüfening, um 1120, und Regensburg, um 1150,
erscheinen die Engel als dienende Geister und in liturgisch strenger Gestalt (H.
Karlinger, Die hochromanischen Wandmalereien in Regensburg [München - Berlin - L 1920).
Im allgemeinen nehmen sie aber seit dieser Zeit menschliche Züge an. So schafft die
Armutsbewegung gemüthaftere Engel, das Rittertum adlige.
d) Gotisch: In der klassischen frzanzösichen Kathedralplastik wird der Engel dem
höfischen Schönheitsideal des Jünglings angepasst. Zugleich entsteht ein neuer Typus,
der des Kinderengels. Literarische Quellen liefern Titurel V. 5895 und Meister
Berthold von Regensburg. Das erste Beispiel findet sich am Portal von Senlis, um 1200. Die
Kölner Malerei des 12. und 13. Jh. verwendet oft diesen Typus, während Giotto in
Anlehnung an antike Putten nackte Kinder-Engel darstellt: Padua Arenakapelle, 1305. In der
italienischen Kunst des 14. Jh. werden auch aus der antiken Kunst geflügelte Engelköpfe
abgeleitet. Im Verlauf dieses Jh. beginnt der Verkündigungs-Engel vor Maria zu knien. Ein
Beispiel des 15. Jh. ist die Federzeichnung, böhmisch, um 1430, Universitätsbibliothek
Erlangen. In ihrer zunehmenden Vermenschlichung kann man die Engel seit der Gotik nur mehr
Ab- und Nachbilder des frühchristlichen Vorbildes nennen. Flämische Tapisserien, Madrid,
um 1496, von Qu. Massys oder Juan dc Flandes zeigen ungeflügelte Engel. Die Spätgotik
verfügt noch über den Typus des gefiederten Engel. Ein Kapitell in Oberschaffhausen vom
Ende 15. Jh. liefert das Vorbild für eine ganze Gruppe solcher Engel und ist wohl von C.
Sluter herzuleiten. Als himmlische Vögel bilden sie unter anderem auch der Meister E. S.,
Niklaus Gerhaert und M. Grünewald. Seit dem 14. Jh. treten Engel auch in profaner
Funktion auf, als Wappenhalter und Schildträger.
3) Renaissance: Schon bei Giotto nehmen die Engel an menschlichen Affekten Anteil:
Beweinung Christi, Padua Arenakapelle, 1305 (M. Gosebruch, Giotto und die Entwicklung des
neuzeitlichen Kunstbewußtseins [Kö 1962]). Bei Botticelli, Geburt Christi, Gemälde für
Savonarola, London National Gallery, um 1500, umarmen Engel Martyrer. Die Engel werden
auch weiterhin dem modischen Schönheitsideal angepasst, sie sind liebliche
Mädchen-Engel, schöne antikisierende Jünglinge oder Androgyne. Humanistische Kreise
greifen auf antike Bildtypen zurück und ersetzen die Engel durch diese. Santo del Piombo,
Altargemälde ,,Geburt Mariä", S. M. del Popolo, Rom, 1532, und Michelangelo ,,Die
Bekehrung Pauli", Rom Cappella Paolina, Mitte 16. Jh., umgeben Gottvater mit
flügellosen Jünglingen. Den ungeflügelten Typus verwendete auch schon Piero della
Francesca, ,,Geburt Christi", London National Gallery, Mitte 15. Jh.; doch setzt sich
dieser Typus in der Folgezeit nicht durch. In Deutschlandland verkörpern die Engel
weniger ein Schönheitsideal, aber z. B. bei Altdorfer zeichnet sich eine Tendenz zur
Verniedlichung ab. Dagegen waren bei Donatello und Zeitgenossen die Putten-Engel (Putto)
inhaltlich den großen Engel noch ebenbürtig. Auch unterscheidet man in Deutschland nicht
so klar zwischen Kinder-Engel und Putto.
4) Barock: Bei Rembrandt begegnen die Engel als Geführten der Menschen: Vision
Daniels, Berlin ehemals Staatliche Museen, um 1650. Öfters sind sie ungeflügelt.
Überhaupt verbreitet sich der Schutzengeltypus (s. u. III C). Besonders in der
florentiner Renaissance des 15. u. 16. Jh. haben die Engel androgyne Züge
(Androgyne). Bei Berninis ,,HI. Therese", 1644 (R. Wittkower, G. L. Bernini [Lo 1955]
Tf. 68), gleicht der Engel einem Amor. R. Donner, ,,Anbetender Engel", Budapest
Museum der bildenden Künste, 1732, bildet einen geflügelten Athleten. Vielfältig ist
die Erscheinung der Kinder-Engel, sie sind im Prinzip nicht mehr von Amor zu
unterscheiden; auch sind geflügelte Engel-köpfe (Putto) beliebt. Die ostkirchlicher
Kunst verbleibt bei zeitlos feierlichen Typen: Das Wunder des Erzengels in Chonae,
russische Ikone, Berlin ehemalige Staatliche Museen, 17. Jh. 5) Rokoko. In dieser Zeit spiegelt sich auf kirchlichen Fresken mit Epheben-
(=wehrfähiger junger Mann Griechenlands) und Kinderballetten die Vorstellung vom
kindlich-spielenden Gott. Versuche zu Neuprägungen sind nicht festzustellen.
6) 19. Jahrhundert: Jetzt greifen verschiedene Künstler vielfach zurück auf
Bildungen des Spätmittelalters und der Renaissance, z. B. die Nazarener. G. Rossetti,
Ecce Ancilla 1850, gestaltet einen flügellosen Jüngling in weißem Gewand, letztlich an
frühchristlichen Erscheinungen erinnernd (W. Waldschmidt, D. G. Rossetti, der Maler u.
Dichter [Jena - L 1905] Abb. 3). Eigenständig sind die Versuche W. Blakes. So bildet er
in einer Radierung von 1809 eine Lichtkugel von bärtigen und als Jünglinge und junge
Frauen dargestellten Engeln. In seinen Radierungen zum Buch Job, 1825, erscheinen
Göttersöhne, nackt und ungeflügelt, bekleidet und geflügelt. In einer Zeichnung v C.
D. Friedrich, Hamburg Kunsthalle, sind die Engel ,,wie eine Verdichtung der
Wolkengebilde". Ein pseudoreligiöses Bild malt C. G. Carus: Engel beten die
Dichterharfe Goethes an sie gleichen den Engeln auf Darstellung der jüdischen
Bundeslade. Im Symbolismus, z. B. bei G. Moreau O. Redon und P. Gauguin, werden die
Engel zu Personifikationen menschlicher Gefühle. Ganz realistisch menschlich bildet sie
die Grabmalskunst des ausgehenden 19. Jh.: besonders deutlich auf Grabsteinen auf dem
Genueser Campo Santo (Fotosammlung ,,Selbstdarstellung des Bürgertums im 19. Jh."
Institut für Kunstgeschichte, Univ. Karlsruhe). 7) 20. Jahrhundert: Viele Künstler der modernen Kunst haben sich um
Engeldarstellungen bemüht. So erscheint der Engel bei J. Hegenbarth Daniel in der
Löwengrube, Zeichnung Recklinghausen Städt. Kunsthalle, 1958, als
Lichterscheinung; die Engel Marc Chagalls sind Boten und Einbruch des Überwirklichen
(Vgl. Ein Seraph reinigt die Lippen des Isaias mit glühender Kohle, Radierung); P. Klees
Engel erscheinen als Chiffren einer eigenen inneren Welt, z. B. im Bild des Todesengels,
Sammlung F. Klee, Bern, 1940.
B. Gewand: Die ersten Engel tragen Tunika und Palium. Engel mit Peplos treten nur
in der Cottonbibel 5. Jh., auf. In S. Vitale Ravenna, 6. Jh., tragen sie
Tunika, Pallium, Sandalen und Tänie. Besonders in der byzantinischen Kunst kleidete man
die Erzengel in die kaiserliche Hof- bzw. Herrschertracht. Dagegen wendet sich das 2.
Konzil von Nicaea 787 jedoch ohne Erfolg: S. Angelo in Formis, 11. Jh.; s. auch die
Engeldarstellung auf dem Steinrelief aus Konstantinopel, Berlin Staatliches Museeum,
12-13. Jh.; und noch am Straßburger Engelpfeiler zeigt sich in dem Vertikalstreifen am
Kleid der Engel ein Rest des kaiserlichen Loros. Auch Giottos Michael, Polyptychon,
Bologna, Pinankothek, trägt noch die byzantinische Hoftracht.
In der postbyzantinischen Kunst werden die Engel gelegentlich als Priester oder
Diakongewandes: Fresko in Vatopedi (Millet Athos Tf. 262). Dies geht auf Pseudo Dionys
zurück. Im Norden treten die Engel bis in die Renaissance im Diakonsgewand oder Pluviale
auf z. B. in der französischen Kathedralplastik und bei den Brüdern van Eyck, Genser
Altar, 1432 . Man entschließt sich auch zu zeitgenössischer höfischer Tracht:
Dreikönigsschrein, Köln, um 1200. Das Spätmittelalter kennt dann neben der
priesterlichen die ritterliche Kleidung, besonders bei Darstellung des hl. Michael. Aber
auch schon Cavallinis Engel, die im Weltgericht zu S. Cecilia, Rom, 2. Hälfte. 3. Jh.,
die Verdammten verstoßen, tragen den Küraß; (Wilpers Mos Tf. 282-3); hei B. Daddi sind
die Vertreter eines Engelchores (s. III B) Krieger. Wieder antike Kleidung bringt Arnolfo
di Cambio an den Tabernakeln von S. Paul vor den Mauern, Rom u. S. Cecilia, u 3. Jh., im
16. Jh. verwendet man sie häufiger. In der Spanischen Kapelle von S. Maria Novella, 15.
Jh., sind die Engel modisch gewandet. Ein Relief auf dem Grabstein des W. Peissner,
Ingolstadt Minoritenkirche, 1526, zeigt disputierende Engel in zeitgenössischer Kleidung.
Seit der Renaissance können Engel auch nackt erscheinen. Ein Verkündigungs-Engel von
Ignaz Günther, Weyarn, 18. Jh., trägt ein modisches Schnürleibchen. Das 19. Jh.
ist eklektisch. C. Farbe: Die Engel der Mosaiken von S. M. Maggiore, Rom haben ein rotes
Inkarnation, das nach vielen Kirchenvätern ihren Ätherleib kennzeichnet; das lichte
Weiß ihres Gewandes lässt sich als Zeichen der Reinheit und Heiligkeit deuten. Der
Engel der Gnade und der Verdammnis in S. Apollinare Nuovo, um 520, sind zur Gänze rot
bzw. blau. Nach Augustinus, De civitate Dei VIII 15, und Fulgentius von Ruspe, De
Trinitate 9 (PL 55, 505), haben Dämonen und böse Engel Luftkörper. Die blaue
Farbe bedeutet die Sphäre der Luft, damit wird der Bereich der Sünde gekennzeichnet
im Gegensatz zum roten Bereich des darüberliegenden sündenfreien Empyreums.
Entsprechend stürzen bei Meister Bertram im Grabower Altar die Engel. (Engel-sturz von
der oberen, roten zur unseren, dunkelblauen Kugel (P. Portmann, Meister Bertram 16.) Es
gibt im Mittelalter auch blaue Seraphim und rote Cherubim, und in der Hochgotik kommen
blaue Engelchöre vor. Die niederländische Kunst liebt besonders Symbolfarben. So kleidet
Rogier van der Weyden in den Sieben Sakramenten die Engel in Gewänder in den liturgischen
Farben.
D. Attribute: Als Attribute haben die Engel am häufigsten Schriftrollen. Aber auch
Botenstab, königliches Zepter, römisches Labarum mit Trishagion bei Gabriel und Raphael
sind möglich oder ein Diskus mit Christusmonogramm sowie Transparente als Weltkugel (s.
III C). In Daphni tragen die Engel Fackeln, in S. Angelo in Formis halten die Erzengel
Botenstäbe und Weltkugeln. Auf mittelalterlichen Darstellungen der himmlischen Liturgie
schwingen sie Weihrauchgefäße. Posaunen-Engel gehören als ständiges Motiv zu
Darstellungen des Weltgerichts. Im hohen Mittelalter treten im westlichen und östlichen
Kunstkreis Engel mit Passionsinstrumenten auf (Arma CbrisTi). Manchmal haben sie auch zum
Thema der Darstellung gehörende Attribute, z. B. die Wundervirga bei der Entrückung des
Elias. Im Barock tritt eine Änderung des Verhältnisses von Engel und Attribut auf.
Liturgische Geräte und bestimmte Raumteile der Kirche erlangen Symbolcharakter, die Engel
verweisen attributiv auf den Vollzug der Sakramente.
III. Ikonographie A. Engel in Szenen. 1) Bib!ische Heilsgeschichte. b) Engel als Thronstaat: Bei Is 6, 1-4 erscheint Gott von Seraphim umgeben,
bei Ez 1,4-25; 10, 1-22 von Cherubim. Diese haben nach Ezechiel vier Köpfe (Mensch,
Löwe, Stier, Adler Tetramorph), vier Flügel (zwei ausgebreitet, mit zweien
verhüllen sie sich), Huffüße und Menschenhände, neben ihnen sind zwei sich
durchkreuzende Räder, alles ist mit Augen bedeckt. Laut Apk 4, 611 haben diese Wesen nur
einen Kopf und sechs Flügel. In biblischer Zeit waren sie wahrscheinlich auf der
Bundeslade und am Tempel Salomos dargestellt. Die Entwicklung von Cherubim und Seraphim
ist nicht zu trennen: Die Cherubim übernehmen die sechs Flügel der Seraphim, diese die
Augen. In der Wiener Genesis, Ende 6. Jh., wird der Cherub als Paradieswächter (Gn 3, 24)
nur durch das Rad von den üblichen Engeltypen unterschieden. Nur ein Gesicht, aber 6
Flügel haben sie bei Kosmas Indikopleustes, codex vaticanus. griechisch 699, 9. Jh.,
urspr. 6. Jh. Herrad von Landsberg gibt dem Cherub vor der Paradiespforte 6 Flügel. In
der Pfarrkirche von Erwitte, Wandpfeiler, 1167, stehen menschlich gebildete Cherubim mit 4
Flügeln auf der Engelleiter (so auch am Lettner im Dom zu Halberstadt, 1212-15).
Menschliche Gliedmaßen, die aber zum Großteil von 6 Flügeln verhüllt werden, haben
auch die Cherubim in Monreale, Triumphbogenmosaik, Ende 12. Jh.. Eine Mischform von
Cherub-Seraph-Tetramorph findet sich in einem Fresko in der Krypta der Kathedrale von
Anagni, Anfang 13. Jh. Cherubim können auch als Thronwagen Gottes dienen und Seraphim als
Feueraura Gottes erscheinen Christusdarstellungen mit Engel als Thronassistenten gibt es
laut Liber Pontificalis, Edition . Duchnesne, 2 Bände, Paris[1] 1886-1892, 172 seit dem
4. Jh.: konstantinische Goldschmiedearbeit für die Lateranbasilika; Rom S. Maria
Maggiore, Rom, Triumphbogen, 1. Hälfte 5. Jh.; angelsäsisches Steinkreuz, 7/8. Jh. Das
Apsisfresko von S. Vicenzo in Galliano, Anfang 11. Jh. (G. R. Ansoldi, Gli Affreschi dclla
Basilica di 5. Vicenzo ä Galliano [Mi 1949]), zeigt Engel wie kaiserliche admissionales.
Engel können auch bei der Auferstehung Christi assistieren. Sie erscheinen auch als
Begleiter von Symbolen Christi; so neben dem Kreuz am Triumphbogen von SS.Cosmae Damiano,
Rom, 1. Hälfte 6. Jh. (G. Matthiac, Mosaici medioevali . ..di Roma [R 1967] Tf.
1269); sie stehen bei dem Kreuz, Christusmonogramm oder Lamm in S. Vitale, Ravenna,
Mitte 6.Jh., und auf mehreren ravennatischen Elfenbeiarbeiten. Als Hofstaat Mariä treten
Engel am Triumphbogen von S. Maria. Maggiore, Rom, 1. Hälfte 5. Jh. auf; ebenso in dem
Mosaik der nördlichen Obergadenwand von S. Apollinare Nuovo, Ravenna, Mitte 6. Jh. Ein
späteres Beispiel ist das Diptychon Richards II, Ende 14. Jh. 2) Geschichte, Legende: Engel können auch in Szenen auftreten, für die keine
Engelerscheinung überliefert wird. Sie werden dargestellt als Schutz-Engel(s. III C),
Lektoren, Überbringer von Visionen, Tröster bei Martyrien.
3) Eschatologisch: Engel in Gerichtsdarstellungen, Welt-gericht. Engel können auch
beim letzten Sakrament, bei Begräbnissen und Totenfeiern zugegen sein oder wirken als
Seelengeleiter (Seelenreise): D. Bouts, Gemälde, Museum in Lille, um 1465. Verbreitet
durch die Jahrhunderte sind Darstellungen im Zusammenhang mit Grabmälern. Vgl. Fegefeuer.
4) Selbständige Szenen und Zyklen: Eine Elfenbeinschnitzerarbeit, Paliotto,
Kathedrale zu Salerno, 11. Jh., zeigt die Erschaffung der Engel am ersten Tag der
Schöpfung, entsprechend Jub 2, 2. Im Münster zu Essen, Emporengeschoß, Westbau, 11.
Jh., befand sich wahrscheinlich ein umfassender Zyklus der alttestamentlichen
Engelerscheinungen. Besonders in der Gegenreformation kommt es zur Gestaltung von
Engelzyklen, z. B. G. L. Bernini, Figuren zur Engelsbrücke, Rom, 1667-71: Engel mit Arma
Christi; Jesuitenkirche zu Eichstätt, 1717, hier sind Engel beim Verrichten verschiedener
Aufgaben im Himmel und auf Erden dargestellt, andere stehen in Beziehung zu den jeweiligen
kultischen Bezirken des Kirchenraums.
B. Engel in kultischer Funktion. 1) Engel als Liturgen: Als Ostiarier stehen
sie an der Himmels- und Paradiespforte, als Wächter auch an Apsisseiten und
Kirchenportalen, sie verstoßen Verbannte im Weltgericht oder wägen Seelen (Michael). Als
Bewacher der Himmelsstadt erscheinen sie z. B. in S. Pietro bei Civate, Deckenmalerei., 1.
Hälfte 12. Jh. Als Exorzisten sind sie bei der Taufe beschäftigt, sie sind Bewahrer der
Kirche, kämpfen auch oft. Bei diesen Tätigkeiten sind besonders die Erzengel, voran
Michael, beschäftigt sowie die Mächte und Gewalten (s. u. III B 3). In den
Illustrationen der Homilie des Mönches Giacomo, codex vaticanus. griechisch. 1162 fol.
92, 12. Jh., beschützen Exorzisten-Engel Maria vor den Lastern . Als Lektoren
befinden sie sich oft bei Evangelisten- und Kirchenväterdarstellungen. Als
Akoluthen (leuchtertragende Engel) erscheinen sie in vielen Verbindungen bei Christus,
Heiliggen und bei Maria: Elfebeinarbeiten aus Paris, Köln Sammlungen Hack, um 1330; auch
L. della Robbia, Leuchterengel, Florenz. S. Maria del Fiore, Mitte 15. Jh.
Da (s. o. II B) das Diakonsgewand im Mittelalter die bevorzugte Engelgewandung ist,
sind die Betätigungen in diesem Amt äußerst vielfältig :Liturgische Funktionen
üben die Engel auch bei Feiern der Eucharistie aus. In besonders engen Bezug zu diesem
Themenkreis treten sie in bestimmten Darstellungen des Heiligen Blutes 4 Engel in ewiger
Anbetung des Sakraments schuf M. Zürn 1685 für Kremsmünster. 2) Engelchöre: Das AT kennt Cherubim, Seraphim, Engel; Dan 10, 13; 12, 1: Michael
und Engelfürsten. Paulus nennt Kol 1, 16 Throne, Herrschaften, Fürstentümer, Gewalten;
Apk 1,21; Röm 8, 18: Mächte; 1 Thess 4, 16: Erzengel, 1 Tim 5, 21: auserwählte Engel.
Pseudo Dionys (PG 3, 119-370) fasst neun Engelchöre in drei Hierarchien zusammen: 1.
Seraphim, Cherubim, Throne; 2. Herrschaften, Mächte, Gewalten; 3. Fürstentümer,
Erzengel, Engel. Diese Ordnung wurde in das 8. Buch der Apostolischen Konstitution
übernommen und damit kanonisch. Trotzdem gibt die Literatur danach abweichende
Darstellungen, und auch die bildende Kunst schaltet frei mit dieser Hierarchie.
Engelchöre erscheinen gewöhnlich im Zusammenhang mit anderen Themen: Allerheiligenbild,
Dreifaltigkeit, Engelsturz, Tod Mariens und anderes. Sie werden gewöhnlich kreisförmig
um die Zentraldarstellung angeordnet oder unter dieser in rechteckigen Feldern. Die
einzelnen Chöre werden durch beliebig ausgewählte Attribute oder Inschriften
gekennzeichnet. Der östliche Kunstkreis kennt als besondere Kunstform die Ophanim:
selbständige Darstellung der geflügelten Räder. Eine bedeutende Darstellung der Engelchöre zeigt ein Kuppelmosaik des Baptisteriums
von S. Marco, Venedig 13. Jh. Hier umgeben sie den thronenden Christus. Im Passionale der
Äbtissin Kunigunde, böhmisch, 1316-20, Prag Universitätsbibliothek, erscheinen die
Engelchöre in neun Kammern unter der Marienkrönung. Engelchöre, die musizieren und
tanzen, umgeben Gottvater in dem Kuppelgemälde von G. Ferrari, S. Maria dei Miracoli,
Saronno, 1534, am Bildrand ist die Himmelfahrt Mariens dargestellt. 3) Engelsmusik: Schon die Kirchenväter bezeichnen die Sphärenmusik als das Tönen
der himmlischen Heerscharen. In der bildenden Kunst kommen musizierende Engel um 1100 in
England oder englisch beeinflussten Gebieten auf. Sie treten in verschiedensten
thematischen Zusammenhängen auf. Als Konsolträger zeigt eine Konsole im Chor der
Abteikirche Cerisy-la-Forêt, um 1100, einen musizierenden Engel. Nach 1300 ist dieser
Typus allgemein verbreitet. Besonders bei Darstellung der Geburt Christi ist er beliebt:
z. B. mittelrheinischer. Meister, Altenberger Altar, Städel, um 1340. In Südfrankreich
werden musizierende Engel in Archivolten dargestellt (BulIentino Monamenti VII 588 ff).
Ein Relief des G. Pisano, Prato Kathedrale, um 1300, zeigt die zum Himmel fahrende Maria
in der Mandorla mit musizierenden Engeln. Bei der Marienkrönung erscheinen diese in dem
Polyptychon Giottos, Florenz S. Croce, Baroncelli-Kapelle. Eine» Verkündigung an
Maria wird musikalisch begleitet in einem Stundenbuch, Chant, um 1416. Orgeltafeln mit
diesem Motiv: F. dAntonio, Florenz Galleria dell Accademia, 1429. Berühmt ist
die Sängerkanzel des L. della Robbia, Florenz Museum. dellOpera, 143 1-37 (M.
Lisner, Die Sängerkanzel des Luca della Robbia [Diss. F 1955]). Ein Jüngstes Gericht mit
musizierenden Engeln malt H. Memling, Danzig Marienkirche, 1473.
4) Engelpietà (Schmerzensmann): Es ist ein im 14. Jh. in Italien und Frankreich
geprägter Typus. Engel halten den toten Christus, der als Halb- oder Ganzfigürlich
wiedergegeben wird (E. Panofsky, Imago pietatis [Fschr. M. Friedländer] [L 1927] 26
1308). Als Beispiel sei das Gemälde von G. Bellini, Venedig. Museum. Correr, um
1470, genannt (F. Heinemann, G. Bellini e i Belliniani [V 1959]); C. Engel als Mächte, Genien u. ä. 1) Schutzengel: In beschützender Funktion werden Engel schon in der Bibel genannt. Nach Mt 18, 10 hat
jedes Kind einen Engel im Himmel; nach Apg 12, 15 jeder Mensch. In der bildenden Kunst
erlangt dieser Typus besonders in der Gegenreformation Bedeutung, aber er kann auch schon
in frühchristlichen Zeit vorkommen. Engel schützen die Menschen vor äußerlichen und
geistigen Gefahren, sind ihre Fürsprecher vor Gott, bewachen Gräber und geleiten die
Seelen der Verstorbenen in den Himmel. Die bevorzugte Schutzengeldarstellung ist die von
Raphael mit dem jungen Tobias. So begleitet ein mächtiger Schutz-Engel Tobias bei Ch.
Alberti, Kupfstich., Bremen Kunsthalle, 16. Jh. Ein Kupfstich von J. Galle, 17. Jh., zeigt
das Motiv unter Christus mit Aposteln, die Kinder beschützen. Im 19. Jh. wird die
Schutzengelidee vulgarisiert und sentimentalisiert. 2) Engel als kosmische Mächte: Es gibt Engel der Gestirne und der
Naturerscheinungen. Sie werden als Beweger der Himmelssphäre vorgestellt (Philo, Plotin,
Aug), als Licht (Aug, De civitate Dei XI 9 [ed. Hoffmann, CSEL 40, 1, 524]), als
Träger der Planeten (platonisch, wiederaufgegriffen z. B. v. Dante, Paradies). Bei Kosmas
Indikopleustes, 9. Jh. (ursprünglich 6. Jh.), ist nicht bestimmbar, ob die Engel
Verkörperung der Sterngeister oder nur Träger der Sterne sind. In der Apsis von S.
Angelo in Formis, Fresko, 11. Jh., tragen die Erzengel transparente Weltkugeln. In der
Wormser Bibel, englisch, um 1148, ist die Erschaffung des Lichts mit jener der Engel
identisch. Ebenso fasst Herrad von Landsberg im Hortus deliciarum die Engel als Licht auf.
An der Nordfassade der Kathedrale von Chartres, Portal des Christophorus-Meisters, 1.
Hälfte 13. Jh., stehen Engel mit Fackeln in kosmologischem Zusammenhang, ebenso an der
Westfassade, wo sie Weltkugeln oder Scheiben und Astrolabien tragen. Am Straßburger
Engelpfeiler (s. o.) nehmen die vier Posaunen-Engel die Achsen des Kosmos ein. Wiederum
als Licht sind die Engel dargestellt in einem Kuppelmosaik von S. Marco, Venedig, 13.Jh.
Als Planetenträger stellt sie Raffael in der Chigi-Kappelle, Anfang 16. Ih., dar. Bei W.
Blake erscheinen Engel als Morgensterne. IV. ERZENGEL 1. A. Quellen. B. Kult: Der Erzengelkult ist anfänglich besonders im ostchristlichen Raum
verbreitet und erstreckt sich auf Michael, Gabriel, Raphael und Uriel, seltener auf andere
Erzengel. Zu Erzengelkirchen in Ägypten vgl. Didymos der Blinde (PG 38, 589); Äthiopien
(Lit. 40, 181); Armenien, Kirche von Ani, zwei Michael und Gabriel geweihte Kapellen;
Erzengelkirchen in Thessalonike und auf dem Athos. Erzengelkathedrale im Kreml, Moskau;
Rom: S. Maria degli Angeli. Obwohl die Synode von Laodikea, 2. Hälfte 4. Jh., im 35.
Kanon nur Michael, Gabriel und Raphael als Erzengel anerkennt und das Konzil von Rom, 747,
in Actio 3 ein Gebet verurteilt, das Uriel, Raguel und Tobuel erwähnt, lassen sich
Verehrung und Darstellung der nichtkanonischen Erzengel weiter feststellen. Der Kult der
sieben Erzengel wurde durch die Schreiben, des Amadeus (s. Quellen) einesteils,
besonders aber 1516 durch die Entdeckung eines Freskos mit 7 Erzengel in der
nunmehr zerstörten Kirche der "Sette Angeli" in Palermo angeregt
(Entstehungszeit unbekannt; Beschr. in Lit. 40, 154; vgl. Lit. 18, 298). Förderer des
Kultes war der sizilianische Priester Antonio Lo Doca (A. Lo Doca, Memoriale al Papa Pio
IV, 1562), der schließlieh die Errichtung der Kirche S. Maria degli Angeli in Rom,
1562-66, beim Papst erreichte. Auf dem dort angebrachten Bild (Maria und 7 Erzengel, siehe
unten) mussten jedoch die Erzengelnamen noch unter Pius IV getilgt werden (Lit. 15, 273;
Lit. 9, 5). Der Kult verbreitete sich auch außerhalb Italiens rasch, wie niederländische
Stiche und russische Ikonen bezeugen (s. u.) Lit.: Thesaur. Eccl. Antiquitatis II
(V 1794) 30t 316 322; Wadding, Ann. Min. 3 XIV 370: RAC V 199s. II. Ikonographie. A. Gestaltikonographie. Variationen in der Tracht: a) Tunika und Pallium (griechisch. chiton
und himation): Tracht der Engel in frühchristlicher Zeit, z. B. Mosaik aus S. Michele in
Affricisco, jetzt Berlin, Mitte 6. Jh.; kommt auch in späteren Jhh. vor. 2) Attribute: a) Der Nimbus fehlt noch auf dem Londoner Elfenbeinarbeiten (Volbach
Elfb Nr. 109). Erzengel mit Nimben auf den Relief-Fragmenten des Martyrions von Seleukeia,
Wende 5-6. Jh., ohne Beischrift (K. Weitzmann: Exc-Antioch III 146s Nr. 461-5). Die
Nimbierung wird im Osten allgemein üblich, im Abendland fehlt sie bisweilen. B. Darstellungen im Zusammenhang mit Trägerszenen. 1) In den frühchristlichen
und frühmittelalterlichen Darstellungen erscheinen die Erzengel Michael und Gabriel
namentlich in zwei Funktionen: 2) In der byzantinischen Monumentalkunst der nachikonoklastischen Zeit und dem von
ihr beeinflussten Bereich mehrt sich die Zahl der Christus zugeordneten Erzengel, die nun
häufig um das Pantokrator Medaillon der Kuppel gruppiert werden. Anordnung und Auswahl
variieren. Ganze Figuren in Wächterhaltung oder in Proskynesis in den Kuppelmosaiken der
Cappella Palatina und der Martorana, Palermo, Mitte 12. Jh.; Michaerl, Gabriel, Raphael,
Uriel (Demus Sic Abb. 13s 46). Halbfiguren in Medaillons in den kappadokischen
Höhlenkirchen; die Auswahl der Erzengel dürfte von jüdischem Schrifttum beeinflusst
sein; Carikli Kilise, 2. Hälfte 12. Jh., Kuppeltambour: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel
und Misrael; Karanlik Kilise, um 1200-10, Kuppeltambour: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel
und Phlogotheel (M. Restle, 1. c. Abb. 195 215 2203); Elmalt Kilise, um
11901200, in 6 Kleinkuppeln verteilt: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Phlogotheel
und Sychael (Restle, 1. c. Abb. 162-65). Die Fresken von Spas Neredica, 1199
(zerstört), zeigten Erzengelhalbfiguren in Lünetten: Raphael, Uriel, Salathiel. Die
traditionellen Kompositionen in der Kuppel kehrt in den Fresken der Theodor-kirche in
Novgorod, um 1380, wieder: Raphael, Uriel, Barachiel, Jehudiel (Schweinfurth 176). Das
Alternieren von Erzengel und Cherubim um ein Mittelmedaillon ist häufig in der
byzantinischen und postbyzantinischen Kuppeldecken, z. B. Kuppeln des Athosklosters
Kutlumusiu, 1540 ( Millet Athos Tf. 159-61/1). Einen wohl durch die Weihe an Maria
gegebenen Sonderfall stellen die Fresken von S. Angelo in Formis dar, in der Apsisrundung
(unter Christus) erscheint Maria zwischen Gabriel und Raphael, der figürliche Typus ist
rein byzantisch. (Morisani Tf. 12-4). 3) Die Erzengel in ihrer Zuordnung zu den (wichtigsten) Trägerszenen: Geburt
Christi: Hugo van der Goes, Portinari-Triptichon., 1475, Uffizium., Erzengel kniend):
Maria mit Kind: Gemälde von 1543 im Chor von S. Maria degli Angeli, Rom, Maler unbekannt;
auf den Namen der Kirche abgestimmte Darstellung: Maria (laetans) wird von 2 Erzengel
gekrönt, weitere fünf Erzengel umgeben sie, alle mit Zeptern und Schriftbändern, welche
die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften nennen; Auswahl wie auf dem Gemälde in Palermo,
Erzengel in Verbindung mit dem Kreuz oder dem Gekreuzigten sind seit dem FrühMittelalter
zu belegen: Kreuzanhänger, ca 7. Jh., ehemals Staatliches Museum Berlin, Halbfiguren von
Michael, Gabriel, Raphael, Uriel an den Enden (Wulff Bildw II Nr. 936; vgl. auch H.
Buschhausen: JbÖbyzGes 16 [19671 281). Die Kreuzverehrung durch Michael und Gabriel zeigt
eine Ikone der TretjakGal., Ende 12. Jh (Antonova-Mneva 1 Abb. 27). Höllenfahrt Christi:
Michael und Gabriel als Assistenzfiguren selten, z. B. Mosaik in Torcello bei Venedig,
Wende 12.-13. Jh. (V. Lazarev, Storia della Pittura biz. [Tn 19671 Abb. 370). Himmelfahrt
Christi: In der byzantinischen Kunst werden die Männer in weißem Gewande (Apg 1, 11)
bisweilen als Michael und Gabriel aufgefasst: Fresko in Makrychori, 1303 (A. S. Joannou,
Byz. Frescoes of Euboea [At 19591 Abb. 23). Michael und Gasbriel krönen Christus:
byzantinische Gemälde, 13. Jh., Louvre (Ausst AthByzArt Nr. 118) Deesis: Zwei oder vier
Erzengel werden zum festen Bestandteil der sogenannten Großen Deesis, oft an Ikonostasen
z. B. Troizakloster bei Moskau, Rubijov und Mitarbeiter, 1420-29 (I. E. Grabar und a.,
Gesch. der russ. Kunst III [Dr 1959] 128 Abb. 92s). Hetoimasia, z. B. Fresken von
Castelseprio, frühmittelalterlich, ohne Beischrift, aber mit Globus und Stäben
(Castelseprio Tf. 65); Venedig. Pala dOro, Emails, Anfang 12. Jh.: Michael,
Gabriel, Raphael, Uriel und 8 andere Erzengel (die Zwölfzahl entsprechend den darunter
dargestellten Aposteln; ~Pala d Oro Tf. 11-16). Weltgericht, z. B. Fresko in Hag.
Stephanos, Kastoria, 10. Jh.(?): Michael, Gabriel, Raphael, Uriel (B. Brenk, Trad. und
Neuerung in der chr. K. des 1. Jtsd [W 1966] 81). Fresko Cavallinis, S. Cecilia, Rom, um
1293, ohne Beischriftung, in der byzantinschen Tracht (Loros) der Erzengel (Wilpert Mos
Tf. 27983). Dreifaltigkeit, z. B. Apsisfresko in Grottaferrata, 2. Hälfte 13. Jh.
(Wilpert Mos Tf. 300); der (byzantinischen) Tracht nach sind 7 Erzengel zu erkennen, ohne
Namen Kupferstich von H. Wierix, 2. Hälfte 16. Jh., BN Cab. Estampes, 7 Erzengel mit
ihren Namen auf den Nimben, hier vielleicht der Einfluss des in Palermo entdeckten
Freskos; die Engel sind als Hauptfiguren aufgefasst, die Trägerszene ist in den
Hintergrund gerückt. Russische Ikonen (in Kopien erhalten) greifen das Thema im 17. Jh.
auf: Dreifaltigkeit (sog. Paternitastypus), umgeben von 8 Erzengelhalbfiguren sowie den 9
Engel-chören, innerhalb dieser auch eine Gruppe Erzengel. Stark vom Abendland beeinflusst
ist eine andere Darstellung mit 7 Erzengel, die ihre Attribute halten (s. u.), Namen auf
den Nimben tragen. Aller-heiligenbild: Gemälde von H. Schäufelein, 1513, in Auhausen,
mit Darstellung der Engelchöre, eine Gruppe durch Schriftband als Erzengel gekennzeichnet
Wurzel Jesse: Michaeliskirche in Hildesheim, um 1200, Michael und Gabriel in ganzer Figur
neben Christus, Raphael und Uriel entfernter und nur in Halbfigur (Sommer Farbtf. im
Anh.). C. Die Bilder, in denen die Erzengel Hauptthema bzw. an keine Trägerszene
gebunden sind, kommen seltener von Michael und Gabriel: Titelbild zum Mt-Evangelium des
Cod. 61 fol. 9 im Domschatz zu Trier, um 800 Synaxis (Versammlung der Erzengel oder der
,,Körperlosen"). Erstmals im Menologion Basilios II, vat. gr. 1613 fol. 168,
zw. 979/989, zum 8. Nov., Fest der Taxiarchen Michael und Gabriel, nur Darstellung von
Michael. Später Michael und Gabriel, die ein Medaillon mit Christusbild - meist
Emmanuel halten. Der Bildtypus ist nachikonoklastisch (vgl. Grabar Jconoclasme 252). Weit
verbreitet in der spätbyzantinischen und postbyzantinischen Kunst: Fresko in Staro
Nagoritcino, 1316-17). Eine Schar Engel, bisweilen auch Cherubim, kann hinzukommen:
Flügel des Triptichon der Stroganovschule, Ende 16. Jh., Mus. Bellomo, Syrakus
(Schweinfurth Abb. 142; Likha~ev Abb. 252; Rothe-mund 217). Engelsturz: Fresko des
Athosklosters Dionysius, Trapeza, 1547, verbunden mit Engelhierarchie und Synaxis (Millet
Athos Tf. 211). Der Engelsturz war mit anderen Themen auch auf dem schriftlich
überlieferten Gemälde von Palermo dargestellt. V. ERDE (zum Verstehen des Globus, den die Erzengel tragen) I. Begriff und Quellen: Der Schöpfungsbericht Gn 1 u weitere alttestamentliche
Erwähnungen der Erde, besonders Ps 103, bestimmen die christliche Darstellung der Erde
stärker als die heidnisch-antike Weltsysteme. Das NT (Jo 1, l-4; Apk, z. B. Erde beim 7
Weltgericht) knüpft an das Erdenbild des AT an. Gegen die antike Kosmologie richtet sich
besonders Kosmas Indikopleustes. Topographia Christiana (PG 88, 5 1-476), und
leitet dafür das christliche Weltsystem aus der Bibel ab: Die Erde ist von Gott
geschaffen, steht aber nicht im Mittelpunkt eines sphärischen Systems, sondern der Himmel
breitet sich zeltartig (Ps 103, 2s) über ihr aus, Caelum und Terra (der bereits
aristotelische Gegensatz wurde von den Kirchenvätern auch für eine hierarchische Ordnung
benützt) bilden nach Gn 1, 1 den Kosmos (Kosmas [PG 88, 75s]); das Wasser, besonders der
die Erdscheibe umfließende Ozean (Meer), wurde als Teil der Erde bzw. als deren
Umgrenzung empfunden . II. Ikonographie. B. Themen: 1) Die ausführlichen mittelalterlichen ,Schöpfungs-Zyklen zeigen
die Erde in den Darstellungen der Scheidung von Wasser und Erde und der Schöpfung der
Pflanzen (Gn 1, 9ff) meist als Kreisfigur, von Pflanzen bewachsen oder im
Orbistripartitus.
2) NT: Mt 22, 30; Lk 12, 8f; 1 Tim 5,21; 1 Hebr 12, 22; 1 Petr 3, 22:
Repräsentanten der himmlischen Welt; Mt 4, 11; Lk 22, 43: Diener Christi und der Jünger;
Mt 1,20; 2, 13 19; Mk 16,5; Lk 1, 11 26; 2, 9f; Jo 20, 12; Apg 8, 26; 10, 3; 27, 23: Boten
Gottes.
3) Patristik: Dionysius Arcopagita (PG 3, 119370): maßgebliche Engellehre;
Gregor I. (PL 76, l27695) schließt hier an. Ausführliche Quellen-Literatur.: vgl.
RAC V s. v. Engel IV, besonders colonna 114-200.
a) Engel als Theophanie: An manchen biblischen Stellen, die über Taten
Gottes berichten, wird ein Engel genannt. So besuchen drei Engel Abraham: Moses von S.
Maria Maggiore, 1. Hälfte 5. Jh. ( Dreifaltigkeit). Gelegentlich kann auch Gott
oder Christus als Engel dargestellt werden, doch handelt es sich um Ausnahmen. Der Engel
bei den babylonischen Jünglingen im Feuerofen kann als Erscheinung Gottes verstanden
werden ; oder Christus erscheint als gekreuzigter Seraph in Giottos Franziskus-Legende in
Assisi (H. Schrade, Franz v. Assisi u. Giollo [Köln 1964] 10814 Abb. 19). Als Engel
des großen Rats bildet ihn Herrad von Landsberg im Hortus deliciarum. Eine ausführliche
Behandlung aller Szenen, in denen Engel überhaupt vorkommen, bietet G. Stuhlhaupt, Di
Engel in der altchristlichen Kunst (Archeologische Studien zum christlichen Altertum und
Mittelalter, Hamburg).
1) Kanonische Schriften. Bei Tob 12, 15 nennt sich Raphael einen der 7 Engel, die
am Throne Gottes stehen. Dan 10, 13 nennt Michael, einen der obersten Engelfürsten. Apk
1, 4: 7 Geister vor dem Throne Gottes. Die Bezeichnung Erzengel (in Einzahl) im NT: 1
Thess 4, 6; Jud 9 (Michael).
2) ,4pokryphen: Epistula apostorolum, äthiopische und koptische Fassung, cap. 13:
Michael, Gabriel, Raphael, Uriel versehen den Dienst am Altar Gottvaters (C. Schmidt: TU
42 [1919] 44-9). Die Thomas-Apokalypse nennt die gleichen Erzengel (E. Hauler, Wiener
Stud. Zs. klass. Philol. 30 [1908] 328). Im Buch Henoch, äthiopische Fassung, cap. 20,
sind Uriel, Raphael, Raguel, Michael, Gabriel und Sariel Wächterengel über verschiedene
Bereiche; cap. 40, 5 nennt Michael, Gabriel, Raguel und Phanuel die 4 Engel des
Herrn (,Kauszsch AT 113 250 260); griechische Fassung (Fragment), cap. 9: 4 große
Erzengel: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel (R. H. Charles: Anecd. Oxon., Sem. Ser. Part Xl
[Ox 1906] 19). Buch der Einsetzung des Erzengels Gabriel: Michael, Gabriel, Raphael,
Sealthiel, Suriel, Zedekiel und Anael (CSCO 225226 Scrips. Cops. 31 2 [1962] 97).
3) Patristisch und nachpatristische Quellen: Klemens von Alexandrien, Adumbr. in
1 Petr 1, 11: Erzengel ohne Namen als Ausführende der Befehle des Herrn (PG
9, 729). Gebet angeblich von Gregorios Thaumaturgus, Par.gr. 2316: Michael, Gabriel,
Raphael, Uriel, Sychael und Phlogotheel (R. Reiszenstein, Poimandres [L 1904] 18s).
Victorinus von Pettau. In Apc 8, 1:7 Erzengel als Kämpfer gegen den Antichrist ICSEL 49,
82). Johannes Chrysostomus (Spuria), In synaxin archang.: Michael, Gabriel und Raphael mit
Erwähnung ihrer Rollen im AT oder NT (PG 59, 755). Ambrosius De fide III 3:
Gabriel, Raphael und Uriel (PL 16, 618). Greg 1: Michael, Gabriel und Raphael, summi
nuntii" (PL 76, 250f); lsidor von Sevilla, Dc etymologia. VII 5: Gabriel, Michael,
Raphael, Uriel "duces et principes" mit Beschreibung ihrer Eigenschaften (PL 82,
273). Beda Venarabilis, Excerpt. Patr. Collecs.: Gabriel, Michael Raphael Uriel, Rumiel
und Paniel; derselbe, lnterpretation. nom. hebr.: Barachiel, Raguel u. a. (Ven. Bedae
opera omnia III col. 500 [Colon. 1612]). Cod. 174 der Bischöflichen Bibliothek Köln,
9./10. Jh., Nomina archangelorum, Alkuin zugeschrieben.: Gabriel, Michael, Uriel, Raphael,
Barachiel.und Pantasaron (Ph. Jaffé - G. Wattenbach, Eccl. Mesr. Colon. Cod. ms. [B 1874]
73). Pantoleon Arehidiakon, De S. Michaele Archangelo (Wunderbericht mit Einbeziehung von
Gabriel und Raphael, spätestens 12. Jh., [PG 140, 573 91]); Petrus Lombardus, Libri
Sensentiae. Distinctio X cap. II: Michael, Gabriel, Raphael mit Erklärung der Namen
(Ausg. 1916 p. 352).
4) Liturgische Texte: Litaneien des 9. Jh.: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel,
Raguel und Tobiel (J. Mabillon, Ves. Analeesa [P 1723] 170); Litanei Ludwigs des
Deutschen: Michael, Gabriel, Raphael (G. Swarzenski: Fschr. F. Schneider [Fr 1906] 173).
Hymnen: vgl. F. J. Mone, Lateinische Hymnen des Mittelalters I (Aalen 1964) Nr. 315 317
319: Michael, Gabriel, Raphael; Officium septem Principum Angelorum. . .: vas. lat. 8735
fol. 108 10v, Mitte 16. Jh. Ostchristliche Liturgie: The General Menaion (Lo 1899) 34--46
5) Zaubertexte: Par.gr. 2316 fol. 316 (Reitzenstein, 1. c. 296). Louvre Pap.
Mimaut Nr. 2391 (ed. C. Wessely: Denkschrift Akademie Wissenschaft, phil-hist. Kl. 36 [W
18881 144).
6) Rabbinisches Schrifttum: Buch Jezira und Kommentare; Buch Raziel, 11-12.
Jh., vgl. L. Zunz, Gottesdienstliche Vorträge (B 1832) 167 Anm. d e; Lit. 4 u. 37.
6097 (3. Michl). Die Einflüsse jüdischen Schrifttums sind noch bis ins späte 16.
Jh. spürbar (Lit. 9, 5). 7) Spätmittelalter und Neuzeit: LA
(Benz[4]) 807; Nova Apocal. 13439 fol. 9: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Seaslthiel,
Jehudiel Barachiel (Lit. 15, 260f); Cornelius a Lapide, Commentarium in Apc. (Aw
1529) l7ff; Nicolaus Serrarios, In sacros libros Tobiam . . (Mz 1599) 182: gleiche Namen
wie bei Amadeos; L. Abelly (Bisch. v. Rodez), Du culte. . . des hiérarchies célestes (P
1676); A. Serrano, Los siete Principes de los Angelos (Bru 1707).
Quellenliteratur: Diction.. Théologic. Catholic. I 1192-1222; E. Peterson, Das
Buch von den Engeln (L 1935) 115ff; J. Michl: Theologische Quartaschrift 118 (1937)
474-91; ders.: Lexikon für Theologie und Kirche 2 III 1076f; U. Holzmeister: Verbum
Domini 23 (1943) 176-86; Ecatt I 1791ff; C. Detlev - G. Müller. Die Engellehre der
koptischen Kirche (Wb 1959).
1) Tracht: Die ostchristliche Kunst strebt keine Unterscheidung der einzelnen
Erzengel durch die Tracht an, bezeichnet sie aber häufig mit ihren Namen. Ferner hebt sie
sie meist deutlich von den anderen Engeln ab, indem sie sie als Herrscher charakterisiert.
Die Erzengel werden von Dan 10, 13 Herrscher (archontes) genannt; mehrere Kirchenväter
zitieren die Stelle (Origines, De principio III [PG II, 315]; Ps Dionys, De
coelest. hierarchia IX [PG 3. 260]; vgl. auch Basilius, Commentrium in Is. X [PG 30, 541];
Johannes Chrysostomos [PG 48, 724]). Die abendländische Kunst ist soweit nicht vom Osten
abhängig um eine Differenzierung der Erzengel bemüht, die sich besonders in den
Attributen äußert, vgl. Fresko S. Martinis (Maestà), 1315, in Siena: Gabriel mit
Lilie, Raphael mit Flasche (r. Bildhälfte; E. Carli, S. Martini [Mi 1959] Tf. 1 s).
Michael hat wegen des Drachenkampfes seine eigene Ikonographie.
b) Herrschertracht: Tonika und Chlamys, Sandalen mit Edelsteinen, z. B. Mosaik in
S. Apollinare in Classe, Ravenna (Deichmann Rav Tf. 402 s); Tunika und Loros (Schärpe),
rote Sandalen im Orient weitverbreitete Darstellung, z. B. Uriel, Fresko in Bawit,
Saal 40, ca Ende 6. Jh. (MIEAO 59 [19311 41), und Elfenbeinrelief, 5. Jh., Britisch
Museum, ohne Beischrift, meist als Michael gedeutet (Volbach Elfb Nr. 109); Tonika und
Divitision (Prunkgewand mit Besatzstreifen an Hals und Saum), darüber noch Chlamys oder
Loros, z. B. Mosaik in Monreale, 1180/94 (Demus Sic).
c) Feldherrntracht: Kurze Tonika und Chlamys, Stiefel; Rüstung bei Michael, z. B.
Mosaik in der Cappella Palatina, Palermo (Demus Sic Tf. 13f).
d) Liturgischer Ornat: Pluviale, bisweilen Stola, vom späteren Mittelalter an, z.
B. Raphael und Gabriel, Fresko in S. Maria di Donnaregina, Neapel, 1. Hälfte 14. Jh.
(Lit. 35, 368); H. van der Goes, Portinari-Tript., 1475, Uffiz. (Lit. 35, 367); Omophorion
(entsprechend dem bischöflichen Pallium), z. B. Athoskloster Chilandar, Trapeza, 1621
(Millet Athos Tf. 110).
e) Antikisierende Tracht, ähnlich dem Peplos, kommt bei Erzengel und Engeln vor,
z. B. Gemälde in S. Maria degli Angeli, Rom, 1534; Stich von G. de Jode. Erzengel 16. Jh.
f) Farben: Im 6. Jh. herrscht Weiß vor, später in byzantinischen Bereich Rot,
Violett, Blau (= Purpur, Herrschertracht). Im Abendland kommen Weiß oder helle Farben
häufig vor. Die Flügel zeigen bisweilen Pfauenfederaugen.
g) Kopftracht: Band (Taenie, vgl. Engel), bisweilen mit Juwel, z. B. Mosaik in
Cefalù (Demus Sic Abb. 31; Kronen und Diademe, z. B. Fresko in Faras, Wende 10-11. Jh.
(K. Michalowski, Faras II [Warschau 1965] Abb. 65-8); H. van der Goes, PortinariTript.
Zur Erzengeltracht im Orient. vgl. A. Grabar: DumbOaksPap 6 (1951) 38s; 1. Deér:
Schweizer Beitr. z. Allg. Gesch. 13 (1955) 84.
b) Der Globus gehört besonders der östlichen Ikonographie an, wird aber öfters
vom Abendland übernommen. Am zahlreichsten sind die Darstellungen der Erzengel in
Frontalstellung mit Globus in der einen und Stab in der anderen Hand, z. B. Zierblech,
5-6. Jh., in Berlin (Wulff Bildw I 826). Vorbild waren spätantike Kaiserdarstellungen.
Seltener sind die Erzengel im Akt der Huldigung wiedergegeben, auf Christus oder Maria
zuschreitend, um diesen den Globus (Weltall) darzubringen, z. B. Mosaik in Cbiti, Zypern,
7. Jh. (D. Talbot Rice, Byz. Kunst [Mü 1964] 181). Der Globus kann (selten) auch Attribut
höherer Engelordnungen sein, z. B. Nikaia zerstörtes Mosaik). Anstelle des Globus wird
auch ein Diskus oder eine Glaskugel dargestellt. In der abendländischen Kunst kommt der
Globus z. B. am Karls-schrein im Aachener Dom, 1200-15 (E. Stephany, Wunderwelt der
Schreine IF 1959] Tf. 261, und auf Gemälde von F. Botticini, 2. Hälfte. 15. Jh., Uffiz.
(nur bei Michael; Lit. 8), vor.
c) Stab, Labarum, Zepter: Auf dem Mosaik von S. Michele in Affricisco (Berlin):
Botenstäbe; in S. Apollinare in Classe: Labarum mit dreimaligem Hagios (Heilig), auch
Kreuzstäbe und (später) Zepter kommen vor; Lanze und Schild bei Michael, ausnahmsweise
bei Raphael und Phanuel: Gemälde am Portal der Kirche Kebran Gabriel, Tanasee, ca Ende
17. Jh. (J. Leroy, La pittura etiopica [Mi 1964] 54f Tf. 23).
d) Leidenswerkzeuge (selten): Zum Beispiel Ikone, Ende 12. Jh., TretjakGal.
(Antonova-Mneva 1 Abb. 27).
e) Schriftbänder mit Aufschrift, die meist die Eigenschaften der Erzengel angeben,
z. B. Mosaik im Baptisterium zu Florenz, Ende 13. Jh. (1. Hucck. Das Programm der
Kuppelmosaiken im Florentiner Baptisterium [Diss. Mü 1962] 122); Gemälde in S. Maria
degli Angeli, Rom, 1543 (Lit. 40 Abb. 28).
Der im 16. Jh. auflebende Kult von sieben (auch neun) Erzengel (s. o.) führte bei den
Attributen zu einer teilweise neuen Ikonographphie, jeder Erzengel erhält ein seinem
Namen bzw. seiner Eigenschaft entsprechenedes Attribut. Auf dem schriftlich überlieferten
Gemälde von Palermo (Lit. 40. 251) sind die Bezeichnungen bzw. Attribute der Erzengel die
folgenden: Michael ,,quis ut Deus", victoriosus: Lanze; Gabriel ,,fortitudo
Dei", nuntius: Spiegel, von dem er die Befehle des Herrn abliest; Raphael ,,medicina
Dei", medicus: Büchse mit Medizinen (auch Gefäß mit Fischgalle); Uriel ,,ignis
Dei", fortis socius: Schwert, Flamme, auch Laterne; Sealthiel ,,oratio Dei",
orator: betend dargestellt; Barachiel ,,benedictio Dei", adiutor: Rosen haltend,
Symbol des Segens Gottes; Jehudiel ,,laus Dei", remunerator: Krone und Geißel.
Die Attribute stimmen weitgehend mit denen eines Stiches von H. Wierix, 2. Hälfte 16.
Jh., und mit in Kopien überlieferten Ikonen des 17. Jh. überein, weichen jedoch (Raphael
ausgenommen) von dem Stich von G. de Jode, Ende 16. Jh. (neun Erzengel), ab (Lit. 15 Abb.
9 Tf. 30). Ein Gemälde von L. Licherie (Herz Jesu und Engelchöre), 2. Hälfte 17. Jh.,
in St-Etienne-du-Mont, Paris, zeigt die Erzengel das Buch mit den 7 Siegeln haltend
(Lit.18. 298).
a) Als Thronassistenten oder nächste Begleitfiguren Christi wie im Mosaik von S. Michele
in Affricisco (Berlin) oder in den schriftlich überlieferten Mosaiken der Daurade,
Toulouse, ca Mitte 6. Jh. (Staatl. Museum Berlin, Frühchristliche-byzantinische Sammlung
[B 1938] 28; Lit. 17), oder auch Marias: Mosaik der Kirche Panagia Angeloktitos, Chiti,
Zypern, 7. Jh. (D. Talbot Rice, Byz. Kunst [Mü 1964] Abb. 155). Sie gehören zu
Darstellungen repräsentativen Charakters, ihr Platz ist daher oft die Apsis.
b) Als Wächter in militärischer Haltung, z. B. an den Seitenwänden des Triumphbogens,
zuerst in S. Apollinare in Classe, Ravenna, Mitte 6. Jh. (Deichmann Rav Tf. 402 s), in der
Mitte 12.Jh. noch in der Martorana, Palermo (Demus Sic Tf. 53). Diese Eigenschaft wird
auch bei der Anbringung an Türeinfassungen betont: Relief in Koca Kalessi, Kleinasien,
5.-6. Jh., wo unterlegene Dämonen die Abwehrkraft der Erzengel bezeugen; in der 2.
Hälfte 14. Jh.: Fresken in Lesnovo, Narthex (HamannMcLean-Hallens-leben Abb. 346s). Die
Eigenschaft der Erzengel als Schützer gegen Dämonen und Unbill aller Art bezeugen auch
viele Amulette mit Darstellung oder Anrufungen der Erzengel (auch apokryphe Erzengel. Die
Abwehr der Dämonen könnte auch der (seltenen) Darstellung in der Sepulkralkunst
(Beerdigungskunst) zugrunde liegen: Sark.-Fragm. in Poitiers, 7. Jh. (?), Raphael und
Gabriel. Ungewöhnlich ist die Darstellung auf Patenen: Gußform (Fragm), Hist. Mus. In
Orl~ans, ca Mitte 8, Jh.: Uriel, Raphael und Raguel, die ein Erlösermedaillon umgeben
(KarldGr III 132).
Im 16. Jh. entstanden in Florenz mehrere Gemälde, in denen Raphael und Tobias die
Hauptfiguren sind, die von Michael und Gabriel begleitet werden, z. B. Gemälde von G.
Boccati, um 1540, Galerie Berlin; das bekannteste von F. Botticini, 2. Hälfte 16. Jh.,
früher S. Spirito, jetzt Ufiz. Eine völlig neue Auffassung bringt eine Kupfstfolge von
G. de Jode, Ende 16. Jh., nach Vorlage von M. de Vos, BN Cab. Estampes, in der neun
Erzengel (in Anlehnung an die neun Engelchöre?) das Hauptthema bilden; jedem ist ein
Attribut bzw. eine kleine Szene aus seiner Geschichte beigegeben (teils apokryphem bzw.
rabbinischem Schrifttum entnommen;): Michael mit Palmzweig; Uriel mit Lilie, Lehrer des
Esdras; Raphael mit Tobias; Gabriel mit Geisttaube; Jophiel als Lehrer des Sem, Raziel als
Vertreiber der Stammeltern aus dem Paradies, Teadkiel (Cadqiel) mit Schwert, verhinderte
die Tötung Isaaks durch Abraham; Piel (=Peliel) als Engel, der mit Jakob rang; Mittaron
(= Metathron), der die Israeliten beim Durchzug durch das Rote Meer begleitete vgl. Ex 14,
19). Diese Darstellungsweise hat wenig Verbreitung gefunden.
In der Monumentalkunst finden sich Kompositionen, in denen die Erzengel Hauptthema sind,
bisweilen in Kirchen, die den Erzengeln oder Michael allein geweiht sind, z. B. Hochaltar
der Marienkirche in Berg am Laim von J. B. Straub, 1767, das Altargemälde mit Michael, an
den Seiten Statuen von Gabriel und Rapahel, deren Attribute Buch und Fisch von Putten
gehalten werden (R. Klessmann, Unbek. Altarentwürfe ZsKw 10 [1956] 739 Abb.
16).
Die mittelalterliche Erdenikonographie konnte sich, soweit sie christlich inspiriert war
und nicht die naturwissenschaftliche Ansichten der Antike weitergeben wollte, an die
frühmittelalterlichen Enzyklopädien, z. B. Isidor von Sevilla Etymologia XIII (PL 82,
471ff) und De naturarum rerum. 9 (PL 83, 977ff); Hrabanus Maurus, De universo. IX (PL III,
257 ff), sowie an die Kosmologien anschließen, z. B. den an Fulgentius, Mitologiarum
libri III, ca 5. Jh anknüpfenden Fulgentius metaforalis des John Ridewall. um 1330 (ed.
H. Liebeschütz [L - B 1926]).
A. Darstellungsweisen: 1} Durch mythologische Göttergestalten und Szenen (Ceres,
Cybele, Gäa, Tellus, Terra; ,7 Götter) und die von den Göttern abgeleitete
Personidentifikationen der Erde (den Weltkörper wie auch das Element Erde vorstellend)
wird die Erde in allen christlichen Kunstepochen je nach den ikonologisch-stilistischen
Möglichkeiten dargestellt.
2) Die Erde wird in mittealterlichen Darstellungen gemäj3 den Enzyklopädien in
schematischen Figuren wiedergegeben, als Kreis (rola), Oval oder Scheibe (orbis) und auch
in viereckiger Figur (cubus). Die Zusammengehörigkeit von Himmel und Erde als zweier
Hälften verdeutlicht die Darstellung der Weltkörper als Halbkreise, z. B. im
byzantinischen Oktateuch des 12. Jh., ehemals Smyrna, Ms. B 8 fol 5v. Von diesen
Figuren ist zu unterscheiden die Weltkugel der nachmittelalterliche Kunst (Kugel).
3) Bildhaft dargestellt wird im Mittelalter die Leben hervorbringende Erde im Sinne
der Genesis durch die Wiedergabe des ,,festen Landes", von Meer mit seinen Fischen
umflossen, mit Pflanzen, besonders Bäumen bewachsen, von Landtieren und den Vögeln des
Himmels bewohnt. Der Umriss der Erde hat gemäß den enzyklopedisch schematischen
Lehrfiguren rechteckige, runde oder ovale Form. Diese ,,reale" Darstellungsweise ist
nicht zu einem bestimmten Typ ausgeprägt, sondern vielfach variiert, besonders in
reduzierten Darstellungsformen, die nur ein von Bäumen oder anderen Pflanzen bewachsenes
Stück Erdboden wiedergeben. Oft sind diese Erdenbilder mit szenischen Handlungen,
besonders aus der Bibel, verbunden. Sie können auch die Personifikation der Erde selbst
aufnehmen. Die Erdenbilder dienen vornehmlich der Illustration von Bibeltexten. Das
Deckenbild (Mosaik) von Nikopolis, Mitte 6. Jh., zeigt z. B. die fruchtbare Erde.
2) Himmel und Erde sowie Meer und Erde veranschaulichen in mittelalterlichen
Christus-Bildern die Weltherrschaft des Herrn und Erlösers; vgl. Kreuzigung, ,Maiestas,
,Mandorla, Weltall.
Dem Thronenden Christus wird die Erde attributiv untergeordnet, n. Is 66, 1 ist der Himmel
der Thron und die Erde, der Fußschemel des Herrn. Mittelalterliche Handschriften zeigen
in den Minniaturen und auf den Einbänden Darstellungen der Erde in Kreis- oder
Halbkreisform, oft inschriftlich bezeichnet, z. B. das große lateinische Evangeliars Ms.
11 der Biblioteca municipale von Boulogne-sur-Mer, Ende 10. Jh., engl., zeigt im
Maiestasbild die kreisförmige Erde zu Füßen Christi mit der Inschrift ,,Terra";
der Einband des Codex aureus aus St. Emmeram, clm 1400, hat eine entsprechende
Darstellung. (W. 5. Cook, The Larliest Painted Panels of Casalonia: ArtBull 6 [1923/24]
Tf. 16 Abb. 26 u. 25,mit weiteren Beisp.). Auf dem Einbanddeckel eines Evangeliars,
um 700, Schnütg. Nr. B 98, ist die Erdenscheibe nach Is 66, 1 Fußschemel Christi und
zugleich auch nach Ps 103, 5 ,,festgegründet auf Pfeiler" (dargestellt als
Säule). Die ikonographisch außergewöhnliche Miniaturen in dem Reichenauer Evangeliar
clm 4454 fol. 20v mit der Darstellung Christi als Heiland der Welt zeigt die
Personification Terra zu Füßen und Caelus zu Häupten Christi. Terra stützt einen Baum
(Erdengewächs), auf dessen Zweigen Christus steht (Lebensbaum; vgl. die ausführliche
Deutung.
Die zusammen mit Oceanus dargestellte Personification der Erde in den
Kreuzigungsdarstellung karolinische und ottonische Elfenbeinkunst wird sowohl als Element
(s. d. Beisp.) wie auch als Weltkörper gedeutet, und zwar nach dem Hymnus der
Karfreitagsliturgie ,,Pange lingua".
3) In den byzantinischen Weltgerichts-Darstellungen wird die Szene nach Apk 20, 13
(Meer und Unterwelt geben die Toten heraus) auch mit der Erde dargestellt, die dabei
gewöhnlich als Personification auf einem Löwen reitet, z. B. in der Par.gr. 74 fol. 51v,
2. Hälfte. 11. Jh.
4) In den Illustrationen und Zyklen zur Apokalypse wird die Erde nur gelegentlich
als handelnde Personifikation gemäß dem Text (Apk 12, 15f) dargestellt, z. B. in der
Trierer Apokalypse, Stadtbibliothek. Ms. 31 fol. 39, A. 9. Jh. Unter den anderen
Textstellen ist besonders Apk 7, 1 mit dem realen Erdenbild illustriert worden, z. B. in
den Beatus-Handschriften mit den Gesiegelten auf der Erde und den vier Engeln an den Ecken
der Erde.
5) Als Wortillustration zu Psalmen sind Darstellung der Erde als Personifikation
und als Erdenbilder in der byzantinischen und abendländischen mittelalterlichen Kunst
geläufig. Unter den karolinischen Handschriften weist der Utrechtpsalter verschiedene
szenische Darstellungen mit Erdenpersonifikationen auf: Illustration zu Ps 49, 11ff auf
fol. 28v: die thronende Erde mit 2 Füllhörnern ist in einer allegemeinen Opferhandlung
dargestellt; Ps 84 12 auf fol. 49v: Terra hebt Veritas (nacktes Kind) zu Justitia
empor; Ps 89, 2 auf fol. 53: thronende Erde mit Orbis als Attr; Ps 101. 18 auf fol. S8:
die ruhende Erde hat ein Füllhorn und die ,,Kinder des Todes" bei sich. Der
Schöpfungspsalm (103) wird auf fol. 59v durch die Wiedergabe des einzeln Geschaffenen,
Berge, Täler, Wasser und Tiere, dem Text gemäß veranschaulicht ( Wald Utrecht Psltr Tf.
46 78 83 93 95).
VI. MICHAEL
1. Quellen. A. Biblisch.: Michael, hebräisch Mikael = ,,wer ist wie
Gott", ist nach Dan 10, 13.21 einer der ersten Himmels-fürsten; der große Fürst
und Schutzherr Israels (Dan 12, 1).
Apk 12,7 erwähnt den Kampf zwischen Michael und dem Satan; Jud 9 den Streit mit
dem Teufel um den Leichnam des Moses. Weitere Quellen: Reicke-Rost II 1212s (T. C.
Vriezen); Haag BL 1152 (A. van den Born).
B. Apokryphe Schriften: Besondere Bedeutung weist die Apokalypse des Paulus Michael zu: Durch seines Gebetes Macht besteht die Erde, siehe dazu zu den verschiedenen Aufgaben, die Michael im Himmel anvertraut wurden, ausführlich Hennecke-Schneemelcher II 536ff und ib. Reg. s. v. Michael.
C. Patristik und Hochscholastik: 1) Im Zeichen der Verehrung Michnaels:: Isidor von Sevilla, Etymologie VII 5, l-15 (PL 82, 272s); ders., ,,De ordine Creaturam" 2 (PL 83, 916-19); Hrabanus Maurus, Homilie in Fest S. Michaelis (PL 109, 58ff); ders., Homilie in Revelatione S. Michaelis (ib. p. 60 bis 63); ders., Hymnus ,,Christi sanctorum decus angelorum" (PL 112, 1659 s); Niketas Chomiates, Laudes S. Archangelorum Michaelis et Gabrielis (PG 140, 122145); Pantaleon von Konstantinopel (12. Jh.), Berichte und Predigten (PG 98, 1259-66; 140. 573-92); Basilius Manuel Palaeologos, Dial. I De Angelis ...(PG 156, 133-48); Bernhard von Clairvaux, Pred. 1-2 zum Fest des hl. Michael (PL 183, 447-54); Dionysius der Kartäuser, Sechs Predigten zum Fest des hl. Michael (Opera Omnia [Tou 1902] Bd. 32 p. 42137).
2) Michael und die Engel: Michael wurde in der frühchristlichen Epoche meist als Führer der himmlischen Heerscharen gepriesen (Asc. Jes 3, 16); Irenäus, Demonstratio 11 (SourcesChr 62 [P 1959] 48ff); weitere Quellen G. Tavard (op. cit.).
3) Michael und Gott: Michael mit besonderen Aufgaben betraut (Greg 1, In ev. hom. 34, 9 [PL 76, 1251]).
4) Michael im Dienste der Menschen: Herm(v) VIII 3, 3 (Engel des christlichen Volkes); Orig, In Num. hom. 14,2 (PG 12, 67685) (Michael bringt Gebete der Menschen Gott dar); s. auch The General Menaion, ed. N. Orloft (Lo 1899) 37 (Michael als Schutzengel der Menschen).
5) Michael bei Tod und Gericht: Michael geleitet die Seele der Verstorbenen ins Paradies (Greg Tours, Mist. Franc. 6, 29 [PL 71, 4ISssl); beim Tod Mariä übergibt Christus ihre Seele dem Erzengel Michael (Greg Tours, Libri Miraculorum 1, 4 [PL 71, 7081). Beim Weltgericht ist Michael ,,praepositus paradisi" (Ps.-Meliton, Dc transitu BMV 8, 2 [Lit. s. LThK2 VII 258 sl); Seelenwäger (Ps.-Joh Chrys, Hom. in sec. adv. Dom. n. [PG 61, 7751); Cassiodorus, Complexiones in epist. Apost. 17 (PL 70, 1411).
D. Sonstige Quellen: F. 3. Mone, Lat. Hymnen des MA 1 (Fr 1855) Nr. 314-16; ~LA (Benz) 743-56 (s. dazu Lit. 2, 49ss); MlbAthos 2 §§ 424 439.
E. Quellen-Literatur.: Grundlegend sind bes. Lit. 3; 9; 38; 49 und G.Tavard, Die Engel: Handbuch der Dogmengeschichte Bd. II Fascikel. 2b (Fr - Bs - W 1968); vgl. auch A. Krefting, St. Michael und St. Georg in ihren geistesgeschichtlicher Beziehungen, Diss. (Kö 1936) und Lehmann-Brockhaus Q (Reg.).
II. Kult. A. Im Osten: Bereits im 4. Jh. gibt es Kapellen zu Ehren des hl. Michael; Mittelpunkt bildeten Chonai in Phrygien (Lit. 49, 251; s. dazu auch die Michael-Kirche auf dem Mahaletch), Konstantinopel und Alexandria. Vgl. Lit. 4; 7; 10; R. Janin, Les sanctuaires byzine de St-Michael: Èchos dOrient (1934).
B. Im Westen: Seit dem Frühmittelalter wird Michael auf Bergen verehrt. Besonders wichtige Kultstätten sind Monte Gargano (Monte S. Angelo) in Apulien (Erscheinung Michael am 8. 5. 492); Ravenna, Rom (Engelsburg); Mont-Saint-Michel in der Normandi. Zahlreich sind die Heiligtümer, die Michael geweiht sind; als Geleiter der Seelen der Verstorbenen ist er auch Patron de Friedhofskapellen. Vgl. besonders C. Heitz, Recherches sur les rapports entre architecture et liturgie à Iepoq e carolingienne (P 1963) 22 1-28 und Reg. p. 274.
C. Fest und Gedächtnistage Michaels: Allgemein am 29. September. Nach dem Calendarium Romanum 8. Mai. Der Kalender der orthoxen Kirche feiert Michael am 6. und 29. Sept. (sein Wunder bei Chonai), am 8. Nov. (Weihe der Michael-Kirche zu Byzanz); 16. Oktober: Erscheinung Michael auf dem mons tumba (Mont-Saint-Michel).
III. Ikonographie. A. Gestaltcharakter: Im Zusammenhang mit den erwähnten Quellen erscheint Michael früh als göttlicher Bote, so auf den Mosaiken der Basilika S. Maria Maggiore, Rom, 432/440, im Rahmen der Geschichte Josue (Karpp Abb. 133); auf einem Elenfbeinrelief aus Konstantinopel, Diptychonflügel, frühes 6. Jh., British Museum (Talbot Rice-Hirmer Abb. 48 f) oder als Paradieswächter (mit Gabriel zusammen) in Ravenna S. Apollinare in Classe, um 549 (Volbach-Hirmer Abb. 173; E. Dinkler, Das Apsismosaik von S. Apollinare in Classe [Kö - Opl 1964] 75 f). Michael wird ausschließlich als Jüngling von edler Gestalt oder unbärtiger kräftiger junger Mann dargestellt (vgl. die erwähnten Beispiel). Etwa vom l0.-l5. Jh. herrscht allgemein ein mädchenhafter Typus vor; erst in der Hochrenaissance tritt ein neuer Typus kraftvoll-männlicherem Charakter in den Vordergrund (so z. B. bei G Hubert und H. Reichle [s. u.]), hauptsächlich in denjenigen Darstellungen, wo Michael im Kampf gegen den Satan erscheint; im Barock wird die Gestalt Michael besonders oft als überragend groß vergegenwärtigt, das Weibliche bleibt jedoch für seine Physiognomie durchwegs bezeichnend (z. B. bei G. Reni und P. P. Rubens [s. u.]).
B. Tracht: Auf seinem Haupt trägt Michael meist Kopfbinde mit Diadem oder
Stirnkreuz (selten mit Gottesauge) vereinzelt Helm, ohne oder mit Federschmuck (Giov.
Pisano; Luca Giordano); Krone oder Kronreif sehr selten (Faras; Spinello Aretino; Mstr H.
L.).
In der frühchristlichen Zeit, aber auch in späteren Epochen (besonders als göttlicher
Bote oder Paradieswächter) ist Michael in Tunika und Pallium gekleidet (auf
frühchristlichen Elfenbeintafeln); bisweilen in Tunika und Chlamys (Ravenna); im
ostchristlichen Bereich sehr oft in Herrschertracht mit Loros (vgl. LCI I Erzengel II),
aber bisweilen auch als Krieger (Heerführer), beritten, z. B. Fresko in Lesnovo, 1349
(Hamann McLean-Hallensleben Abb. 346), als Anführer von Reiterheiligen: Fresko in
Patrauti, Ende 15. Jh. (A. Grabar, Lart de la fin de lantiquite ... IP 1968]
169-75). Im Mittelalter öfters trägt Michael liturgische Gewandung (besonders als
göttlicher Bote oder Seelenwäger, s. u.); seit der Frühzeit des Mittelalters auch
Tunika und Panzer (als Drachentöter); manchmal auch Dalmatika und rotes Pallium. In den
Epochen der Neuzeit meist in Harnisch gekleidet; bisweilen auch in Peplos und Pallium oder
in Tunika mit goldenem Panzerhemd. Seine Flügel sind überwiegend aus weißen Federn;
bisweilen auch aus Pfauenfedern (Fresko von Faras; D. Beccafumi). Sandale oder rotes
Beinkleid (oft geharnischt) gehören auch zur Tracht Michaels; nur vereinzelt wird er
barfuss dargestellt, z. B. in der Neuzeit bei J. Tintoretto (s. u.).
C. Attribute: Nimbus (im Mittelalter überwiegend; etwa seit 1400 oft auch ohne
Nimbus); Botenstab und Globus mit Kreuzzeichen (als göttlicher Bote und Archistratege
Gottes), meist in der Frühzeit des Mittealters (z. B. Elfenbeinrelief, 6. Jh., British
Museum); bisweilen auch Labarum (als Paradieswächter: Ravenna). Im Kampf gegen den Satan
oder den apokalyptischen Drachen: meist Speer oder Schwert mit Schild oder Kreuzesstab;
als Seelenwäger: Waage und Schwert. Die Waage als Attribut trägt Michael oft auch im
Kampfe gegen den Satan (z. B. Meister aus dem Umkreis des Nicolas Froment, Gemälde, gegen
Ende 15. Jh., Avignon, Museum). Sonstige Attribute des Erzengels Michael: Im Mittelalter
bisweilen Lilienstengel (Lilie), Diskus mit Christusmonogramm; im Bereich der
byzantinischen Kunst auch mit Kreuzstab; als Archistratege Gottes bisweilen mit Rauchfass,
Buch und Posaune, z. B. russische Ikone, Ende 17. Jh., TretjakGal. (Antonova-Mneva II Abb.
145), auf geflügeltem Pferd (Pegasus) dargestellt; in der Neuzeit öfters mit Siegesfahne
(mit Kreuzzeichen), manchmal auch mit Flammenschwert (z. B. bei Luca Giordano, Gemälde,
17. Jh., Neapel Chicsa dellAscensione a Chiaia mit Fessel und Kette (die er dem
Satan anlegt); siehe Erzengel 11/2.
Bei manchen mariologischen und christologischen Darstellungen, wo Michael über dem
apokalyptischen Drachen stehend (in Gemeinschaft anderer Heiligen) erscheint, dürfen wir
auch den Drachen als sein Attribut bezeichnen; ein Beispiel dafür ist das Tafelbild des
Meisters des Kalkarer Marientodes, s. Kat. ,,Die Sammlung des Baron v. Hüpsch" (Kö
1964) Nr. 74.
D. Szenen und szenische Zusammenhänge (Auswahl):
1) Der Erzengel Michael stürzt 7 Luzifer zu ewiger Verdammnis (Engelsturz);
2) Bei der Austreibung Adams und Evas aus dem Paradies leistet Michael dem Gottvater
Hilfe;
3) bewacht den Lebensbaum des Paradieses (7 Baum);
4) Michael reicht Seth (Adam und Eva) ein Zweiglein vom Baum der Erkenntnis (Kreuzlegende,
Helena [Bd V]);
5) Michael zeigt Hagar (Agar) die Quelle;
6) hindert Abraham, den Isaak zu töten;
7) teilt das Wasser beim Durchgang durch das Rote Meer;
8) führt Israel ins Gelobte Land;
9) kämpft mit dem Teufel um die Seele des Moses; Michael erscheint vor Bileams Eselin;
10) Erscheinung Michael vor Josue;
11) Erscheinung Michael vor Manoah (Samson);
12) schlägt das Heer des Sennacherib;
13) Michael ist einer der drei Männer vorAbrabam;
14) Michaels Kampf mit Jakob;
15) Michael als Schutzengel der drei babylonischen Jünglinge (vgl. auch Daniel, Michael
hält Habakuk an den Haaren über die Löwengrube);
16) Michael verkündet Zacharias die Geburt des Johannes des Täufers (Bd V);
17) beim Weltgericht: Seelenwäger (und bläst Posaune zur Totenerweckung oder bisweilen
trägt die Waffen Christi (Arma Christi);
18) Michael als Fürst der Kirche in Assistenz bei Darstellung der Ecclesia und Synagoge;
19) in inhaltlicher Verbindung mit der 7 Justitia;
20) als Begleiter des jungen 7 Tobias;
21) selten mit Petrus zusammen, an der Himmelspforte (Himmel; Tor);
22) als Assistenzfigur öfters der Madonna, der Himmelskönigin zugeordnet (vgl. Maria,
Marienbild). Vgl. ferner Allegorie; Ezechiel; Häresie; Höllenfahrt Christi; Immaculata
Conceptio; Kreuzallegorie; Militia Christi; Schmerzensmann; Schutzmantelschaft;
Totenliturgie; Triumphalmotive.
Kurzum: Michael ist in den Darstellungen häufig Synonym für irgendeinen Engel!
E. Allgemeines zur lkonographie. des Michaelbildes (Epochen und Typen in Auswahl): 1) In der frühchristlichen und byzantinischen Kunst überwiegt die Darstellung Michaels als Himmelsfürst, meist als Wächter des Himmelreiches oder in Thronassistenz, oft zusammen mit Gabriel, so z. B. Mosaiken von Ravenna, S. Michele in Affricisco, 545; S. Apollinare in Classe, Presbyterium, um 549 (s. dazu E. Dinkler, Das Apsismosaik von S. Apollinare in Classe [Kö - Opi 1964] 75s Tf. 14 19); ähnlich das Elfenfbeinrelief aus Konstantinopel, 1. Hälfte 6. Jh. (Talbot Rice-Hirmer Abb. 48 f
2) MA: Im 9/10. Jh. überwiegt noch der Typus des Repräsentanten des Himmels, so z. B. Mailand, S. Ambrogio, Mosaik, Chornische, 1. Hälfte 9. Jh.; besonders im mittelbyzantinischer Bereich, Konstantinopel, Apsismosaik der Hagia Sophia, 9. Jh. (Talbot Rice-Hirmer Abb. 88); Goldikone aus Konstantinopel, 10. Jh., Venedig S. Marco, Schatzkammer; Staurothek Limburg an der Lahn, Domschatz, um 960 (Talbot Rice-Hirmer Abb. 124 Tf. X); vgl. ferner Felicetti-Liebenfels p. 47f; Steenbock Nr. 91 Abb. 127.
Es gibt hingegen den Bildtypus Michael als Sieger über den Teufel (nicht in Gestalt eines Drachen) z. B. Miniatur im Menologion Basileios II., vat.gr. 1613 p. 168 (O. Wulf op. cit. p. 230 f), ohne Kampfhandlung, mit erhobenem Schwert auf der genannten Ikone der TretjakGal. von Uschakov.
Der Typus des Drachentöters Michael beginnt sich im 9/10. Jh. zu entfalten, siehe das Elfenbeinrelief der Stadtbibliothek, Leipzig, 9. Jh. (Goldschm. Elfenbein I Nr. 11a) und vgl. Wölfin Apk p. 26 If. 30. Dagegen ist im 11. Jh. zu beobachten, dass der Typus Michael als Himmelsfürst oder praepositus paradisi im Abendland stark zurücktritt, im ostchristlichen Bereich hält er sich aber noch lange. Damit gleichzeitig erscheinen im Westen die Typen des Drachentöters Michael, in Analogie zu Christus auf Löwen und Basilisken (s. Lit. 61). Wichtig sind dabei die Christusnähe des Michael und die eschatologischen Darstellungsbezüge; vgl. Daphni, Katholikon, St. Michael in Bema, Ende 11. Jh. (Diez-Demus Abb. 66); Fresko, Civate, S. Pietro al Monte, Ende 11. Jh. (Demus-Hirmer Tf. 11/111); Aachener Pala dOro, gegen 1020 (P. Bloch, Ütat des recherches dans le domaine des arts plastiques en Allemagne ...Anuario de Estudios Medievale 5 [1958] 589ff Abb. 16); ähnlich in der Buchmalerei, vgl. F. Wormald, English Drawings of the Tenth and Eleventh Centuries (Lo s. a. [um 1962]) Abb. 32; und British Museum Cotton Ms. Tiberius C. VI fol. 16, um 1050; Steenbock Abb. 120 Nr. 87.
Ergänzendes Material zur Ikonographie der byzantinischen Michaelsdarstellungen: O. Wulff, Ein byzantinischer Ikonentypus Lart byz. chez les Siaves II t1932) 218 34; A. Schoenberger, Über die Darstellung von Engeln als Liturgen in der mittelalterlichen Kunst, Diss., masch. (Mü 1941) 27 30, auch über Michael-Kult;
U. Häussermann, Ewige Waage (Kö 1962) 60-70; Dinkler 57-60 159; B. Brenk, Tradition und Neuerung... (W i966) 189-91 209f; C. Lamy, Lassaime. Les Archanges...: Synthronon (P 1968) 189-97; V. Mashnina, The Archangel Michael-Icon ... in the Moseov Kremmin (Lgd 1968) mit russischen/englischen Text; W. Köberi, C. A. Mayrs Fresken in der St.- Michaels-Pfarrkirche in Innichen: Der Schlern 43 (1969) H. 9/10 p. 432-36 (m. Zyklen); ferner C. E. Lassithiotakis: Deltion IV/2 (1960/61)9-56.
Der Typus Michael als Repräsentant des Himmelreiches, als ,,princeps aetherius", bleibt durch die Jahrhunderte hindurch erhalten. Dieser Bildtypus ist im wesentlichen im Osten beheimatet, wenn er auch gelegentlich vom Westen übernommen wurde. Diesem Typus gehören Loros, Kreuzstab, Kosmoskugel (oder Diskus); die liturgische Gewandung ist hingegen abendländisch. Wichtig ist dabei seine Rolle im Rahmen des gesamten Bildprogramms zu beachten. Charakteristische Beispiele zeigen die Miniaturen British Museum Egerton 1139 fol. 205 (Buchthal Jer Tf. 18a); Emailplatte vom Maurinusschrein, Köln, St. Pantaleon, um 1170; Kreuzreliquiar, Cosenza, Domschatz, 12. Jh., mit Michael in Thronassistenz (Vorderseite) (Talbot Rice-Hirmer Tf. Xxiv; vgl. ib. Abb. 174); ebenfalls in der Wandmalerei, so in S. Giovanni in Venere, Wende 12./13. Jh. (G. Matthiae, Pittura medioevale abruzzese [Mi 1969]); öfters in Thronassistenz bei der Gottesmutter (Theotokos: Maria), vgl. Foro Claudio, S. Michael della Libera, Apsis, um 1200 (Demus-Hirmer Abb. 34); ebenso in der Plastik, vgl. Steinrelief aus Konstantinopel, 12./13. Jh., Berlin, Staatl. Museen, Skulpturenabteilung; zusammen mit Samson (zu Seiten Christi und der Ecclesia) im heilsgeschichtlichen Programm der Pisaner Domkanzel, 1302-11 (s. G. Jäszai, Die Pisaner Domkanzel, Diss. [Mü 1968] Schemata); auch oft an Kirchenportalen, s. dazu Sauer Symb (Reg.); Erzengel.
Der Töter des höllischen Drachen, des Teufels (des Bösen), wurde im Hoch- und Spätmittelalter besonders oft dargestellt. Die Fülle der Darstellung ist unübersehbar; hauptsächlich in zwei Varianten: Michael erscheint entweder triumphierend über dem Drachen stehend oder im Kampf mit dem Drachen, ihn tötend; beide Darstellungsmotive sind oft miteinander engst verknüpft. Sehr verbreitet waren diese Typen an Giebelspitzen und in den Tympana zahlreicher Kirchen, z. B. St-Gilles/ Provence, W-Fassade, um 1130; St-Michel dEntraignes, Westportal, um 1137; Lucca, S. Michele, um 1143 (H. Decker, Italia Romanica [W - Mü 1958] Abb. 48); Pavia, S. Michele, Hauptportal (F. Kayser, Werdezeit der abendl. K. [Fr 1948] Tf. 33 35, ferner Tf. 66;); ähnlich in der Buchmalerei, so die Miniaturen des Liber Testamentorum Regium des Bischofs Don Pelayo, 1126/29, Oviedo, Kathedralschatz (der Maiestas Domini zugeordnet); RatmannSakrmtr Ms. 37 fol. 193, Hildesheim, Domschatz, 1159 (Lit. 54 Abb. 219); Missale des Heinricus de Midel fol. 152, Hildesheim, PrivBes., um 1160 (0Fillitz MA Abb. 416).
Weitere Dekengemälde: Fresko, Le Puy, Kathedrale Notre Dame, nordliches Querschiff, 12. Jh. (Demus-Hirmer Tf. XXVIII); Spoleto, SS. Giovanne e Paolo, 13. Jh. (Kaftal CS Abb. 924); besonders häufig in der spanische, italienische und frzösischen Skulptur, vgl. M. Durhiat - J. Dieuzaide, Hispania Romanica (W - Mii 1962) Abb. 140 188; H. Decker op. cit. Abb. 171; Frankreich Abb. 276 281 396; Palol-Hirmer Abb. 236; Sauerländer-Kroos-Hirmer Abb. 68 127 156; zur Glasmalerei s. G. Marchini, italienische Glasmalerei (Mü 1955) Tf. B.
Nach den Jenseitsvorstellungen frühchristlicher Theologen (s. Quellen) und ihren Nachwirkungen erscheint Michael als Seelenwäger, als praeposilus paradisi erst spät im Hochmittelalter, entweder im Rahmen einer Weltgerichtsdarstellung oder verselbständigt, bzweise im Dienste der Verstorbenen. Vgl. die Beispiele in Autun, Portalrelief, 1130/40; Bourges, Kathedrale, mittlere Westfassade, Mitte 12. Jh. (M. Aubert, Got. Kath.... [Wb s. a.] Abb. 140s); Bominaco, S. Pellegrino, 1263 (vgl. U. Matthiae, op. cit. Abb. 72); verbreitet auch in der Bilderwelt gotischer Kathedralen (Amiens; Paris) und auf spätbyzantinische Ikonen (Talbot Rice-Hirmer Abb. 189; Felicetti-Liebenfels Abb. 98 B; ferner N. Stein-von Baditz, Aus Michaels Wirken [s. 1. 21959] Abb.).
3) Neuzeit (15.-18. Jh.): a) Michael, der Himmelsfürst, oft mit anderen Heiligen, bisweilen mit Gabriel zusammen, in Thronassistenz bei der Muttergottes, wobei die beiden Erzengel den Anfang und das Ende im Heilsgeschehen, also Gnade und Ungerechtigkeit verkörpern. Beisp.: Berenson Central III Abb. 1346; Felicetti-Liebenfels Tf. 119; bisweilen auch mit dem hl. Georg zusammen, vgl. F. Uibbons, Dosso and Batt. Dossi (Pni 1968) Abb. 45; mit Petrus zusammen (Berenson Central III Abb. 1085); mit der Justitia (Berenson Ven 1 Abb. 31); im Osten besonders auf russischen und rumänischen Ikonen des 16-18. Jh. lebt der Typus des Himmelsfürsten, des ,,princeps ecclesiae christianae" fort, vgl. Ausstellung Katalog Ikonen (Mü 1969/70) Abb. 254 282 357; Ouspensky-Lossky p. 11012 (Abb.).
Weitere ikonographische Zusammenhänge: Bei Darstellung der HI. Dreifaltigkeit, so bei Meister von Flemalle (?), Gemälde, Mitte 15. Jh. (Kat. ,,Gloires des Communes Belges" [Bru1960] Abb. 20); allein mit einem mächtigen Vortragekreuz (Chr. Sterling, Paoul Grymbault - eminent peintre fran~ais du XV siecle: Revue de lart 8 [1970] 17-22 Abb.); als Himmelsfürst (mit Kosmoskugel) immer seltener (vgl. Ph. Hendy, Piero della Francesca and the Early Renaiss. [Lo 1958] 122s Abb. 16); der Madonna seine Waffen weihend, s. Hubaha Abb. 82. In Programmen von höchster Qualität, z. B. Rom, St. Peter, Capella. S. Michele Archangelo (H. Sedlmayr, Der Bilderkreis von Neu-St. Peter in Rom: Epochen und WW II [W - Mü 1960] l3ss).
b) Michael der Drachentöter, der Teufelsbezwinger erscheint auch in den Epochen den Neuzeit in zahlreichen ikonographischen Zusammenhängen, wobei gleichbedeutend ist, ob der Satan in Drachen- oder Teufelsgestalt zu Füßen Michaels dargestellt wird; wichtig sind hier auch die eschatologischen Bezüge nach Apk 12, 7 und 20, 2f; meist als ritterlichen Kämpfer in Harnisch. Die verschiedenen Typen sind vermutlich direkt von den Hauptheiligtümern Michaels her verbreitet.
Beispiele für das 15. Jh.: Meister Boucicaut, Miniatur, Museum Jacquemart-Andr~ Ms. 2 fol. 11v, voll. 148 2 (Meiss Boucicaut Master Abb. 2; vgl. ib. Abb. 56; Jan van Eyck,Tfb. MetMus., um 1425 (Th. Musper, Unters. zu R. van der Weyden und van Eyck Is. a.l Ab. 113). dazu F. Winkler, Einige Ergebnisse der van-Eyck-Forsch.: KongrKhist XVII (1955) 237ff; Statue des hl. Michael Montemerbo, Pfarrkirche, voll. 1425; H. Memling, Michael beim Weltgericht,Tafelbild, um 1470 (L. v. Baldass, Hans Membing 1W 19421 Abb. 343640); Nachfolger des Nie. Froment, Ende 15. Jahrhundert.
Einen Sondertypus bildet Michael der Drachentöter in Verehrung Mariens, vermutlich von der Darstellung der Immaculata Conceptio mitbeeinflusst (vgl. LCI II), s. dazu auch R. Longhi, Piero della Francesca (Mi s. a.) Tf. 192; Chr. Thiem, Uregonio Pagani (St 1970) Abb. 5; ferner die Listen Lil. 31; 32; 56 Abb. p. 427s).
Beispiel des Drachentöters, des Teufelsbezwingers Michael für das 16. Jh.: Meister H. L., Niederrotweil, Pfarrkirche, Hauptabtar, Hobzrelief, um 1530 (A. Castebbi, II demoniaco nehlarte [Mi 1952] Abb. 101); Berenson Central III Abb. 1418; Berenson Ven 1 Abb. 365 514 (7 Engel-sturz); besonders verbreitet in der spanischen Renaissance (s. G. Weise, Die Plastik der Renaissance und des Frühbarock im nördlichen Span. 1/11 lT 1957/59] 1 Tf. 14s 23, II Tf. 140).
Beispiele für das 17./18. Jh.: H. Reichte, Bronzeskulptur, Augsburg, Zeugbaus, Fassade, 1602/07; J. Zürn, Überlingen, Hochaltar, 1613/16 (W. Hager, Barock-Plastik in Europa IF 19641 Abb. 56); F. de Zurbaran, Gemälde, MetMus., 1625/26 (M. 5. Soria, The Paintings of Zurbaran ILO 1953] Abb. p. 133 Nr. 3); lgnaz Waibb, Michael-Altar, Ötz/Tirol, Pfarrkirche, 1683 (E. Egg, Vergessene Meister des Altarbaues Tiroler Heimatblätter 27 [1952] Heft 4/6 p. 42-50 Abb. 6 und 8); Unbekannte Meister, Leningrad, Peter-Pauls-Dom, n. 1703 (W. Hager, op. cit. Abb. 130). Karl Bebo, Holzskulptur, Mogyoröd,Ungarn, Pfarrkirche, 1749 (M. Agghäzy, Alte Hobzfiguren in Ungarn [Bp 1958] Abb. 74).
Sondertypus. Michael als Satantöter, als ,,Archistratege Gottes auf einem Flügelpferd auf russischen Ikonen des 16.-18. Jh., TretjakUal. (Pegasus).
c) Den Typus Michael als Seelenwäger bezeihungsweise Seelen-geleiter ist in den Neuzeit vom Bilde des Teufelsbezwingers nicht zu trennen, seine beiden Hauptfunktionen übt er meist zusammen aus, und zwar entweder im Rahmen einer größeren Weltgerichtsszene oder allein, oft in Zusammenhang mit der Totenliturgie (,,Sed signifer sanctus Michel repraesentat eas in lucem sanctam" = Aber der heilige Lichtträger Michael stellt sie im heiligen Licht vor), überwiegend im 15./16. Jh., vgl. die Beispiele Felicetti-Liebenfels Tf. 98A; Tfb., Dnsd., um 1430 (Th. Musper, op. cit. Abb. 126 s); Relief, Chorschranke der Kirche zu Banton Turf/Nonfolk, 1420/30 (T. Bonenius - E. W. Tristan, Engl. Mal. des MA [Fi - Mü 1927] Abb. 77); Meister von Liesborn
(Schule?), Tafelbild, 2. Hälfte 15. Jh., Hamburg, Sammlung Konsul Weber; Alabasterrelief Erfurt, Severikirche, 1467 (A. Schädler, Dt. Plastik der Spätgotik [Königstein im Taunus 1962] Abb. 48; Berenson Central III Abb. 1082).
Um Mitte 20. Jh. bieten sich neue Ansätze zum ikonographischen Typus Michael als Töter Satans, z. B. bei J. Epstein, Bronzestatue, Coventry, Nordseite der neuen Kathedrale, und andernorts (Ulm, Münster).
F. Legenden, Erscheinungen und Wunder Michaels (Zyklen und Einzelszenen): Miniatur vat.gr. 1613, 10. Jh., Michaelswunder von Chonae, Bronzetür der Kirche von Monte S. Angelo, 1076 (mit alttestamentlichen und neutestamentlichen Michaelsszenen, vgl. H. Leisinger, Roman. Bronzen (Z 1956) Tf. 124 29; Relief, Michael erscheint und begleitet die hl. ,Drei Könige, Burg Hohenzollern / Württenberg, um 1920; Sutri, S. Michele del Parlo, Fresken, 13. Jh., Wunder vom Monte Gargano (Kaftal CS Abb. 926); Altar-Antependium, spanisch, 13. Jh. (mit den ,,vier Funktionen Michaels, als Seelengeleiter, Drachentöter, Seelenwäger, ,Herr des Stieres; Fresken Florenz S. Croce (Vellui-Capp.), Anfang 14. Jh., mit Wunderszenen vom Monte Gargano (Kafial T Abb. 831. 35); die Darstellung des Michaelwunders von Chonae war beliebt auch auf späibyzantinischen Ikonen (s. Felicetti-Liebenfels 83 Tf. 99); Fresko (mit der Legende von der Pest in Rom im. Jahre 680), Rom, S. Pietro in Vincoli, 15. Jh.; Meister von Moulins, Michael erscheint König Charles VIII, Miniatur, Slatuti dellOrdine di S. Michele, Par. fr. 14. 363, 4. Viertel 15. Jh.; mit ganzen Zyklen auf Ikonen, so z. B., ruthenisch. 16. Jh. (s. Ausstellung Katalog. ,Ikonen [Mü 1969/70] Nr. 336). Zur lkonographie der legendären Darstellungen, Wunderszenen und Zyklen vgl. die Quellen, besonders die LA (Benz) und das MlbAthos (s. o.)
VII. GABRIEL
1. A. Quellen 1) Biblisch: Dan 8, 1527; 9, 20 27; Lk 1,11 202638. 2) Apokryph: Oracula SibylL VIII 460 (ed. J. Geffeken [L 1902] 171); Buch der Einsetzung des Engels Gabriel (CSCO Bd 226, 5cr. Copt. 32 [19621); Magisches Gebet, koptische Handschrift der Bibliotheca Nazionale, Turin ( Dölger Ichthys I285f). 3) Sonstige Quellen Jakobos von Kokkinobaphos, Or. in annunt. (PG 127, 640); MlbAthos 2, 153 182 (§ 439). 4) QuellenLiteratur: W. Cramer, Die Engelvorstellungen bei Ephräm (Oriental. Christ. Anal. 173 (R 1965] 72s); G. Tavard, Die Engel (Handduch der Dogmengeschichte II Fasz. 26 [Fr - Bs - W 1968] 196). Weitere Quellen Erzengel.
B. Kult: Selten sind Heiligtümer Gabriel allein geweiht, z. B. Kap. S. Gabriele Arcangelo, Rom, Via Appia (Mittelalter); St-Gabriel (Provence), erwähnt 858. Zum Fest (24. März beziehungsweise 26. März für die Ostkirche) und zur Liturgie AASS Mart. III 607-11.
C. Name, Bedeutung in der Bibel: G. (Mann oder Stärke Gottes) deutet im AT die Visionen Daniels, überbringt im NT Botschaften, führt die Befehle Gottes aus und ist einer der Engel, die vor Gott stehen.
II Ikonographie. A. Gestaltikonographie.: Gestützt auf kanonische und apokryphe Quellen hat man Gabriel in der Kunst meist zusammen mit Michael auch als Thronassistenten, Wächter an Kirchenportalen und Schützer vor Dämonen dargestellt (L. Reau, LArt russe ...[P 1921] 143; ,s. Erzengel Il B). Gabriel wird meistens als Jüngling oder unbärtiger Mann vergegenwärtigt, z. B. im Verkündigungsfresko der Katakombe des Petrus und Marcellinus, 1. Hälfte 4. Jh., noch ohne Flügel und ohne Nimbus. In den späteren Jhh. überwiegend geflügelt und mimbiert, z. B. bereits in den Mosaiken von S. Maria Maggiore, Rom, um 432/440 (Wilpert Mos Tf. 54). Der Jünglingstypus des Gabriel erhält etwa seit dem 14. Jh. besonders in Italien mädchenhafte Züge; diese beherrschen die weitere Gestaltikonographie Gabriels in der Renaissance und im Barock (W. Braunfels, Die Verkündigung [Dü 1949] Abb. 10-32). Im 18. Jh. erscheint Gabriel wiederum als mächtiger Jüngling, z. B. bei J. B. Straub, St. Gabriel, München-Berg am Laim, 1767, wobei Gabriel ein Marienputto attributiv zugeordnet ist (W. Messerer, Kinder ohne Alter [Rb 1962] Abb. 42, selten).
B. Tracht: In frühchristlicher Zeit und öfters auch im Mittelalter: Tunika und Palium (besonders bei Verkündigungsszenen), seltener Tunika und Chlamys: Mosaik von S. Apollinare in Classe, Ravenna, hier als Wächter des Paradieses auf einem Podest dargestellt, inmitten der Blumen des Paradies-gartens (vgl. E. Dinkler, Das Apsismos. v. S. Apollinare in Classe[Ko-Opl 1964] 75s 103; Deichmann RavAhb. 403); in der ostchristlichen Kunst und ihren Einflussgebieten; Herrschertracht, besonders als Assissenzfigur Christi und Mariä (s. Erzengel II B 1). Zu den frühesten Darstellungen Gabriels in byzantinischer Herrschertracht gehört die Miniatur Par.gr. 510 fol. 100v, zw. 880/886 (s. und); wenig verändert noch in der Ikonen-malerei wiederzufinden (Likha~ev II Abb. 387). In der abenländischen Kunst vom Hochmittealter an trägt Gabriel oft liturgische Gewandung, in Renaissance und Barock auch den Peplos. Haartracht: Band (Taenie), bisweilen Diadem, z. B. Apsismosaik der Kirche Panhagia Angeloktistos, Chiti, Zypern, 7. Jh. (D. Talbot Riee, Byz. Kunst [Mü 1964] Abb. 155); Simone Marsini, Verkündigung, Uffiz., 1333 (G. Paccagnini, Simone Martini [Mü 1955] Tf. 39 85). Seine Flügel sind oft aus Pfauenfedern: z. B. Panhagia Angeloktistos zu Chiti (s. o.) oder auf dem Verkündigungsbild v. F. Cossa, Drsd., n. 1470.
C. Attribute: Botenstab, am häufigsten bei der Verkündigung (z. B. Mosaik der Basilika von Parenzo, Istrien, um 540); Kreuzstab (Bronzebeschlag, ca 6. Jh., Berlin; Wulff Bildw 1 Nr. 826); Kreuz (selten); Stab (Labarum) mit 3maligem Hagios (Mosaik in Classe) s. o., Zepter und Globus (s. Erzengel II B 2); Lilienstengel, Oliven- und Palmenzweig im Hochmittelalter und in der Renaissance, besonders bei Verkündigungsdarstellung (Tizian, Verkündigung, um 1570, S. Salvatore, Venedig); Schriftrolle oder -band (mit Botschaft); Rauchfass (selten): auf dem Kruzifix von 1228 im Domschatz von Padua (A. Moschetsi: Dedalo 6 [1925/26] 97); Schwert: Fresko in Pyrgi (s. u.); Spiegel, von dem Gabriel die Befehle Gottes abliest: russische Darstellung; Geisttaube: Kupferstich von G. de Jode, Ende 16. Ih. (Lit. 3 Tf. 30). Gabriel steht in byzantinischen Darstellungen oft auf einem Schemel (Zeichen der Würde). Ungewöhnlich ist die Darstellung Gabriels über einem Drachen: Gegenstück zu Michael im Anastasismosaik zu Torcello, um 1200 (Lit. 10, 193 Abb. 5); Marienputto (s. o.) im Rokoko (selten).
D. Szenen (in Auswahl; zu den Szenen, die Gabriel zusammen mit anderen Erzengeln darstellen (s. Erzengel II A): Vertreibung aus dem Paradies: Elfenbeinkasten, 13. Jh., im Cleveland-Museum (Goldschm.Weitz. 1 Nr. 67 d). Deutung der Vision Daniels: Bibel der Bibliothek Dijon (C. Oursel, La min. du l2e siecle a labbaye de Citteaux [Dijon 1926] 67 Tf. 9). Verkündigung an Zacharias Aussendung mit dem Auftrag der Verkündigung an Maria: Homilie des Jakobos von Kokkinobaphos, Par.gr. 1208 fol. 153, 1. H. 12. Jh. (H. Omont: Bull. Soc. Fr. Reprod. Mscr. 11 [1927] Tf. 19) und in der Ikonenmalerei (Likha~ev II Abb. 547). Verkündigung an Maria; Anbetung der Drei Könige: Apokalypse von Gerona fol. 15, J. 975 (S. Beati a Liebana in Apc. Cod. Gerundensis [Olten -Lausanne 1962]). Gabriel als Ankünder der Passion: Ikone, 16. Jh., Leningrad (Kondakov RIk Tf. 94). Siehe dazu auch A. Gruber, Passionsmotive in der Kunst: Dolomiten Nr. 69 (25. 3. 1970) 5. Verkünder des Todes an Maria: Fresko in Sv. Kliment, Ohrid, 1295 (Hallensleben 71). Gabriel (Beischrift griechisch Archistrategos) krönt Kaiser Basilios: Miniatur Par.gr. 510 fol, 100v, zwischen 880/886 (Ousont Mscr 13 Tf. 19); Gabriel als Orant: Fresco, 12. Jh., der Kapelle S. Gabriel Arcangelo, Rom (Lit. 1; G. Matthiae, Pittura romana del Medioevo II [R 1966] 30 Abb. 27 29). Gabriel als Wächter (Beischrift griechisch Phylax): Fresko in Pyrgi, um 1310 (A. S. Ioannou, Byz. Frescoes of Euboea [At 1959] Tf. 57). Gabriel in der Engelsynaxis, Festbild zum 26. März (Stroganow-Ikonenmalerhandbuch [Mü - Autenried 1965] 260 f). Gabriel in der Darstellung der Wurzel Jesse: Wolfenbüttel, Cod. Helmst. 568 fol, 6v, 13. Jh. (Haseloff Malerseh Tf, 33). Gabriel als Einhornjäger: bisweilen in der gotischen Kunst (Lit. 4, 125; Lit. 10, 117; 7 Einhorn), Einen Zyklus von Gabriellegenden weist eine äthiopische Handschrift von Narga Selasse auf, Mitte 18. Jh. (Ausstellung Koptische Kunst [Essen 1963] Nr. 583.).
VIII. RAPHAEL
1. Name und Quellen: Hebr. refael = Gott hat geheilt oder Heil von Gott; lateinisch medicina Dei. Raphaels Name als Personenname erscheint in 1 Chr 26, 7. Nach Tob 12, 15 ist Raphael ,,einer der sieben hl. Engel", die die Gebete der Gerechten zu Gott empor tragen. Seine wichtigste Rolle findet man in der Tobias-Geschichte (Tob 5, 13ff Raphael ist auch Helfer in zahlreichen Notlagen, Patron der Apotheker und Ärzte bisweilen Beschützer der Wanderer (Haag BL 1447 [1. Burkard]; weitere Quellen und Lit. LTIIK2 VIII 991s.)
II. Ikonographie. A. Zur Gestalt Raphaels: Raphael wird ausschließlich als bartloser Jüngling dargestellt; seine Tracht ist von der Tracht anderer Erzengel nicht zu unterscheiden. Als Attribut trägt er meist Kreuzes- oder Wanderstab, bisweilen führt er als Attribut den jungen Tobias mit sich, oder trägt auch einen Fisch in der Hand sowie die Büchse mit der Fischgalle, die die Blindheit des alten Tobias heilte.
B. Zu den Darstellungen Raphaels vgl. vor allem die Szenen aus der Geschichte, des Tobias; ferner die Darstellung der 7 Erzengel; meist zusammen mit Gabriel und Michael, allein äußerst selten; einige Beispiel: Bei der Thronassistenz Christi, Chorfresken, S. Angelo in Formis bei Capua, 1078/87 (Demus-Hirmer Abb. 16); auf Benedetto Antelamis Relief der Kreuzabnahme, Parma, Dom, 1178/79, stößt Raphael die Krone vom Haupt der Synagoge herunter (Francovich II Abb. 194); auf dem Dreikönigschrein, Köln, Dom, 1181/91 trägt Raphael die Arma Christi (Schnitzler Tf.-Bd Abb. 111)
IX. URIEL
I. Quellen: Die außerkanonischen Bücher Henoch (9, 1-10 und 10, 1 ff) und 4 Esra (4, 1) nennen Uriel als einen der Erzengel; er öffnet beim Weltgericht die Tore der Unterwelt und bringt die Toten vor Gottes Richterstuhl, ist Strafengel oder Engel der Buße. Uriel ist ein aus dem Altjudentum übernommener Name, wobei der erste Vokal als U oder A nicht ganz geklärt ist! (Ambros, De fide III 20; Sibylinnen II 215). Quellenliteratur: H. Fries, Handduch theologischer Grundbegriffe 1 [Mü 1962] 272s (J. Michl); LThK X 559f (J. Michl).
II. lkonographie: Gewöhnlich erscheint Uriel zusammen mit anderen Engeln (s. Erzengel), im byzantinischen und auch abendländischen Bereich meist mit Michael, Gabriel und Raphael zsammmen, eventuell auch im Kreis der 7 Erzengel mit außerdem Jehudiel, Barachiel und Sealtiel nach Vision des Amadeus Menez de Silva (1420-82). Von der römischen Kirche abgelehnt, ist er dennoch auf einigen westlichen Denkmälern benannt: Mosaiken in S. Maria Maggiore Rom, 4./5. Jh., und S Apollinare Nuovo, Ravenna, 6. Jh., sowie (zerstört, aber textlich überliefert) über dem Altar von Notre Dame la Daurade, Toulouse, 6. Jh. (H. Woodruff, The Iconogr. and Date of the Mosaics of La Daurade: ArtBull 14 [1931] 80-104, bes. 89). Darstellung auf der Hohlform einer spätmerowingischen Patene, 8. Jh., aus Gemigny, heute Museum in Orleans (V. H. Elbern, Der eucharistische Kelch im frühen Mittealter [B 1964] 136 Abb. 118 a). Von einem von Byzanz abhängigen Trinitätsfresko in Palermo beeinflusst ist Stich von H. Wierix, 2. Hälfte 16. Jh., Bibliothek National, Paris Cab. Estampes (Mäle XVII Abb. 176). Als Deckenmalerei in St. Michael zu Hildesheim (1960 nach dem in barock Kopie überliefertem Original gemalt) erscheint Uriel als einziger Erzengel nicht nimbiert. Als Stuckrelief von Ä. Q. Asam an der Gewölbeschale des Langhauses von 1721 in der Klosterkirche Weltenburg (R. Hoffmann, Kloster Weltenburg und seine Asamkirche [Mü 1931] Tf. 8).
Uriel tritt auch als Begleiter des Knaben Johannes in der Wüste auf, er führt ihn oder trägt ihn auf der Schulter (die Szene ist östlichen Ursprungs und basiert auf dem Text des Protoevangeliums): Gemälde, Detail vom Johannes-Altar, um 1260-70, Siena Pinakothek (Lit. 3 Abb. 4; vgl. auch Abb. 2 10); Fresko im Baptisterium zu Parma, um 1259-70 (L. Testi, Le Baptistere de Parme [Fi 1916] Abb. 162); möglicherweise lässt sich der Engel auf Leonardos Felsgrottenmadonna ebenfalls als Uriel deuten.
Als Attribut trägt Uriel dessen Name als Lux vel Ignis Dei = Licht oder Feuer Gottes gedeutet wird Schwert, Flamme oder auch Laterne oder Weihrauchschale und wird mit dem Engel am Paradiesestor identifiziert.
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